Die Preise für Gas explodieren geradezu und unsere Politiker versuchen auf der ganzen Welt von weiteren Anbietern Gas zu beziehen, um die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland auszugleichen. Doch auf die Anfragen in Katar, Norwegen oder in Kanada sind die Antworten ernüchtern (Heise: 25.08.22). Kurzfristig kann niemand liefern, um die aktuelle Gaskrise abzuwenden. Derweil schöpfen die Politiker Hoffnung, die Energieversorgung mit grünem Wasserstoff sicherstellen zu können und läuten damit die nächste Illusion bei der Energiewende ein.
Das neue Wundermittel heißt jetzt grüner Wasserstoff
Die Energiewende basiert auf politischen Versprechungen, die nie eingetroffen sind. So sollten die Energiekosten mit dem Ausbau alternativer Energien für die Verbraucher sinken, während man mit der Abschaltung der Kohle- und Atomkraftwerke den Klimawandel stoppt. Eingetreten ist das genaue Gegenteil. Die Energiepreise explodieren geradezu und bei allen Energieträgern herrscht Mangel. Gaskraftwerke werden wieder durch Kohlekraftwerke ersetzt und der CO₂-Ausstoß steigt wieder. Um das zu kaschieren, flüchtet die Politik in immer neue Versprechungen, die diese Probleme in der Zukunft lösen sollen. Das neue Wundermittel heißt jetzt grüner Wasserstoff. Dieser soll in Zukunft zur Stahlerzeugung eingesetzt werden, Chemiefabriken mit Energie versorgen, Lkws, Schiffe und Flugzeuge antreiben und bei Flaute in umgerüsteten Gaskraftwerken Strom erzeugen.
Politiker folgen bei Wasserstoff genau dem gleichen Muster wie bei den erneuerbaren Energien
Auch als Bundeskanzler Scholz aus Kanada zurückkam, sprach er von einem großartigen Deal bezüglich grünem Wasserstoff. Dabei suggeriert man immer wieder, dass man diese Technologie sofort einsetzen könnte, wenn nur genug Wasserstoff zur Verfügung stünde. Dabei wird vollkommen ignoriert, dass Fachleute Wasserstoff auch im kommenden Jahrzehnt immer noch für ein extrem teures Nischenprodukt halten. Auch dessen Anwendungsbereich würde sich aktuell auf einen sehr kleinen Umfang beschränken, denn die Technologie zur Verwendung des Wasserstoffs ist noch gar nicht breitbandig entwickelt. Doch die Politiker folgen bei Wasserstoff dem genau dem gleichen Muster wie bei der Energiewende.
Utopische Zielvorgaben
Wie bei der Energiewende ruft die Regierung Ziele aus, die nie erreicht werden. Dazu werten Zielwerte definiert, die einzig und alleine der Fantasie einiger weniger Ideologen entspringen. Bei der Energiewende waren dies die Anzahl der Windräder, Solaranlagen, Ladesäulen und Wärmepumpen, die in einer vorgegebenen Zeit in Betrieb gehen, sollten. Beim Wasserstoff sind es Wasserstofffabriken, die vorwiegend in Afrika, Südamerika oder jetzt in Kanada entstehen sollen. Alle diese Anlagen sind noch nicht einmal geplant und werden, wenn überhaupt, noch lange Zeit nicht gebaut sein. In ein paar Jahren kommt dann, wie auch bei der Energiewende, das große Erwachen.
Die nächste Illusion – Plan und Wirklichkeit klaffen weit auseinander
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Zielwerte für die erneuerbaren Energien im Jahr 2030 mit dem aktuellen Stand abgeglichen. Dabei hat der Ausbau der Photovoltaik gerade 30 Prozent, bei den Windparks auf See bei 26 Prozent und bei E-Autos fünf Prozent der von der Politik vorgegebenen Zielwerte erreicht. Windparks an Land kommen nach 20 Jahren Förderung immerhin auf die Hälfte des Zielwerts. Dieser „Erfolg“ wurde allerdings mit mehreren hundert Milliarden Euro an Subventionen und den höchsten Energiepreisen Europas, wenn nicht gar der ganzen Welt erkauft. Versprochen wurde aber niedrigere Energiepreise, nach dem Motto. „Die Sonne schickt keine Rechnung“.
Das gleiche Vorgehen kann man jetzt beim grünen Wasserstoff beobachten. Gerade hat Wirtschaftsminister Robert Habeck das Ziel, die Produktion von grünem Wasserstoff bis zum Jahr 2030 gegenüber den ursprünglichen, bereits utopischen, Plänen zu verdoppeln. Da dazu die Energieerzeugung in Deutschland nicht annähernd ausreicht, sollen Tankschiffe Wasserstoff aus Kanada, Katar und weiteren afrikanischen und südamerikanischen Länder nach Deutschland bringen. Die nächste Illusion bei der Energiewende, denn dabei ignoriert man vollständig, dass diese Länder die dazu erforderliche Energie selbst benötigen könnten. Genau an dieser Problematik ist auch das vor einigen Jahren ähnlich gehypte Projekt Desertec gescheitert.
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