Die geplante Tiefengeothermie am Ammersee ist gescheitert. Nach Utting zieht auch Dießen die Reißleine. Ein Gutachten zeigt: Die Kosten explodieren. Die Marktgemeinden sehen keine Chance auf Wirtschaftlichkeit. Trotz ehrgeiziger Pläne überwiegen wirtschaftliche Risiken und technische Hürden. Die kommunale Energievision für den Ammersee scheitert an der Realität (merkur: 06.07.25).
Tiefengeothermie am Ammersee wirtschaftlich nicht tragbar
Im Gemeinderat Dießen stellte die GEF Ingenieur AG ihre Ergebnisse vor. Vorstand Dr. Max Peters brachte es auf den Punkt: „Die Kosten für Tiefengeothermie am Ammersee-Westufer sind mit Abstand nicht wettbewerbsfähig. Das kriegen Sie nicht schöngerechnet.“ Die Marktgemeinde beschloss daraufhin einstimmig das Aus des Projekts. Bereits zuvor hatte sich Utting verabschiedet.

Windach hatte 2023 eine bergrechtliche Genehmigung zur Erdwärmeerkundung erhalten. Das Untersuchungsgebiet umfasste rund 98 Quadratkilometer. Gemeinsam mit Klimamanager Dr. Daniel Gehr bemühte sich Bürgermeister Richard Michl um eine interkommunale Beteiligung. Acht Gemeinden zeigten Interesse – in der Hoffnung, Risiken und Kosten gemeinsam zu tragen.
Kostenlawine am Ammersee stoppt Energietraum
Die Prognose der GEF ließ keine Zweifel offen. 136 Millionen Euro Gesamtkosten bis 2030 – allein 85 Millionen für das Hauptwärmenetz mit 105 Kilometern Leitungslänge. Nicht enthalten: lokale Verteilernetze und Hausanschlüsse. Besonders problematisch: zersiedelte Ortsteile wie Dettenschwang oder Riederau. Hinzu kamen Hindernisse wie Schutzgebiete, Bahntrassen und Autobahnen.
Selbst bei einer Förderung von 40 Prozent fehlte die wirtschaftliche Basis. Peters riet dennoch dazu, die gewonnenen Daten für kleinere Nahwärmelösungen zu nutzen. Die generelle Idee der Geothermie müsse nicht aufgegeben werden – das große Projekt am Ammersee allerdings schon.
Wirtschaftlich nicht darstellbar: Gemeinden ziehen Konsequenzen
Bürgermeisterin Sandra Perzul rechnete mit einem Wärmepreis von 245 Euro pro Megawattstunde im Jahr 2030. Bis 2045 sei ein Anstieg auf 388 Euro zu erwarten. Diese Zahlen ließen keinen Spielraum. Auch die Nachbargemeinden kamen zum selben Ergebnis. Ein wirtschaftlicher Betrieb erscheine ausgeschlossen.
Die Marktgemeinde Dießen fasste daher einen klaren Beschluss. Die interkommunale Zusammenarbeit zur geothermischen Wärmeversorgung endet. Die Vision einer klimaneutralen Energieversorgung für die Region bleibt vorerst eine Zukunftsfrage. Der Ammersee muss auf andere Lösungen hoffen.
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