US-Behörden untersuchen derzeit chinesische Funkmodule, die in Solaranlagen verbaut sein sollen. In mehreren Fällen stießen Experten auf verdächtige Bauteile, die eine Fernsteuerung ermöglichen könnten. Besonders betroffen sind Wechselrichter, die Strom aus erneuerbaren Quellen in die Netze einspeisen. Diese Geräte stammen oft aus China und gelten als sicherheitsrelevant für westliche Infrastrukturen. Der Verdacht: Über versteckte Kommunikationswege lassen sich diese Systeme manipulieren (spiegel: 14.05.25).
Versteckte Funkmodule untergraben Netzsicherheit
In technischen Unterlagen tauchen viele dieser Funkmodule nicht auf. Zwei Insider berichteten gegenüber Reuters, dass Kommunikationsgeräte in chinesischen Wechselrichtern und Batteriesystemen gefunden wurden, obwohl sie dort laut Spezifikationen nicht existieren dürften. Selbst Mobilfunktechnik sei identifiziert worden – ein klarer Hinweis auf verdeckte Kommunikationsmöglichkeiten. Die eingebauten Module umgehen teilweise Firewalls, die Energieversorger zum Schutz vor Zugriffen einsetzen.

Zugänge für Fernwartung gelten zwar als Standard, doch die Existenz nicht dokumentierter Funkmodule lässt auf gezielte Hintertüren schließen. Diese könnten aus der Ferne aktiviert werden, um Systeme lahmzulegen oder Einstellungen zu verändern. Solche Angriffe gefährden nicht nur einzelne Anlagen, sondern könnten ganze Stromnetze ins Wanken bringen.
Fernsteuerung mit gravierenden Folgen
Selbst bei dezentralen Systemen in Privathaushalten besteht ein erhebliches Risiko. Wenn viele kleine Wechselrichter gleichzeitig beeinflusst werden, kann das erhebliche Auswirkungen auf die Netzstabilität haben. „Wenn man eine ausreichend große Anzahl von Heim-Solarwechselrichtern fernsteuert und sabotiert, könnte das für das Netz über einen längeren Zeitraum katastrophale Auswirkungen haben“, betonte Uri Sadot vom israelischen Hersteller SolarEdge.
Ein gezielter Angriff könnte etwa 3 bis 4 Gigawatt aus dem Netz reißen – genug, um kritische Versorgungslagen auszulösen. Das Risiko steigt mit der wachsenden Verbreitung von Solaranlagen. Doch bei vielen Kleinsystemen greifen keine erweiterten Sicherheitsvorgaben, obwohl sie inzwischen einen nennenswerten Anteil an der Energieversorgung leisten.
Abhängigkeit von chinesischen Technikriesen
Laut Wood Mackenzie lag der weltweite Marktanteil von Huawei bei Wechselrichtern 2022 bei 29 Prozent. Auch Sungrow und Ginlong Solis dominieren die Branche. Diese Abhängigkeit betrifft nicht nur große Versorgungsnetze, sondern auch private Anlagen. Die kritische Masse sei längst erreicht, warnt Philipp Schroeder, Geschäftsführer des deutschen Solarunternehmens 1Komma5.
„Chinas Dominanz wird zu einem größeren Problem, weil die Kapazität der erneuerbaren Energien in den westlichen Netzen wächst und die Wahrscheinlichkeit einer längeren und ernsthaften Konfrontation zwischen China und dem Westen steigt.“ Noch vor wenigen Jahren hätte eine Abschaltung chinesischer Komponenten kaum Auswirkungen gehabt. Heute jedoch drohen flächendeckende Störungen.
Politische Relevanz der Funkmodule wächst
Die technische Kontrolle über zentrale Stromkomponenten verschiebt das Gleichgewicht in geopolitischen Konflikten. Funkmodule in Solaranlagen stellen nicht nur ein technisches, sondern auch ein strategisches Risiko dar. Besonders problematisch: Viele dieser Geräte lassen sich aus der Ferne aktivieren, ohne dass dies von den Betreibern bemerkt wird. Dadurch kann ein Angriff jederzeit und koordiniert erfolgen.
In Europa sind laut SolarPower Europe mittlerweile 338 Gigawatt an Solarenergie installiert. Doch das Sicherheitsniveau vieler Systeme hinkt dieser Entwicklung hinterher. Ohne präzise Kontrollen, verbindliche Standards und politische Konsequenzen könnte die Infrastruktur für erneuerbare Energien zu einer stillen Schwachstelle westlicher Stromnetze werden.