Frankreich warnt EU – Pläne zum Verbrenner-Verbot gefährden die Automobilbranche

Frankreich äußert schwere Bedenken gegen das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU. Die Regierung fordert eine Überarbeitung de Pläne, um eine Krise der Automobilindustrie zu verhindern. Andernfalls könnte die Energiewende ins Stocken geraten (fr: 31.01.25).


Dringlicher Appell französischer Minister

Drei französische Minister – Marc Ferracci (Industrie), Agnès Pannier-Runacher (Umwelt) und Benjamin Haddad (Europa) – haben in einem Beitrag in der Wirtschaftszeitung „Les Echos“ einen dringlichen Appell an die EU gerichtet. Sie fordern Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf, den Zeitplan des europäischen Green Deals um mehrere Jahre zu verschieben. Andernfalls drohe ein „gravierender politischer Fehler“. Die Minister vertreten offenbar die Position der gesamten Regierung und von Präsident Emmanuel Macron.

Frankreich äußert schwere Bedenken gegen EU-Pläne zur Verbannung von Verbrennungsmotoren ab 2035 und fordern eine Verschiebung
Frankreich äußert schwere Bedenken gegen EU-Pläne zur Verbannung von Verbrennungsmotoren ab 2035 und fordern eine Verschiebung

Die Pläne der EU sehen vor ab 2035 den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Laut aktuellen Zielen müsste bereits heute jedes vierte verkaufte Auto elektrisch fahren. Tatsächlich liegt der Anteil in Frankreich und Europa jedoch erst bei rund 16 Prozent. Sollte sich daran nichts ändern, drohen den Herstellern Bußgelder in Höhe von 15 Milliarden Euro.

Umweltbedenken gegen das Verbot

Die Minister argumentieren nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch. „Unsere Fähigkeit, die Energiewende unserer Autoindustrie zu begleiten, würde nachhaltig geschwächt“, heißt es in ihrem Beitrag. Sie befürchten Entlassungen und Werkschließungen, die die Branche in eine „historische Krise“ stürzen könnten. Experten in Paris halten diese Einschätzung für realistisch.

Um die hohen Strafen zu vermeiden, schlagen einige Hersteller vor, mit Konkurrenten wie Tesla Kooperationen einzugehen. Der Stellantis-Konzern, zu dem Marken wie Peugeot und Citroën gehören, erwägt sogar den Kauf von CO₂-Krediten von amerikanischen oder chinesischen Wettbewerbern. Renault lehnt dies jedoch ab. Ein Manager äußerte anonym: „Wir wollen doch nicht unsere Feinde finanzieren.“ Stattdessen setzt Renault auf den vollelektrischen Renault 5, während Citroën auf den C3 hofft.

Produktionskürzungen als Ausweg?

Die europäischen Autohersteller stehen vor einem Dilemma: Entweder sie zahlen hohe Bußgelder, oder sie drosseln die Produktion. Dominique Seux, ein Pariser Autoexperte, bezeichnet diese Situation als „geradezu absurd“. Bereits jetzt entlassen französische Hersteller massenhaft Mitarbeiter und verlagern Produktionsstätten ins Ausland. Der Reifenhersteller Michelin streicht 1250 Stellen in der Bretagne, der Zulieferer Valeo sogar 870.

Sollten die Hersteller die Produktion weiter reduzieren, um Strafen zu vermeiden, könnte dies das Ende der Branche bedeuten. Seux betont, dass nicht nur die EU für die Probleme verantwortlich sei. Viele Herausforderungen seien hausgemacht. Der Rücktritt von Stellantis-Chef Carlos Tavares unterstreicht dies. Er kritisierte die hohen Autopreise und die Umweltbelastung durch die Batterieproduktion. Seiner Ansicht nach erreicht ein Elektroauto erst nach 70.000 Kilometern eine bessere CO₂-Bilanz als ein Hybridfahrzeug.


Staatliche Sparmaßnahmen verschärfen die Lage

Auch die französische Regierung trägt eine Mitschuld an der aktuellen Situation. Der staatliche Kaufbonus für Elektroautos wurde mehrfach gekürzt – von anfänglich 7000 Euro auf nun 2000 Euro. Gleichzeitig wirbt Paris für die Einführung eines europäischen E-Auto-Bonus. Diese Sparmaßnahmen haben die Attraktivität von Elektrofahrzeugen deutlich verringert und die Krise der Branche weiter verschärft.

Fazit: Das geplante Verbrenner-Verbot der EU stellt die Automobilindustrie vor enorme Herausforderungen. Frankreich fordert eine Überarbeitung der Pläne, um wirtschaftliche und ökologische Folgen abzumildern. Ob Brüssel darauf eingeht, bleibt abzuwarten.

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