Immer wieder kann man in verschiedenen Artikeln lesen, wie wir durch fantastische Erfindungen unsere Stromversorgung in Zukunft bald sichern können. Darunter fallen Artikel wie, Strom aus Schwingungen eines Parkettbodens, oder Strom durch Schweiß auf dem T-Shirt. Es gibt dazu viele Beispiele, wie auch Strom aus Luftfeuchtigkeit, hier hat man es sogar geschafft mit großem Aufwand eine 10 Watt Leuchte kurz zum aufleuchten zu bringen. Allerdings benötigt man dazu, bei einer Leistung von 5,5 Microwatt pro Quadratzentimeter, eine Fläche von 182 Quadratmetern. Für eine Leistung von einem Kilowatt würden man 2,5 Fußballfelder benötigen. Man könnte dies mit zig weiteren solcher Erfindungen, beziehungsweise Artikeln dazu, fortsetzen. Dabei suggerieren die Verfasser dieser Artikel fast immer, dass diese Erfindungen in der Lage sind in Zukunft unsere Stromversorgung zu sichern.
Wir wollen diese Erfindungen hier auf keinen Fall schmälern. Sicher kann man damit Verbraucher mit geringer Leistungsaufnahme im Bereich von einigen wenigen Watt oder gar nur Milliwatt betreiben. Bei unserer Stromversorgung geht es aber mindestens um Megawatt um einen nennenswerten Beitrag leisten zu können, also um gleich mehrere Zehnerpotenzen mehr.
Grundsätzliche Bedingungen zur Stromerzeugung
Bei der Stromerzeugung und großflächigen Versorgung stellen sich in erster Linie drei grundsätzliche Fragen:
- ist es physikalisch möglich
dies ist bei den genannten Erfindungen praktisch immer der Fall und darüber wird auch berichtet - sind die erforderlichen Quantitäten darstellbar
dabei scheitern die allermeisten dieser Erfindungen und auch in den Berichterstattung fehlen meist die entsprechende Angaben dazu - ist es wirtschaftlich umsetzbar
hier kommt das definitive Aus für nahezu alle dieser Erfindungen. Angaben über Kosten fehlen in entsprechenden Artikeln praktisch immer.
Fantastische Erfindungen – oft fehlt Kenntnis der Größenordnung um die es geht
Bei all den genannten, sowie ähnlichen Artikeln berichtet man immer nur über den ersten Punkt, der physikalischen Möglichkeit. Zum zweiten und dritten Punkt, der darstellbaren Quantität und den damit verbundenen Kosten findet man praktisch schon nichts mehr. Selbst wenn man entsprechende Angaben findet, wie beim Solardach auf dem Elektroauto, sind diese meist völlig unrealistisch. Die dort angegebenen Reichweiten sind bestenfalls rein theoretisch unter optimalen Verhältnissen möglich d.h. das Fahrzeug müsste das ganze Jahr über, jeden Tag solange es hell ist, immer ohne Verschattung, bei wolkenlosem Himmel in optimaler Ausrichtung zur Sonne stehen.
Hier stellt sich die Frage, ob die entsprechenden Autoren es selbst nicht verstehen, oder diese Informationen bewusst unterschlagen. Überschriften wie „Piezoelektrisches Holz macht Parkettboden zum Kraftwerk“ lässt aber ersteres vermuten. Bei der beschriebenen Erfindung geht es bestenfalls um die Kapazitäten einer winzigen Knopfzelle, zu einem echten Kraftwerk fehlen da mindestens sechs Zehnerpotenzen.
Milli- , Kilo-, Mega-, Giga-, Tera-Watt
Das Problem mit den Zehnerpotenzen ist aber auch eine Folge unseres Bildungssystems. Viele Leser sind vermutlich gar nicht in der Lage die entsprechenden Größenordnungen richtig einzuschätzen. Anders kann man sich nicht erklären, dass man entsprechende Artikel in den sozialen Netzwerken, als Retter der Stromversorgung bezeichnet.