Die voranschreitende Deindustrialisierung der deutschen Automobilbranche mündet in einem massiven Job-Massaker, das in seiner Dimension einzigartig ist. Ex-VW-Chef Matthias Müller identifiziert das politisch forciert durchgesetzte Verbrennerverbot als zentralen Treiber einer eskalierenden Autoindustriekrise. Dieser abrupte Technologiewandel bedroht nicht nur die industrielle Wertschöpfung, sondern erschüttert auch das soziale Gefüge zahlloser Regionen, die über Jahrzehnte von einer starken automobilen Tradition getragen wurden. Das daraus entstehende Arbeitsplatzsterben – eine regelrechte Arbeitsplatzkatastrophe – trifft den einstigen Vorzeigesektor der deutschen Volkswirtschaft ins Herz (turi.one: 29.10.25).
Politische Ignoranz verstärkt das Job-Massaker
Müller äußert sich in einem Interview unmissverständlich: „Wir erleben ein Job-Massaker in der Autoindustrie.“ Seine Kritik richtet sich primär an politische Entscheidungsträger, die aus ideologischen Gründen an einem radikalen Verbrennerverbot festhalten. Für ihn ist diese Regulierung keineswegs ein Akt klimapolitischer Weitsicht, sondern Ausdruck gefährlicher Realitätsferne. Eine solch forcierte Kehrtwende im Antriebskonzept sei nicht nur wirtschaftsfeindlich, sondern sozial explosiv – und sie führe direkt in den Industrieverfall.

Parallel dazu erstarkt der internationale Wettbewerb: Während rationalisierende Eingriffe hierzulande Arbeitskräfte freisetzen, nutzt der asiatische Markt den Innovationsumbruch, um technologische und wirtschaftliche Dominanz zu sichern. Müller sieht in dieser Entwicklung eine schleichende, aber bewusst programmierte Branchenkrise, die Deutschlands industrielle Zukunft ernsthaft bedroht.
Managementversagen beschleunigt den Strukturbruch
Doch Müller übt ebenfalls Kritik an den Führungsetagen der Industrie. Statt den Transformationsprozess durch technologische Vielfalt abzusichern, habe man einseitig auf Elektromobilität gesetzt – und damit riskant balanciert. Dieser Fehlfokus verschärfe die Autoindustriekrise, da essenzielles Know-how und zukunftsfähige Alternativen schlicht vernachlässigt wurden. Müller beschreibt diese Strategie als kurzsichtig, ja nahezu „waghalsig“, denn sie manövriert eine vormals globale Schlüsselbranche direkt in eine Sackgasse.
Ohne ein grundlegendes Umdenken droht der Deindustrialisierungsprozess weiter anzudauern. Die Zersetzung der industriellen Substanz sei ein schleichender, aber irreversibler Vorgang, wenn nicht bald gegengesteuert wird. Aus Müllers Sicht trägt jeder weitere Tag ohne Korrektur der Fehlentscheidungen weiter zum wachsenden Job-Massaker bei – mit weitreichenden Folgen für Beschäftigte, Zulieferer und die gesamte volkswirtschaftliche Stabilität.
Der Technologiewandel als letzte Chance
Dennoch bleibt Müller nicht bei der Diagnose stehen. Er fordert von Politik und Wirtschaft einen realistischen Kurswechsel: Technologieoffenheit statt dogmatischer Vorgaben. Elektromobilität könne Teil der Lösung sein – keinesfalls jedoch der alleinige Weg. Synthetische Kraftstoffe, Wasserstofftechnologien und Hybride müssen gleichrangig berücksichtigt werden. Zudem bedarf es einer entschlossenen Entlastung von Unternehmen durch sinkende Energiekosten und den Abbau regulatorischer Fesseln. Nur so lasse sich das entstandene Gefälle aufhalten – und die Autoindustriekrise in kontrollierbare Bahnen lenken.
Fehlt dieser politische und wirtschaftliche Mut zur Korrektur, verfestigt sich der Industrieverfall – und mit ihm das Job-Massaker. Doch mit klugen Maßnahmen, technologischem Weitblick und einer Rückbesinnung auf industrielle Kernkompetenzen bleiben Deutschlands Chancen intakt.
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