EU streitet über Nachhaltigkeit von Atomkraftwerken

Innerhalb der EU-Mitgliedstaaten ist die Nutzung der Atomkraft zur Stromerzeugung umstritten. Die drastisch gestiegenen Energiepreise fachen aber die Diskussion mittlerweile stark an. Frankreichs Staatsoberhaupt Macron bringt das Thema Atomkraft bei jeder Gelegenheit zur Sprache und drängt darauf die Kernkraft als saubere, sichere, unabhängige und wettbewerbsfähige kohlenstoffarme Energiequelle einzustufen. Die Nachhaltigkeit von Atomkraftwerken ist aber in der EU umstritten.


Diskussion zur Nutzung der Atomkraft nimmt wieder Fahrt auf

Die Grüne halten dagegen Atomkraft nach wie vor für viel zu gefährlich und fordern den kompletten Ausstieg aus der Technologie. Die Rekordenergiepreise für Gas und Kohle und die damit einhergehende Unsicherheit bei der Energieversorgung haben die Diskussion in Europa neu entfacht.

EU streitet über Nachhaltigkeit von Atomkraftwerken. Frankreich drängt auf den Bau neuer Atomreaktoren um unabhängiger zu werden.
EU streitet über Nachhaltigkeit von Atomkraftwerken. Frankreich drängt auf den Bau neuer Atomreaktoren um unabhängiger zu werden.

Frankreich macht Druck um Kernenergie als nachhaltig einzustufen

Der für die Energieversorgung zuständige französische Minister Le Maire pocht, angesichts der massiven Verteuerung der Energiekosten, darauf möglichst schnell unabhängiger von Drittländern zu werden. Le Maire stuft Kernenergie als eine kostengünstige, stabile und unabhängige Energiequelle ein. Durch deren Nutzung kann verhindert werden, dass die Verbraucher extremen Preisschwankungen ausgesetzt sind, wie wir sie derzeit bei den Gaspreisen erleben. Außerdem wäre man mit der Nutzung der Kernenergie in der Lage billigen Strom zur Herstellung von Wasserstoff in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen.


13 EU-Staaten wollen weiter Kernenergie nutzen

In den europäischen Mitgliedstaaten wir aktuell ein Viertel des Strombedarfs durch Kernkraftwerke erzeugt. Insgesamt betreiben 13 der 27 EU-Staaten 106 Atomreaktoren. Davon stehen alleine in Frankreich 56 Reaktoren, die 70 Prozent des französischen Stroms erzeugen. Deutschland will bis zum Jahresende 2022 komplett aus der Atomtechnologie aussteigen und Belgien bis Ende 2025. Italien denkt mittlerweile über einen Neueinstieg in die Atomtechnik nach.

Small Modular Reactors sollen helfen unabhängiger von Drittländern zu werden

Alleine Frankreich plant den Bau von sechs neuen Reaktoren. Zudem will man in Frankreich in den Bau neuer Reaktoren mit geringerer Leistung, so genannte „Small Modular Reactor“ (SMR) investieren. Diese neue Generation an Kernreaktoren können wie bei der Fahrzeugproduktion in Fabrikhallen vorgefertigt und dann vor Ort aufgestellt werden. Außerdem sind diese Reaktoren in der Lage Atomabfälle herkömmlicher Reaktoren zu verwerten. In diese Technologie wird auch von Großbritannien, China und Russland investiert. Auch die Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Finnland und Polen sehen in der Atomkraft eine CO2-freie Alternative zu Kohle und Gas und planen ebenfalls neue Kraftwerke.


Einstufung als klimaneutral erleichtert Finanzierung neuer Kernkraftwerke

Bei der Frage zur Einstufung der Atomkraft als CO2-freie Energiegewinnung geht es in erster Linie um die Finanzierung solcher Anlage. Stuft die EU Atomkraft als „grüne Energie“ beziehungsweise als nachhaltige Energieform ein, können diese Anlagen über entsprechende Ökofonds finanziert werden. Damit wird es viel leichter entsprechende Geldgeber zu finden, die immer stärker darauf achten, dass ihrer Investitionen klimagerecht sind.

Die Entscheidung bezüglich der Einstufung soll bis Ende des Jahres fallen. Die wissenschaftlichen Berater der EU-Kommission haben die Atomkraft bereits als nachhaltig eingestuft. Normalerweise folgt die EU auch der Empfehlung des wissenschaftlichen Rats Allerdings wehren sich Deutschland und Österreich massiv dagegen und versuchen innerhalb der EU weitere Verbündete zu finden um eine entsprechende Einstufung zu verhindern. Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze will sogar den weltweiten Atomausstieg erreichen. Angesichts der drastisch gestiegenen Energiekosten unterstützen aber mittlerweile immer mehr Bundesbürger, den Ausstieg aus dem Ausstieg und sprechen sich für Nutzung der Kernkraft aus.

Deutschland will Stromerzeugung durch Gaskraftwerke als nachhaltig einstufen lassen

Vermutlich wird es, wie immer bei EU-Entscheidungen, auf einen Kompromiss hinauslaufen, der alle zufrieden stellt, aber das angestrebte Ziel aus den Augen verliert. Deutschland drängt darauf, die Stromerzeugung durch Gaskraftwerke, als nachhaltig einzustufen. Zur Zeit zeichnet sich ein Kompromiss ab, der so aussieht, dass die Gaskraftwerke ebenfalls als nachhaltig eingestuft werden. Damit müssten deutsche Politiker nicht zugeben, dass der Atomausstieg ein Fehler war. Unsere Nachbarn könnten dann aber Kernkraftwerke bauen, von denen wir dann unseren fehlende Strom importieren können. Der fehlende Strom durch die Abschaltung unserer Atomkraftwerke würde dann zum Teil auch von Gaskraftwerken produziert. Der deutsche CO2 Ausstoß würde dadurch allerdings weiter steigen und die Entscheidung wäre damit kontraproduktiv gegenüber dem angestrebten Ziel die Emissionen weiter zu senken.

Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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