EU-Kommission bereitet sich auf Blackout vor

Die EU-Kommission bereitet sich auf einen möglichen Krisenwinter mit flächendeckenden Stromausfällen und anderen Notlagen vor. „Es ist gut möglich, dass Katastrophenhilfe auch innerhalb der EU nötig wird“, sagte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarčič, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND: 04.10.22).


EU-Kommission sieht Gefahr für einen Blackout im Winter

Mit der anhaltenden Energiekrise und dem Krieg in der Ukraine hält die EU-Kommission mittlerweile flächendeckende Stromausfälle und andere Notlagen innerhalb der Europäischen Union für möglich. Die EU sei aber, laut Janez Lenarčič, auf einen Krisenwinter vorbereitet. Die EU hätte dazu zwei Szenarien ausgearbeitet.

Vorbereitung auf zwei Szenarien ausgearbeitet

Szenario 1 betrachtet eine Notlage bei einer kleinen Anzahl von Mitgliedstaaten. „Wenn nur eine kleine Zahl an Mitgliedsstaaten von einem Zwischenfall wie einem Blackout betroffen ist, können andere EU‑Staaten über uns Stromgeneratoren liefern, wie es während Naturkatastrophen geschieht“, sagte der EU-Kommissar.

Im Szenario 2 berücksichtigt eine Notlage bei einer großen Anzahl der Mitgliedstaaten. Wäre eine große Zahl an Ländern gleichzeitig betroffen, sodass die EU‑Länder ihre Nothilfelieferungen an andere Mitgliedsstaaten deckeln müssten, könne die Kommission den Bedarf aus ihrer strategischen Reserve bedienen.

EU-Kommission sieht Gefahr für einen Blackout im Winter. EU-Kommissar will Notfall zentral von Brüssel koordinieren.
EU-Kommission sieht Gefahr für einen Blackout im Winter. EU-Kommissar will Notfall zentral von Brüssel koordinieren.
Bild: Jen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Zu diesen Reserven der EU gehören, laut Lenarčič, Löschflugzeuge, Generatoren, Wasserpumpen und Treibstoff, aber auch medizinisches Gerät und inzwischen auch Medizin. „Schon während der Corona-Pandemie haben wir gelernt, dass wir nicht erst im Krisenfall reagieren können, und versuchen deshalb inzwischen, künftige Krisen vorherzusagen. Schon vor dem Krieg haben wir uns auch gegen chemische, biologische, radiologische und nukleare Notfälle gewappnet“, erklärt Lenarčič. „So konnten wir nun schon fünf Millionen Jodtabletten an die Ukraine liefern, für die Anwohner bedrohter Atomkraftwerke.“


EU-Kommissar will Notfall zentral von Brüssel koordinieren

Das EU‑Katastrophenschutzprogramm sieht vor, dass alle EU‑Mitgliedsstaaten, Hilfe im Fall von Waldbränden, Überschwemmungen, Erdbeben und ähnlichen akuten Krisen beantragen können. EU-Kommissar Lenarčič koordiniert in diesem Fall die Hilfen mit Material und Gerät aus anderen EU‑Staaten. Dies geschehe in einem Notfall noch am selben Tag, betonte Lenarčič .

Nichts aus der Katastrophe im Ahrtal gelernt

Das größte Problem bei einem flächendeckenden Notfall ist allerdings der Zusammenbruch der Kommunikation. Im Ahrtal war man nicht in der Lage, die Rettungsmannschaften in einem kleinen begrenzten Gebiet zu koordinieren, da selbst die modernen digitalen Funksysteme ausgefallen sind. Feuerwehren, Polizei, THW und Rettungsdienste setzten einzelne Melder ein, die entsprechende Informationen sammelten und persönlich zum nächsten Kommandostand brachten. Man darf gespannt sein, wie der EU-Kommissar Hilfen in ganz Europa von Brüssel aus koordinieren will, wenn weder der digitale Funk, das Mobilfunknetz noch das Telefon und das Internet funktionieren. Das Chaos ist bereits vorprogrammiert.

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