Erdgaskäufer horten auf See das Flüssiggas

Mangels ausreichender Terminals für die Weiterleitung von LNG horten deren Besitzer das Flüssiggas inzwischen auf See. Es kann als Reserve für den bevorstehenden Winter dienen, doch es dürfte den Einkäufern bei weiter steigenden Gaspreisen auch einen Extragewinn einbringen – je später es an Land gebracht wird, umso mehr (Bloomberg, 08.09.2022).


Wie funktioniert das mit dem Flüssiggas?

Flüssiggas ist verflüssigtes Erdgas, das in riesigen Tanklastern verschifft werden kann. Auch wenn die Prozedur der Verflüssigung und Verschiffung teuer ist, macht sie zunächst Pipelines überflüssig und ermöglicht es europäischen Ländern, Flüssiggas aus Kanada, den USA, den Nahen Osten und weiteren Staaten zu importieren. Darauf sind wir derzeit dringendst angewiesen, seit Russland den Gashahn über Nordstream 1 endgültig zugedreht hat. Doch irgendwann muss das Gas schließlich ins Netz eingespeist werden. Dazu dienen Terminals in Hafennähe, die das LNG aus den Tankern aufnehmen, wieder in den gasförmigen Zustand umwandeln und dann in die europäischen Erdgasleitungen einspeisen.

Erdgaskäufer horten auf See das Flüssiggas
Blid: 青空白帆, CC BY 2.1 JP, via Wikimedia Commons

Aufgrund der veränderten Energiesituation, die den massiven Import von LNG erzwingt, sind nun die bestehenden Terminals an der Grenze ihrer Kapazität angelangt. Neue sind im Bau, sie werden aber frühestens zum Jahreswechsel 2022/23 in Betrieb gehen. Daher parkt nun das schon gekaufte Flüssiggas in seinen Tankern auf dem Meer. Die durch Europa importierte Menge übersteigt inzwischen offenkundig die Aufnahmefähigkeit der Terminals an den Küsten Deutschlands und der Niederlande. Doch gibt es wirklich nur diesen technischen Grund oder steckt ein weiteres Motiv hinter dem Parken von Gas auf See – möglicherweise eine Spekulation auf höhere Preise im Winter?


Importeure könnten profitieren

In der Tat ist im kommenden Winter nochmals mit massiv steigenden Gaspreisen zu rechnen. Der Verdacht der Preisspekulation liegt daher auf der Hand. Journalisten von Bloomberg haben die Situation etwas genauer untersucht. Demnach liegt Flüssiggas derzeit in der Tat auf Halde oder vielmehr auf See, weil es an Land zu wenig Umwandlungskapazität in Terminals gibt. Die Einkäufer des LNG sind Energiehändler und Stromversorgungsunternehmen. Offenkundig haben sie bewusst und in Kenntnis der Kapazitätsgrenzen der Terminals so viel Flüssiggas eingekauft, dass Europa damit über den Winter kommen kann.

Es bleibt den Importeuren demnach gar nichts anderes übrig, als es in den Tankern zu lagern, auch wenn dies ein sehr ungewöhnlicher Schritt ist. Doch die Vorräte sollen für den kommenden Winter gehortet werden, da am Markt eine extreme Verknappung zu erwarten ist. Dass der Preis für das LNG vor seiner Weitergabe an die Endkunden nochmals drastisch steigen könnte, wäre für die Importeure ein angenehmer Nebeneffekt. Ihnen ein reines Spekulationsmotiv zu unterstellen ist indes möglicherweise zu kurz gesprungen: Europa muss sich wohl zwischen Mangellage oder drastisch erhöhten Preisen entscheiden und wählt lieber die hohen Preise, bevor es zu ausgefallenen Gasheizungen und sogar zum Blackout kommt.

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Importrekord durch Energiekrise

Die europäische Energiekrise führte zu einem Rekord bei europäischen Importen von LNG. Die Niveaus der Einkäufe übersteigen inzwischen bei Weitem die vorhandenen Terminalkapazitäten. Lager an Land für das LNG gibt es nicht in ausreichender Menge. Daher bleibt es auf See in den Tankern, was vorerst die kostengünstigste Lösung ist, auch wenn die Importeure für das Parken in Schiffen eine Gebühr bezahlen müssen.

Allerdings fragt sich, ob damit nicht wertvolle Transportkapazitäten eben dieser LNG-Tanker brachliegen. Doch womöglich will man in der volatilen Gasversorgungssituation flexibel bleiben: Dass Gazprom Anfang September wegen eines vorgeblichen technischen Defekts die Lieferung über Nordstream 1 komplett einstellt, konnte schließlich von zwei Wochen noch niemand so genau wissen. Dies könnte wiederum bedeuten, dass bei steigendem Gasbedarf das LNG nun recht schnell an Land geschafft wird.


Weltweiter Trend zu Seelagerung von LNG?

Das Phänomen von LNG in geparkten Tankern gibt es laut Bloomberg nicht nur in Europa. Importeure in Südamerika und Asien verfahren wohl ebenso, um für ihre Länder ausreichend Flüssiggas einzukaufen, bevor es die Europäer vom Weltmarkt wegkaufen. Es handelt sich also zunächst einmal um ein Versorgungs- und Logistikproblem aufgrund der einbrechenden Gaslieferungen aus Russland. Dennoch konstatiert Bloomberg, dass sämtliche Händler weltweit auch von solchen Lagerungen finanziell profitieren dürften, wenn die Gaspreise im nächsten Winter nochmals emporschießen.

Die einzig gute Nachricht dabei ist, dass es möglicherweise wirklich keine Gasversorgungskrise geben dürfte. Es scheint auf der Welt genug LNG zu geben. Das Energieforschungsunternehmen Kpler hat ermittelt, dass in den schwimmenden Speichern schon am 2. September 2022 global 1,4 Millionen Tonnen lagerten. Das ist der höchste Stand seit zwei Jahren. Fazit: Das Gas wird uns wohl nicht ausgehen. Es wird nur enorm teuer.

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