Erdgas aus deutschen Speichern wird auch ins Ausland verkauft

Politiker verkünden zwar fast täglich, dass die deutschen Gasspeicher gut gefüllt sind und dass wir gut über den Winter kommen werden. Was sie aber nicht garantieren können, ist, dass das Erdgas aus den deutschen Speichern auch in Deutschland bleibt. Die aus Steuermitteln finanzierten Reserven können durchaus in ganz Europa verteilt werden. Deshalb ist die Bundesregierung nach neusten Informationen gar nicht in der Lage zu sagen, wie viel Gas in Deutschland im Winter tatsächlich zur Verfügung steht (Focus: 02.20.22)


Erdgas in deutschen Speichern nicht exklusiv für Deutschland reserviert

Aus einem vorliegenden Schreiben des Wirtschaftsministeriums an den stellvertretenden Unions-Fraktionsvorsitzenden, Jens Spahn (CDU), geht hervor, dass die Regierung keine Angaben zur tatsächlichen Gasmenge, die im Winter zur Verfügung steht, treffen kann. In dem Schreiben heißt es: „Kenntnisse darüber, wohin das einzelne eingelagerte Gas fließt, liegen der Bundesregierung nicht vor.“ Die Bundesnetzagentur betonte gegenüber der Zeitung Bild am Sonntag „Das gespeicherte Gas ist in weiten Teilen Eigentum von Gashändlern und -lieferanten, die häufig europaweit agieren.“

Bundesnetzagentur bestätigt: Internationale Händler können Gas aus den Speichern kaufen

Dass die Gasspeicher in Deutschland gut gefüllt sind, ist richtig. Doch was die Politiker bei dieser Aussage nicht erwähnen ist, dass selbst das Gas, das die Trading Hub Europe mit Staatshilfe einkauft und eingelagert hat, nicht für Deutschland exklusiv reserviert ist. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums und der Bundesnetzagentur steht das Erdgas in den deutschen Speichern allen nationalen und internationalen Gashändlern zur Verfügung.

Erdgas in deutschen Speichern nicht exklusiv für Deutschland reserviert, Gas aus den Speichern wird auch an internationale Händler verkauft
Erdgas in deutschen Speichern nicht exklusiv für Deutschland reserviert, Gas aus den Speichern wird auch an internationale Händler verkauft
Bild: Gerd Fahrenhorst, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Letztendlich erhalten immer diejenigen das Gas, die den höchsten Preis dafür bezahlen. Dies bedeutet, dass der deutsche Verbraucher nicht nur die hohen Kosten für die Einlagerung der Reserven bezahlt, sondern noch einmal mehr bezahlen muss, um das Erdgas auch im eigenen Land nutzen zu können.

Spahn kritisierte die Antwort aus dem Wirtschaftsministerium umgehend „Das sehr teuer eingekaufte Gas in unseren Speichern muss im Winter bei den deutschen Verbrauchern ankommen. Dazu muss die Ampel endlich einen Ausspeicherplan vorlegen. Sonst wiegen volle Speicher in falscher Sicherheit.“

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