Enpal ist ein 2017 gegründetes Berliner Unternehmen, das sich auf die Vermietung und den Verkauf von Solaranlagen, Stromspeichern, Wallboxen und neuerdings auch Wärmepumpen spezialisiert hat. Mit seinem Mietmodell wollte Enpal die Energiewende für Privathaushalte beschleunigen und erlebte in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum. Doch der rasante Expansionskurs bringt zunehmend finanzielle Probleme: Statt des angekündigten profitablen Wachstums rutschte Enpal 2024 tiefer in die Verlustzone. Operativ verzeichnete das Unternehmen rund 50 Millionen Euro Minus, obwohl der Umsatz auf etwa 860 Millionen Euro stieg – weniger als ursprünglich geplant (greentech-live: 28.04.25).
Umbau und Effizienzprogramme sollen die Wende bringen
Enpal entwickelt sich damit anders als von Gründer und CEO Mario Kohle angekündigt. Noch 2023 hatte Kohle öffentlich von einem profitablen Wachstum gesprochen. Bereits im Geschäftsjahr 2023 schrieb das Unternehmen jedoch rote Zahlen: Der Verlust betrug damals 18,1 Millionen Euro, nachdem 2022 noch ein offizieller Gewinn ausgewiesen worden war. Analysten sehen darin einen deutlichen Hinweis auf strukturelle Probleme, die sich trotz anhaltenden Wachstums nicht kaschieren lassen.

Um gegenzusteuern, plant Enpal nun einen radikalen Umbau. Interne Prozesse sollen verschlankt, Kosten reduziert und die operative Effizienz massiv gesteigert werden. Dazu gehört auch die Überprüfung bestehender Geschäftsbereiche sowie eine verstärkte Fokussierung auf margenstarke Produkte. Enpal will so innerhalb der nächsten Jahre eine nachhaltige Profitabilität erreichen und die Abhängigkeit von externen Finanzierungsrunden verringern.
Ausbau des Angebots: Wärmepumpen als neue Hoffnung
Parallel zur Restrukturierung treibt Enpal die Erweiterung seines Produktportfolios voran. Neben Solaranlagen und Batteriespeichern setzt das Unternehmen nun verstärkt auf Wärmepumpen. Das Ziel ist es, Kunden komplette Energiesysteme für ihre Eigenheime aus einer Hand anzubieten – von der Stromerzeugung über die Speicherung bis zur effizienten Wärmeerzeugung.
Der Markteintritt bei Wärmepumpen soll zusätzliche Umsatzpotenziale erschließen und bestehende Kunden stärker binden. Enpal nutzt dafür die vorhandenen Vertriebsstrukturen, um Kosten niedrig zu halten. Erste Installationen sind bereits erfolgt, eine breite Markteinführung ist für die zweite Jahreshälfte 2025 vorgesehen. Damit will Enpal neue Wachstumsimpulse setzen und unabhängiger von der Solarsparte werden.
Zukunft offen: Restrukturierung unter Zeitdruck
Trotz dieser Initiativen bleibt die Lage angespannt. Die Verluste zeigen, dass das bisherige Geschäftsmodell an seine Grenzen stößt. Experten warnen, dass der Umbau nicht nur konsequent, sondern auch extrem schnell erfolgen muss, um das Vertrauen der Investoren zu erhalten. Die letzte Finanzierungsrunde hatte Enpal noch mit 2,2 Milliarden Euro bewertet – ob diese Bewertung angesichts der aktuellen Zahlen Bestand hat, ist fraglich.
Gründer Mario Kohle gibt sich dennoch optimistisch und verweist auf die starke Marktposition im Bereich privater Energielösungen. Dennoch steht Enpal nun vor einer doppelten Herausforderung: Gleichzeitig Kosten senken, neue Märkte erschließen und endlich die versprochene Profitabilität erreichen.
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