Auch wenn Deutschland noch mehr Windkraftanlagen errichtet, ohne eine Verbesserung des Stromnetzes kann die Energiewende nicht funktionieren. Die Windkraftindustrie hat kürzlich einen detaillierten Bericht über den Anlagenaufbau veröffentlicht. Sie ist damit nicht glücklich. Sie meint, der Aufbau von Windkraftanlagen an Land bleibt hinter dem notwendigen Ziel von 115 Gigawatt im Jahr 2030 zurück (tz: 19.07.23).
Über die Megawatt hinaus: Warum wir bei der Energiewende umdenken müssen
Neue Megawatt sind natürlich wichtige Daten für die Industrie. Aber um den Fortschritt der Energiewende zu beurteilen, ist das nur einer von vielen Faktoren. An anderen Stellen gibt es größere Probleme: Die Netze sind oft nicht in der Lage, den durch das Wetter bedingten Strom vollständig zu verarbeiten. Immer mehr Energie aus Windkraft und auch aus Sonnenenergie muss deshalb abgeregelt werden.
In der Diskussion zur Energiewende scheint der Erfolg hauptsächlich von der Anzahl neuer Anlagen abzuhängen. Aber das ist eine riskante Denkweise. Es geht darum, die Windkraft, die aktuell 59 Gigawatt beträgt, in sieben Jahren zu verdoppeln und die Solarenergie, die jetzt 72 Gigawatt beträgt, zu verdreifachen. Doch es ist wichtig, auch zu verstehen, was das für den Energiebereich bedeutet.
Energiewende im Umbruch: Warum technische und wirtschaftliche Herausforderungen nicht ignoriert werden dürfen
Die Diskussion sollte sich auch technisch orientieren, beispielsweise, wie ein Netz mit 330 Gigawatt an gesammelter Sonnen- und Windenergie stabil gehalten werden kann. Es sieht nicht danach aus, dass es im Jahr 2030 genügend Speicher dafür geben könnte.
Die Diskussion muss auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. In den letzten Wochen sank der Strompreis an der Börse oft mittags auf null oder sogar stark ins Minus. Bei 215 Gigawatt Photovoltaik, wie sie die Regierung für 2030 plant, hat Solarstrom keinen Wert mehr, sobald die Sonne überall im Land scheint. Ähnlich verhält es sich mit Windstrom, wenn es stark weht. Wirtschaftlich gesehen, zehren die Anlagen also an sich selbst. Wenn der Staat dies immer ausgleicht, werden die Strompreise in den nächsten Jahren noch viel weiter steigen. Die reine Betrachtung von installierter Nennleistung ist da alles andere als zielführend. Allerdings werden auch die erforderlichen Maßnahmen, wie der Netzausbau und Bau von Stromspeichern Unmengen an Geld verschlingen (Blackout-News: 21.07.23). Dass die Energiewende zu einem billigeren Strompreis führt, dürfte über Jahre hinweg reines Wunschdenken bleiben.