Ein umstrittenes Projekt: Stromtrasse Rhein-Main-Link stößt auf erheblichen Widerstand

Das geplante Großprojekt Rhein-Main-Link sorgt in Hessen für viel Diskussion. Ziel des Projekts ist es, ab 2033 Strom von Offshore-Windparks aus der Nordsee nach Hessen zu transportieren. Diese unterirdischen Stromleitungen sollen das Rhein-Main-Gebiet mit klimaneutraler Energie versorgen. Besonders für die Rechenzentren der Region ist das Projekt notwendig, denn der immense Energiebedarf kann lokal kaum gedeckt werden. Dennoch gibt es erhebliche Bedenken, vor allem bezüglich der Eingriffe in die Natur (fr: 07.09.24).


Naturschutz und Widerstand aus der Bevölkerung

Die Erdkabeltrasse des Rhein-Main-Link soll durch verschiedene Landkreise Hessens verlaufen. Dabei wird der Bau erhebliche Eingriffe in die Landschaft mit sich bringen. In Gießen etwa warnt die Stadtverwaltung vor drastischen Folgen für die Wälder: „Die riesigen Schneisen stellen einen massiven Eingriff in den Wald dar, der durch Sonnenbrand in den ungeschützten Waldrändern und durch Veränderungen des Waldinnenklimas die verbleibenden Bestände stark beeinträchtigen wird.“ Diese Eingriffe betreffen nicht nur Gießen. Auch in anderen Teilen Hessens, wie dem Hochtaunuskreis, wächst der Widerstand. Die Forderung: Anstatt Erdkabel sollten Strommasten eingesetzt werden, da sie weniger Fläche beanspruchen und der Eingriff in die Natur geringer ausfällt.

Rhein-Main-Link: Die geplanten unterirdischen Stromleitungen zur klimaneutralen Energieversorgung stoßen auf immer größeren Widerstand
Rhein-Main-Link: Die geplanten unterirdischen Stromleitungen zur klimaneutralen Energieversorgung stoßen auf immer größeren Widerstand
Bild: KI-generiert

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat jedoch bereits betont, dass für Erdkabel große Gräben ausgehoben werden müssen. Diese Arbeiten benötigen viel Raum, was zu zusätzlichen Belastungen für die Umwelt führt. Auch die Idee einer Alternativroute entlang der A5, um den Taunus und seine Wälder zu schonen, wird diskutiert. Doch eine andere Routenführung würde die Kritik nicht komplett lösen. Denn die Bedenken bezüglich des Grundwassers bleiben bestehen.

Existenzängste der Winzer

Besondere Sorge bereitet das Projekt den Winzern in Hochheim im Main-Taunus-Kreis. Die geplante Trasse könnte ihre Weinberge zerschneiden und damit ihre wirtschaftliche Existenz gefährden. Erst kürzlich äußerten sie: „Hier ist nicht nur ein Einzelner betroffen, sondern ein ganzer Kreis, eine ganze Stadt, ein ganzer Berufsstand.“ Diese Sorge ist ernst zu nehmen, denn die Weinwirtschaft in der Region spielt eine bedeutende Rolle. Die Winzer fürchten, dass der Bau der Erdkabel ihren Reben und dem Boden dauerhaft schaden könnte.

Auch wenn die grundsätzliche Notwendigkeit der Stromtrasse von vielen anerkannt wird, bleiben Fragen offen, wie der Bau in Einklang mit den Interessen der betroffenen Bevölkerung und dem Naturschutz gebracht werden kann.


Die Stadt Gießen sieht den Rhein-Main-Link als zentralen Bestandteil der Energiewende. „Die Hochspannungsgleichstromleitung wird eine herausragende Bedeutung für den Transport von Windstrom aus der Nordsee zu den Großverbrauchern im Rhein-Main-Gebiet haben“, heißt es seitens der Stadt. Das Projekt ist also für die künftige Energieversorgung in der Region unerlässlich. Doch die Frage ist, wie der Bau umgesetzt werden kann, ohne die Umwelt und die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort zu stark zu beeinträchtigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Rhein-Main-Link ist ein unverzichtbares Projekt für die Energiewende, aber seine Umsetzung steht in der Kritik. Während die Idee einer unterirdischen Stromleitung prinzipiell Zustimmung findet, sind es die geplanten Eingriffe in Natur und Landschaft, die den Widerstand nähren. Lösungen wie alternative Routen oder Strommasten könnten Abhilfe schaffen, doch eine endgültige Einigung steht noch aus.

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