Rhein-Main-Link – gigantischer Windenergie-Transport nach Südhessen geplant

Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, ist es notwendig, die Stromleitungen erheblich zu erweitern. Der Netzbetreiber Amprion plant, in naher Zukunft eine enorme Menge Windenergie von der Nordsee nach Hessen zu transportieren. Der Transport soll über Erdkabel erfolgen. Dieses ehrgeizige Vorhaben mit dem Namen „Rhein-Main-Link“ wird dringend benötigt und soll gigantische Ausmaße haben (Welt: 22.06.23).


Gigantischer Windenergie-Transport nach Südhessen geplant

Bereits viele große Projekte wurden im Rahmen der Energiewende geplant, aber das nächste Vorhaben übertrifft sogar alles bisher Dagewesene. Es geht um acht Gigawatt Windenergie, die in Kürze von Norddeutschland nach Südhessen transportiert werden sollen. Das entspricht der Leistung von fünf bis acht Atomkraftwerken. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, denn er soll ein Ersatz für das vor rund zehn Jahren abgeschaltete Atomkraftwerk Biblis in Südhessen sein. Das Bundesland war schon immer auf den Import elektrischer Energie angewiesen.

Gigantischer Windenergie-Transport nach Südhessen geplant. Rhein-Main-Link soll vier Kabelvorhaben in einem gemeinsamen Korridor vereinen
Gigantischer Windenergie-Transport nach Südhessen geplant. Rhein-Main-Link soll vier Kabelvorhaben in einem gemeinsamen Korridor vereinen
Bild: Nico Pudimat, Public domain, via Wikimedia Commons

Ohne Rhein-Main-Link besteht die Gefahr, dass die Stromversorgungslücke in Hessen bedrohlich groß wird. Prognosen zufolge wird der Elektrizitätsbedarf in Hessen bis zum Jahr 2037 um 150 Prozent steigen. Damit steigt der Bedarf von derzeit 34 Terawattstunden auf 85 Terawattstunden.

Der immense Energiebedarf der großen Rechenzentren im Raum Frankfurt, der Bedarf der Chemie-Industrie im Rhein-Main-Gebiet und die steigende Nachfrage nach Strom für Wärmepumpen, Elektroautos und Elektrolyseure sind die Hauptgründe für diese Situation. Um einen Großteil dieser Versorgungslücke zu schließen, haben die Netzbetreiber das Projekt Rhein-Main-Link entwickelt. Das Konzept besteht darin, den Strom aus den großen Meereswindparks vor der Nordseeküste in einem Knotenpunkt nördlich der Stadt Oldenburg in Niedersachsen zu sammeln. Die Kapazität dieser Offshore-Windparks soll bis 2030 mit 30 Gigawatt auf mehr als das Dreifache anwachsen und bis 2045 auf 70 Gigawatt steigen.


Rhein-Main-Link vereint vier Kabelvorhaben in einem Korridor

Ein Anteil von acht Gigawatt soll in etwa zehn Jahren über eine neue Gleichstrom-Leitung direkt ins Rhein-Main-Gebiet gelangen. Ähnliche Pläne für sogenannte „Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen“ (HGÜ) werden bereits umgesetzt. Das Ultranet im westlichen Teil des Landes und der Suedlink, eine Kabeltrasse von Schleswig-Holstein bis hinunter ins nördliche Baden-Württemberg und Nordbayern, sind Beispiele dafür.

Beim Rhein-Main-Link handelt es sich um ein neues Projekt. Das Projekt bündelt erstmals vier separate Kabelvorhaben über eine Strecke von mehr als 500 Kilometern. Dabei verläuft das Kabel in einem gemeinsamen Korridor durch drei Bundesländer.

Dominik Stunder, der Gesamtprojektleiter für den Rhein-Main-Link bei Amprion, betont, dass sie früh erkannt haben, dass es sinnvoll ist, die vier Vorhaben gemeinsam zu planen, da sie sich räumlich nahe beieinander befinden. Dadurch hoffen sie insbesondere, geringere Auswirkungen auf die Natur und Landschaft zu haben. Zudem beanspruchen sie weniger Fläche und sparen Zeit und Aufwand, indem sie parallel bauen.

Neue Stromtrasse durch Deutschland – Verlauf noch offen

Der genaue Verlauf der Trasse steht noch nicht fest. Amprion schlägt der zuständigen Bundesnetzagentur vorerst einen „Präferenzraum“ von fünf bis zehn Kilometern Breite vor. Den genauen Verlauf des Kabelgrabens wollen die Planer innerhalb dieses Raums nach Abschluss des Konsultationsverfahrens festlegen. Dabei sollen die Planern auch Vorschläge von Anwohnern berücksichtigen .

Der vorgeschlagene „Präferenzraum“ erstreckt sich von Rastede bei Oldenburg südwärts, östlich an Osnabrück vorbei und westlich an Bielefeld entlang. Er endet in vier Endpunkten nordwestlich und südwestlich von Frankfurt, wo große Konverterstationen den Gleichstrom wieder in den gebräuchlichen Wechselstrom umwandeln. Die Schätzung für die Gesamtkosten des Kabelprojekts liegen bei etwa 15 Milliarden Euro.

Die Konsultationen für den „Präferenzraum“ sollen im November dieses Jahres beginnen, und der Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen soll bis zum ersten Halbjahr 2028 abgeschlossen sein, wenn die Planfeststellungsbeschlüsse vorliegen. Der Bau soll noch im selben Jahr beginnen, und im Jahr 2033 sollen die Leitungen in Betrieb gehen.

Erdkabel mit speziellen Anforderungen – Neue Erkenntnisse zur Bodennutzung und Umweltauswirkungen

Der Bau von Erdkabeln führte in der Vergangenheit oft zu Diskussionen und Widerstand vor Ort. Die Verlegung der Kabel erfolgt nebeneinander in einer Tiefe von etwa zwei Metern. Neben dem eigentlichen Kabelgraben muss ein „Schutzstreifen“ freigehalten werden, auf dem nicht gebaut werden darf und keine tief wurzelnden Pflanzen wachsen dürfen.

Bei einem ähnlichen Projekt, der A-Nord-Leitung von Emden nach Osterath bei Düsseldorf, beträgt die gesamte „Baubedarfsfläche“ 35 Meter, einschließlich Kabelgraben, Schutzstreifen und Platz für den Bodenaushub. Allerdings hat A-Nord nur eine Kapazität von zwei Gigawatt. Beim Rhein-Main-Link wird während der Bauarbeiten voraussichtlich eine Baustrecke von mindestens 50 Metern Breite erforderlich sein.

Abgesehen von den Einschränkungen im „Schutzstreifen“ ist die Fläche über den Kabeltrassen normal landwirtschaftlich nutzbar und es findet kein Eigentümerwechsel statt. Die Auswirkungen der Wärmeentwicklung der Stromleiter auf die Bodenfeuchtigkeit oder das Pflanzenwachstum werden bereits wissenschaftlich untersucht.


Kontroverse um ‚Strom-Maut‘: Landwirte fordern Entschädigung für Stromtrassen – Regierung bleibt skeptisch

Landwirte und Bauernverbände haben in der Vergangenheit die Forderung nach einer „Strom-Maut“ erhoben, um für die Nutzung des Untergrunds eine Art „Durchleitungsentgelt“ zu erhalten. Die Bundesregierung wird dieser Forderung jedoch wahrscheinlich nicht nachkommen. Zumindest ist die „Strom-Maut“ in den zahlreichen neuen Gesetzen zur Beschleunigung und Verbesserung der Akzeptanz der Energiewende nicht enthalten.

Die Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW haben kürzlich einen „Netzentwicklungsplan Strom 2037“ vorgestellt. Dieser Plan beschreibt ein Netz, das bis 2037 weitgehend fertiggestellt sein muss, um die geplanten hohen Leistungen erneuerbarer Energien zu verteilen und so eine klimaneutrale Stromversorgung zu ermöglichen.

Enormer Ausbau erneuerbarer Energien geplant: Über 700 Gigawatt Leistung bis 2045

Früher genügte ein konventioneller Kraftwerkspark mit einer Leistung von 100 oder 120 Gigawatt, um die deutsche Spitzenlast von etwa 85 Gigawatt zu decken. Bis 2045 soll der Ausbau erneuerbarer Energien auf über 700 Gigawatt erfolgen. Diese erhöhte Leistung ist erforderlich, da die erneuerbaren Anlagen wetterbedingt schwankende Strommengen liefern.

Laut dem „Netzentwicklungsplan“ ist bis 2045 der Bau zusätzlicher Stromleitungen mit einer Länge von insgesamt 25.723 Kilometer erforderlich. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf 251,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch Investitionen in die regionalen und lokalen Verteilnetze in mindestens doppelter Höhe.

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