Die britischen Stromnetze kämpften am 09. Januar mit einem unerwartet hohen Energiebedarf. Verantwortlich war schwache Windkraft kombiniert mit winterlicher Kälte. Nur durch ein Millionenangebot an zwei Betreiber von Gaskraftwerken blieb die Versorgung stabil. Der Netzbetreiber National Energy Systems (NES) bot dabei hohe Summen, um die drohende Lücke zu schließen und zahlte Uniper mehr als 3400 Euro pro MWh für Strom aus dem Gaskraftwerk Connah’s Quay (handelsblatt: 10.01.25).
Millionenangebot sichert Versorgung
NES musste kurzfristig handeln, da die Nachfrage durch das kalte Wetter in Großbritannien stark angestiegen war. Gleichzeitig lieferte die Windenergie weniger als erwartet. Um einen Stromausfall zu vermeiden, zahlte NES insgesamt 20,23 Millionen Euro an die Betreiber der Gaskraftwerke Rye House (Vitol) und Connah’s Quay (Uniper). Laut Netzdaten wurden die Kraftwerke zu Preisen vergütet, die deutlich über den Großhandelsüblichem lagen.
Bereits am selben Tag waren die Intraday-Börsenpreise extrem hoch. Der Bitte Energiehandelsplatz Epex Spot meldete um 17:30 Uhr Londoner Zeit Preise von etwa 2.122 Euro pro Megawattstunde. Die Betreiber der Gaskraftwerke konnten jedoch noch weit höhere Preise erzielen.
Rekordpreise für Strom aus Gas
Das Vitol-Kraftwerk Rye House, gelegen in Hertfordshire, verkaufte seinen Strom für über 5.950 Euro pro Megawattstunde. Unipers Anlage in Connah’s Quay, Nordwales, erhielt laut den vorliegenden Daten 3.451 Euro pro Megawattstunde. Diese Preise verdeutlichen die Bedeutung von Gaskraftwerken in Extremsituationen.
Ein Sprecher von Vitol erklärte, dass das Kraftwerk Rye House nur selten genutzt werde und vorrangig dann einspringe, wenn das Netz unter Druck stehe. Von Uniper gab es dazu keine Stellungnahme.
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
In den letzten Jahren ist der Anteil von Erdgas im britischen Strommix gesunken, während erneuerbare Energien immer mehr an Bedeutung gewinnen. Trotz dieser Fortschritte bleiben Gaskraftwerke unverzichtbar, wenn Wind und Sonne ausfallen. In solchen Momenten diktiert das begrenzte Angebot die Preise, was Betreibern hohe Einnahmen ermöglicht.
Die Abhängigkeit von Gaskraftwerken in kritischen Situationen zeigt die Grenzen der erneuerbaren Energien. Für langfristige Stabilität sind Investitionen in Speichertechnologien und Flexibilitätsoptionen erforderlich.
Einblick in die Herausforderungen des Stromnetzes
Das Beispiel aus Großbritannien illustriert, wie empfindlich moderne Stromnetze auf wetterbedingte Schwankungen reagieren können. Netzbetreiber stehen vor der Herausforderung, trotz steigender Nachfrage und wachsendem Anteil erneuerbarer Energien die Versorgungssicherheit zu garantieren. Dies erfordert sowohl strategische Planung als auch kurzfristige Maßnahmen, wie die am Mittwoch ergriffenen.
Das Ereignis verdeutlicht die Notwendigkeit einer diversifizierten Energieversorgung, die in Notsituationen flexibel reagiert. Solche Ansätze könnten dazu beitragen, die Abhängigkeit von Gaskraftwerken zu reduzieren und Kosten zu senken.
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