Die Wasserproben nahe dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven zeigten laut dem niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft keine Unregelmäßigkeiten. Allerdings bezeichnen Umweltschützer die Proben als nicht aussagekräftig, da das Regasifizierungsschiff „Höegh-Esperanza“ zum Zeitpunkt der Entnahme noch gar kein Chlor verwendet hatte (DUH: 11.08.23). Zukünftig darf der Betreiber aber bis zu 32 Tonnen Chlor pro Jahr ins Wattenmeer einleiten.
Das Chlor kam erst nach der Entnahme der Proben zum Einsatz
Im Januar zeigte der Messbericht des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft (NLWKN) einen leichten Anstieg im Chlordioxid-Grenzwert. Bemerkenswert ist allerdings, dass das Regasifizierungsschiff „Höegh-Esperanza“ in den ersten acht Monaten ohne die Verwendung von Meerwasser gearbeitet hat. Der Einsatz von Meerwasser zur Erwärmung des Flüssiggases erfolgte erst Ende Juli. Bis zu diesem Zeitpunkt arbeitete das Spezialschiff mit einem geschlossenen Kreislauf und ist deshalb ohne Chlor ausgekommen.
„Die aktuellen Biozid-Messwerte in der Jadebucht sind nicht stichhaltig. Grund: Das Terminal funktionierte bis vor kurzem im geschlossenen Modus. Die von der Behörde präsentierten Zahlen sind also irreführend. Nur Tests während der Vollbetriebsphase mit offenem System können die wirklichen Auswirkungen auf das empfindliche Nordsee-Ökosystem zeigen. Nach dem Vorsorgeprinzip sollte die Anlage in Wilhelmshaven sofort so geändert werden, dass sie ohne giftige Biozide reinigt“, sagte der Bundesgeschäftsführer der DUH, Sascha Müller-Kraenner. Er bezeichneter die Veröffentlichung der Messergebnisse als reine Augenwischerei.
Das hinzugefügte Chlor bei der Verwendung von Meerwasser hat den Zweck, zu verhindern, dass Algen oder Muscheln die Systemrohre blockieren.
Umweltschützer Alarm: Kritik an Wasserproben und Chlorfreigabe im Wattenmeer
Die Umweltschützer heben jedoch mehrere Bedenken hinsichtlich der Wasserprobenentnahme hervor. NABU und BUND stellen die aktuellen Wasserproben in Frage. Ihrer Meinung nach sind Proben nach der Chlorfreigabe aussagekräftiger. Sie kritisieren, wie die Wasserproben gesammelt wurden. Außerdem weisen sie darauf hin, dass nur sieben von 13 Terminal-Auslässen getestet wurden. Imke Zwoch vom BUND Wilhelmshaven betont, dass ein zeitgemäßes Messsystem im empfindlichen Wattenmeer essentiell ist. Zudem warnen Umweltschützer: Jährlich könnten bis zu 32 Tonnen Chlor in die Jade gelangen, mit potenziellen langfristigen Schäden für die Umwelt.
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