Im Jahr 2022 hat die Bundesnetzagentur enorme Kosten für die Stabilisierung der deutschen Stromnetze verzeichnet. Die Stromwirtschaft musste 4,2 Milliarden Euro aufbringen, um Engpässen im Netz entgegenzuwirken. Im Vergleich zum Vorjahr, als es noch 2,3 Milliarden Euro waren, stiegen die Ausgaben deutlich an. Allein für Strom aus erneuerbaren Energien, der aufgrund mangelnder Netzkapazität nicht erzeugbar werden konnte, fielen Kosten von rund 900 Millionen Euro an. Diese Informationen sind im neuesten Jahresbericht der Bundesnetzagentur zu finden (taz: 09.07.23).
Rekordverluste bei erneuerbarem Strom: Millionen Kilowattstunden müssen aufgrund unzureichender Netzkapazität abgeregelt werden!
Im Jahr 2022 mussten die Netzbetreiber die Rekordmenge von über 8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Energien aufgrund von Netzengpässen abregeln. Dabei waren vor allem die Windkraft auf See mit 51 Prozent und die Windkraft an Land mit 39 Prozent betroffen. Auch der Solarstrom geht aufgrund fehlender Netze zunehmend verloren. Im Jahr 2021 waren es noch 237 Millionen Kilowattstunden, während es im Jahr 2022 bereits 620 Millionen waren. Die Photovoltaik hat derzeit noch einen Anteil von knapp 8 Prozent an den abgeregelten Mengen, aber mit dem erwarteten starken Ausbau in den kommenden Jahren wird die ungenutzte Strommenge aufgrund der schwachen Stromnetze voraussichtlich noch viel weiter steigen. Die Kosten dafür werden über das Netzentgelt auf den Strompreis umgelegt.
Kostenexplosion beim Redispatch: Netzbetreiber greifen ein und zahlen Milliarden
Im Jahr 2022 sind die Kosten für den Redispatch, bei dem die Übertragungsnetzbetreiber bei Netzengpässen eingreifen, deutlich angestiegen. Diese Eingriffe erfolgen unabhängig von den Regeln des Stromhandels. Die Kraftwerksbetreiber werden angewiesen, ihre Stromerzeugung zu reduzieren, wenn zu viel Strom produziert wird, und sie werden aufgefordert, mehr Strom zu erzeugen, wenn Strom fehlt. Die Übertragungsnetzbetreiber müssen die betroffenen Kraftwerksbetreiber für diese Eingriffe entschädigen.
Der Hauptgrund für die explosionsartig gestiegenen Kosten sind die gestiegenen Preise für Brennstoffe. Allein die Kosten für den Redispatch mit konventionellen Anlagen haben sich im Jahr 2022 auf 1,9 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Die Bundesnetzagentur erklärt, dass diese Kostenexplosion sowohl auf die gestiegene Anzahl der Maßnahmen als auch auf die stark gestiegenen Brennstoffpreise zurückzuführen ist.
Wind, Niedrigwasser und abgeschaltete Atomkraftwerke sorgen für Chaos im Stromnetz
Die Zunahme der Eingriffe hatte verschiedene Gründe. Zum Beispiel erforderte zeitweise starker Wind ein intensives Gegensteuern. Darüber hinaus führten niedrige Wasserstände des Rheins während zweier Niedrigwasserperioden dazu, dass Kohletransportschiffe nur teilweise beladen werden konnten. Dies führte wiederum dazu, dass mehrere Kraftwerke in Süddeutschland nur eingeschränkt betriebsbereit waren.
Der massive Ausfall französischer Atomkraftwerke führte zu einem erhöhten Stromexport nach Frankreich und einer Verschärfung der Ost-West-Stromflüsse. Schließlich führte auch die Abschaltung des Atomkraftwerks Gundremmingen C Ende 2021 zu einer erhöhten Notwendigkeit des Redispatch.
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