Die globale weltweite Kohleförderung für Kraftwerke hat einen neuen Rekord erreicht und wird noch weiter ausgebaut. China und Indien treiben diese Entwicklung besonders stark voran. Das geht aus der aktuellen Global Coal Exit List (GCEL) der Umweltschutzorganisation Urgewald hervor. Trotz der massiven CO₂-Emissionen bleibt Kohle in zahlreichen Ländern eine zentrale Energiequelle. Sie dient weiterhin der Strom- und Wärmeerzeugung. Die Daten der GCEL zeigen, dass die Förderung von Kraftwerkskohle ein historisches Hoch erreicht hat – und die weltweite Nachfrage weiterhin steigt (derstandard: 30.10.24).
Kohleminen-Expansion
In der GCEL sind 376 Kohleminenentwickler aus 36 Ländern aufgeführt, die neue Projekte für die Kohleförderung für Kraftwerke planen. Besonders hervorzuheben ist das Unternehmen Coal India, das im Vorjahr 649 Millionen Tonnen Kohle förderte und den Bau weiterer 90 Minen und Erweiterungen plant.
Dieser Ausbau könnte die jährliche Produktionskapazität des Unternehmens um bis zu 556 Millionen Tonnen steigern. Insgesamt planen die weltweit aktiven Kohleunternehmen den Ausbau von Kohleminen mit einer Kapazität von über 2636 Millionen Tonnen pro Jahr – eine Menge, die einem Drittel der globalen Kohleproduktion entspricht. Die größten Ausbauprojekte finden in Indien, China und Australien statt.
Chinas „doppeltes Spiel“
Zusätzlich zur Minenexpansion bleibt China der führende Entwickler neuer Kohlekraftwerke. Die GCEL listet 286 Kohlekraftwerksentwickler auf, die eine Leistung von insgesamt 579 Gigawatt in Planung haben, wovon 392 Gigawatt auf China entfallen. Dies entspricht 27 Prozent der weltweiten Kohlekraftwerkskapazität. Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald, bezeichnet Chinas Vorgehen als „doppeltes Spiel“. Einerseits investiert China massiv in erneuerbare Energien. Es errichtet dabei zwei Drittel aller neuen großen Wind- und Solaranlagen weltweit. Gleichzeitig steht das Land jedoch für 68 Prozent der weltweiten Neubauprojekte von Kohlekraftwerken. Auch die China Energy Investment Group, der weltweit größte Betreiber von Kohlekraftwerken, plant eine Erweiterung ihrer Kapazitäten um 44 Gigawatt.
Fehlende globale Regulierung
Während zahlreiche Länder, darunter China, Indien und Russland, weiterhin langfristig auf Kohle setzen, haben auf der COP28 in Dubai mehr als 130 Länder die „Global Renewables and Energy Efficiency Pledge“ unterzeichnet. Diese Vereinbarung soll die Kohleverstromung schrittweise auslaufen lassen und den Übergang zu erneuerbaren Energien fördern. Allerdings fehlt es an verbindlichen Regulierungsmaßnahmen, kritisiert Urgewald. Großbritannien zeigt, wie entscheidend Regulierung sein kann: Durch strengere Emissionsgrenzen und die Förderung erneuerbarer Energien reduzierte das Land den Anteil der Kohle im Strommix auf null und wurde 2024 das erste G7-Land ohne Kohlekraftwerke.
Finanzsektor und Kohleausstieg
Auch der Finanzsektor sendet gemischte Signale in Bezug auf den Kohleausstieg. Der staatliche norwegische Staatsfonds entschied sich bereits 2015, Unternehmen aus seinem Portfolio zu entfernen, deren Umsatzanteil durch Kohleförderung mehr als 30 Prozent beträgt. Weitere große Finanzinstitute wie AXA und Munich Re setzen inzwischen auf noch strengere Kriterien. Sie schließen Investitionen in Unternehmen aus, die mehr als 15 Prozent ihres Umsatzes mit Kohleförderung erzielen. Die skandinavischen Banken Danske Bank und Handelsbanken legen die Latte mit einer Schwelle von fünf Prozent noch höher.
Auch in Österreich schreitet die Entwicklung voran. Die Erste Bank, als größter Kohlefinanzierer des Landes, hat ihr Engagement in der Kohleindustrie stark zurückgefahren. Zwischen 2016 und 2023 reduzierte die Bank dieses Engagement um die Hälfte. Österreichs letztes Kohlekraftwerk im steirischen Mellach stellte 2022 den Betrieb ein.
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