Die Energiewende – möglich in acht Jahren?

In möglichst kurzer Zeit soll die Nutzung von fossilen Energieträger aufgegeben werden. Sie sollen ersetzt werden durch Wind und Sonne, natürliche Energien. In acht Jahren soll mehr Wind- und Sonnenkraft produziert werden, wie in den vergangenen 20 Jahren. Ist das möglich? Ist die Energiewende möglich in acht Jahren?


Ausbau der erneuerbaren reicht nicht zur Umsetzung der Energiewende

Im Jahr 2021 wurden 25 mehr Windkraftwerke in Betrieb genommen als im Vorjahr – insgesamt 463. Die Ampelkoalition hat allerdings den Plan, dass im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent vom deutschen Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien stammt. Dafür braucht es jährlich 1.000 bis 1.500 neue Windräder und nicht knappe 500. Es muss daher eine Verdrei- bis Vervierfachung der Baugeschwindigkeit geben. 2021 ging die Stromproduktion aus Windenergie dann auch leicht zurück, um drei Prozent auf 41.

Der Stromverbrauch wird allerdings in absehbarer Zeit eher steigen. Das liegt an der zunehmenden Elektromobilität genauso wie klimafreundliche Heizungen oder die Wasserstofftechnik. Es wird in Zukunft als eher mehr Strom benötigt, als weniger. Und dieser soll hauptsächlichen aus den Erneuerbaren Energien stammen.

Die Energiewende – möglich in acht Jahren? Der Ausbau muss massiv beschleunigt werden. Dazu gibt es zu wenig Investoren.
Die Energiewende – möglich in acht Jahren? Der Ausbau muss massiv beschleunigt werden. Dazu gibt es zu wenig Investoren.

FDP fordert marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Das Ziel der Ampelkoalition ist sicherlich machbar, zur Erreichung muss man allerdings die Gangart deutlich erhöhen. Die FDP schreibt in ihrem neuesten Fraktionsbeschluss, dass das Energiesystem mit marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gesteuert werden soll. Das liest sich nicht unbedingt positiv. Früher gab es bereits ein derartiges Gesetz, welches die Solarkraftwerke, Wind- und Biomassekraftwerke ausbauen sollte. Es gab ein „Einspeisevorrang“ für diese Energiearten, so dass der Unternehmer genau ausrechnen konnte, wieviel Gewinn er erzielt.

Das war dann allerdings zu wenig „Marktwirtschaft“. Daher wurde zunächst der Solardeckel erfunden – also nie mehr als 2.500 Megawatt pro Jahr. Es gab außerdem eine Ausschreibung und eine Marktprämie für den Bau von Windparks. Wer einen bauen wollte, musste zunächst darauf bieten.
Die Bundesnetzagentur legte im Jahr 2020 Pläne für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor und schrieb Kapazitäten vor. Diese wurden allerdings nie erreicht, da es nicht genug Angebote gab.


Staatliche Vergabe zu bürokratisch

Der Plansoll war so nicht zu erreichen. Es wurden vor allem die wichtigen Bürger-Energiegenossenschaften vom Markt verdrängt. Diese hatten bis zur Einführung der neuen Planungen viel in Erneuerbare Energien investiert – gute 1,2 Milliarden Euro.
Die Planung eines Windpark kostet ungefähr einen sechsstelligen Betrag. Eine Bürger-Energiegenossenschaft kann das nur finanzieren, wenn der Park auch wirklich gebaut wird. Bei den Ausschreibungen ist allerdings nicht klar, wer den Zuschlag erhält und den Park bauen darf. Es kann daher sein, dass gerade viele kleinere Genossenschaften auf den Planungskosten sitzen bleiben.

Energiewende in acht Jahren – zu wenig Wettbewerb und zu wenige Anbieter beim Ausbau

Durch das geschaffene System gibt es weniger Wettbewerb und weniger Anbieter. Die Bürger können nicht länger Treiber der Energiewende sein. Um das heutige Regierungsziel zu erreichen, gibt es zu wenige Bauherren.
Sven Giegold, bündnisgrüner Staatssekretär erklärt, dass man für die Windenergie vor allem Flächen bereitgestellt werden, das Verfahren muss digitalisiert werden und es darf keine Abstandsregelungen mehr geben. Das ändert auch allerdings nichts an den Grundproblemen. Es muss mehr Akzeptanz für Windparks und Solarfelder geben, außerdem braucht es wieder mehr Investoren.


Mehr Akzeptanz durch Bürgerbeteiligung erforderlich

Auch für Otto-Normalverbraucher muss es wieder möglich sein, an der Energiewende teilzuhaben. In den 2000er Jahren, bei dem ersten großen Schub, wurde private Kapital mobilisiert. Das muss jetzt wieder möglich werden. Es werden sich zwar sicherlich auch private Konzerne an dem Ziel beteiligen, das ist aber nicht genug. Denn für RWE oder Eon bedeutet jedes neue Windrad, dass die eigenen Kohlekraftwerke ein bisschen mehr überflüssig sind. Nicht gerade eine gute Motivation, um hier alles zu geben.

Die Energiewende braucht daher frische Investoren. Es gibt viele Energiegenossenschaften in Deutschland, für die nur ein Startkapital von 200,00 € für den Beitritt nötig ist. Es gibt mehr als zwei Millionen Deutsche, die auf diesem Weg bereits für die Energiewende investiert haben. Das steigert auch die Akzeptanz der Bürger. Denn wo diese investieren, gibt es meistens keine Initiative gegen den Bau des neuen Windparks.

Klimaschutzziele weiterhin verfehlt

Ein weiteres drängendes Problem sind die klimaschädlichen Treibhausgase. Es gibt einen drastischen Rückstand bei dem Beginn der Energiewende. In den folgenden Jahren werden die Klimaschutzziele sicherlich weiterhin verfehlt. Es soll allerdings nachgebessert werden, wie der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP verspricht.
Der Vertrag sieht allerdings auch vor, die EEG-Umlage 2023 abzuschaffen. Mit dieser wurde bisher der Ausbau der Erneuerbaren Energien refinanziert. Die EEG-Umlage EEG-Umlage ist Bestandteil des Strompreises. Zukünftig sollen die Einnahmen aus dem Emissionshandel herhalten, aber ob das ausreicht? Die Zukunft wird es zeigen.


Wenn es allerdings schief geht werden wir unmittelbar in eine Strommangelverwaltung hineinsteuern. Denn der Rückbau der Atom- und Kohlekraftwerke ist irreversibel. Damit wird unsere Stromversorgung unter Umständen über längere Zeit unsicher. Deshalb sollten Sie sich auch rechtzeitig auf längere Stromausfälle vorbereiten.

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