Südafrika soll sich mit deutscher Hilfe für den Klimaschutz von Kohle lösen. Mit einer Milliarde Euro will der deutsche Staat den Umstieg in Südafrika auf erneuerbare Energien fördern. Gleichzeitig importieren deutsche Energieversorger enorme Mengen Steinkohle aus Südafrika, um russisches Gas zu ersetzen (Spiegel: 07.12.22). Südafrikas Regierung bezeichnet diese widersprüchliche Klimapolitik Deutschlands als „bigott“.
Deutschland unterstützt Ökostromausbau in Südafrika mit mehr als einer Milliarde Euro
Bei der dritten Station seiner Reise nach Afrika sagt Robert Habeck den Südafrikanern Deutschlands finanzielle Unterstützung bei der Energiewende zu. Mit mehr als einer Milliarde Euro will Deutschland den südafrikanischen Kohleausstieg finanzieren. Gleichzeitig kaufen dort deutsche Firmen große Mengen Steinkohle ein. Deutschlands Klimapolitik entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Einerseits hat die Bundesregierung beschlossen, noch früher aus der Kohleverstromung auszusteigen, als ursprünglich geplant. Andererseits holen die Energieversorger immer mehr bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz zurück.
Die EU boykottiert allerdings sowohl russische Kohle als auch russisches Öl. Dazu kommt über die Ostseepipelines auch kein Erdgas mehr. Doch die erneuerbaren Energien sind nicht in der Lage, die fehlenden russischen Energieträger zu ersetzen. Habeck und Scholz suchen auf der ganzen Welt nach Ersatz. So soll Namibia Wasserstoff liefern und Scholz bot dem Senegal an, bei der Erschließung eines Erdgasfeldes zu helfen. Und aus Südafrika kommt soviel Steinkohle wie noch nie.
Südafrika exportiert so viel Steinkohle nach Europa wie noch nie
Südafrika ist reich an Kohlevorkommen. Kohle deckt dort fast 90 Prozent der benötigten Energie ab. Die Stromproduktion basiert nahezu zu 100 Prozent auf Kohle. Kohle wird aber auch verflüssigt, um Mineralöl zu gewinnen. Südafrika deckt gut ein Viertel seines Benzin- und Dieselbedarfs über verflüssigte Kohle ab. Demzufolge hängen an der Kohle auch rund 200.000 Arbeitsplätze.
Doch Südafrikas Energieversorgung ist alles andere als stabil. Nahezu täglich kommt es zu Stromabschaltungen. Der staatliche Stromkonzern Eskom ist mit 25 Milliarden Euro verschuldet. Es fehlt das Geld, um die veraltete Infrastruktur zu modernisieren. Viele Kraftwerke sind marode und störanfällig. Die Südafrikaner werden mittlerweile per App informiert, wo, wann und wie lange der Strom abgeschaltet wird. Das behindert natürlich auch die wirtschaftliche Entwicklung massiv.
Die Ökobilanz dürfte ernüchternd ausfallen
Deshalb will die Regierung jetzt eine Öko-Alternative zur Kohleverstromung aufzubauen. Für diese Initiative hat Deutschland insgesamt mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt. Deutschland will Südafrika damit beim Bau von Solar- und Windkraftanlagen sowie von Leitungen zur Übertragung von Ökostrom unterstützen. Derweil schippern wir die südafrikanische Kohle um die halbe Welt und verfeuern sie in unseren Kohlekraftwerken. Die Gesamtökobilanz Deutschlands dürfte bei dieser schizophrenen Klimapolitik ernüchternd ausfallen.
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