Der Gasspeicher Rehden in Niedersachsen steht kurz vor dem Winter nahezu leer. Nur gut zwei Prozent seiner Kapazität sind aktuell genutzt – dabei gilt ein Zielwert von 45 Prozent bis zum 1. November. Die jüngste Auktion blieb ergebnislos. Kein Anbieter zeigte Interesse an Kapazitäten. Grund dafür dürften gesunkene Gaspreise sein, ausgelöst durch die Entspannung im Nahen Osten (berliner-zeitung: 30.06.35).
Keine Zuteilung in Rehden – Bundesregierung hält Kurs
Sefe Storage, Tochter der verstaatlichten Securing Energy for Europe, betreibt die Anlage in Rehden. Das Unternehmen konnte keine Kapazitäten für das Speicherjahr 2025/2026 über die Handelsplattform Prisma verkaufen. Vor wenigen Wochen lagen die Gaspreise noch deutlich höher. Seitdem sie gefallen sind, fehlt offenbar der Anreiz für Marktteilnehmer.

Das Bundeswirtschaftsministerium verweist dennoch auf eine stabile Versorgungslage. Eine Sprecherin erläuterte, dass neue Regelungen bereits greifen. Ein staatliches Eingreifen lehnt die Regierung ab. Höhere Kosten für gefüllte Speicher würden sonst auf die Verbraucher zurückfallen.
Sefe offen für Eingriff – Rehden bleibt Sorgenkind
Sefe hält zusätzliche Maßnahmen für denkbar, falls sich der Speicher nicht über den Markt füllen lässt. Die aktuelle Regelung spiegele eine entspanntere Lage als 2022 wider. Doch im Fall unzureichender Füllstände könnten „übergeordnete Maßnahmen“ nötig werden.
Auch Uniper kämpft mit Leerständen. Mitte Juni fand sich kein Abnehmer für Kapazitäten im Speicher Breitbrunn in Bayern. Die Anlage ist nur zu einem Drittel gefüllt. Das Ziel von 80 Prozent bis November scheint kaum erreichbar. Uniper fordert Unterstützung von Trading Hub Europe, bislang ohne Ergebnis. Zudem plant das Unternehmen, den Speicherbetrieb bis 2027 aufzugeben.
Preisparadox lässt Speicher leer bleiben
Uniper sieht das Problem vor allem in der Preisstruktur. Normalerweise lohnt es sich, günstiges Sommergas einzulagern und später teurer zu verkaufen. Doch seit Ende 2023 liegt der Sommerpreis über dem Winterniveau. Händler verzichten deshalb auf Speicherbuchungen.
Diese Entwicklung betrifft nicht nur Rehden. Auch bundesweit liegt die Füllquote mit 49 Prozent so niedrig wie seit 2021 nicht mehr. Frankreich und Italien sind deutlich weiter.
Brüssel reagiert – mehr Spielraum für nationale Ziele
Die EU hat inzwischen reagiert. Neue Regeln sollen den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität bei der Umsetzung ihrer Speicherziele ermöglichen. Damit will man nationale Versorgungsrisiken begrenzen.
Ob diese Lockerung ausreicht, bleibt offen. Solange sich das Einspeichern wirtschaftlich nicht rechnet, drohen erneut leere Speicher – nicht nur in Rehden, sondern in ganz Europa.
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