Laut einer neuen Studie verliert der Industriestandort Deutschland rapide an Attraktivität, insbesondere für die Auto- und Maschinenbauindustrie. Diese Branchen betrachten Deutschland aufgrund einer Umfrage als immer weniger attraktiv und verlagern bereits Geschäftstätigkeiten ins Ausland oder planen dies (ntv: 14.11.23).
Deutschland als Industriestandort verliert rapide an Attraktivität – Studie enthüllt alarmierende Trends
Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung zeigt, dass Deutschland als Industriestandort an Attraktivität verliert. Laut Deloitte, einer Beratungsfirma, haben bereits zwei Drittel der befragten Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland verlagert. Besonders im Maschinenbau und in der Automobilindustrie gehen viele Entscheidungsträger von einer weiteren Abnahme der Standortattraktivität aus.
Insgesamt erwarten 45 Prozent der befragten Unternehmen, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestandorten an Attraktivität verliert. In den Branchen Maschinenbau und Autoindustrie sind es sogar 65 Prozent, von denen knapp zwei Drittel einen deutlichen Attraktivitätsverlust und ein Drittel einen leichten Verlust erwarten.
In anderen Branchen wie Chemie, Bauwesen sowie Transport und Logistik gehen hingegen 46 Prozent davon aus, dass die Standortattraktivität gleich bleibt. Immerhin 20 Prozent erwarten sogar eine Zunahme der Attraktivität.
Warum Unternehmen ins Ausland gehen: Niedrige Energiekosten und mehr
Vor allem niedrige Energiekosten locken Unternehmen ins Ausland. 67 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland verlagert, insbesondere in der Bauteilfertigung. Geplante Verlagerungen betreffen zunehmend auch hochwertigere Wertschöpfungsbereiche wie die Vormontage und die Gesamtproduktion. Bereiche wie Einkauf, begleitende Dienstleistungen, Forschung sowie zentrale Unternehmensfunktionen werden seltener in Betracht gezogen.
Die Hauptgründe für Investitionen in andere Länder sind niedrigere Energiekosten (59 Prozent), geringere Löhne (53 Prozent), ein besseres Marktumfeld (51 Prozent) und weniger Bürokratie (50 Prozent). Andere Faktoren wie der Zugang zu Rohstoffen, Investitionskonditionen oder Subventionen, eine gute Logistikverbindung und qualifizierte Arbeitskräfte wurden weniger häufig genannt.
Deutsche Industrie wandert ab: Warum Maschinenbau und Autoindustrie Asien und die USA bevorzugen
Besonders der Maschinenbau und die Automobilindustrie ziehen es aus den genannten Gründen vor, in Asien und den USA zu investieren. In anderen Branchen sind andere EU-Länder beliebte Investitionsziele. Es gibt auch Trends zur Verlagerung von Asien in die USA oder nach Europa. Polen, Rumänien und Tschechien werden unter den EU-Ländern besonders häufig genannt.
Die Mehrheit der befragten Unternehmen erwartet, dass Deutschland im Wettlauf um Subventionen mit den USA und China den Kürzeren ziehen wird. Obwohl 36 Prozent der Meinung sind, dass Deutschland aktiver sein sollte, fordern Unternehmensvertreter in Maschinenbau und Automobilindustrie nicht unbedingt mehr Subventionen, sondern vor allem Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise sowie Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung. Deloitte befragte im September 108 Verantwortliche für Lieferketten in Großunternehmen (83 Prozent) und kleinen und mittelgroßen Unternehmen (17 Prozent) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie.
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