Eine aktuelle Umfrage zeigt, Groß- und Außenhändler sind pessimistisch wie zu Beginn der Corona-Krise. Bürokratie und hohe Energiekosten verschärfen die Situation. Der Chef des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Jandura, warnt vor zu viel Abhängigkeit vom Staat (welt: 23.11.23).
Großhandelsunternehmen am Rande des Abgrunds: Dramatischer Stimmungseinbruch und drohende Bürokratiekrise
Groß- und Außenhandelsunternehmen sind derzeit so negativ gestimmt wie zu Beginn der Pandemie. Das ergab eine Mitgliederumfrage des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). „Unsere Umfrage zeigt, dass die Stimmung genauso schlecht ist wie die Lage. Das Geschäftsklima verschlechtert sich dramatisch“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. „Die Unsicherheit im Markt ist groß, die Kunden zögern beim Kauf, und viele leiden unter den steigenden Zinsen, weshalb alle jetzt vorsichtiger sind.“
Die Großhändler bestellen derzeit weniger, da ihre Lager überfüllt sind. Zusätzlich zu der Inflation belastet vor allem die Bürokratie die Unternehmen. Jandura betont, dass das Lieferkettengesetz die kleinen Unternehmen immer mehr belastet. Die Kunden sind äußerst vorsichtig bei der Auslegung von Vorschriften und wollen sich absichern.
Energiekostenkrise bedroht Wirtschaft: BGA-Chef warnt vor drastischen Konsequenzen nach Gerichtsurteil
Auch die hohen Energiekosten sind durch das Strompreispaket der Bundesregierung nicht gelöst worden. „Ich bin erleichtert, dass die FDP verhindert hat, dass es weitere massive Subventionen für bestimmte Sektoren gibt“, sagte Jandura. „Aber ein Industriestrompreis allein löst das Problem nicht. Wir müssen das Energieangebot erweitern, was wir in den letzten Jahren versäumt haben.“
Jandura befürchtet, dass es nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt kaum noch Entlastungen für Unternehmen geben wird. „Die Antwort auf das Gerichtsurteil darf nicht in Steuererhöhungen oder einer Aufweichung der Schuldenbremse liegen“, forderte er. „Wir müssen Prioritäten setzen und an Sozialausgaben sparen, auch an die kommenden Generationen denken.“
Alarmierende Kritik vom BGA-Chef: Regierung gefährdet Handel mit China und riskiert Wohlstandsverlust
Außerdem kritisierte Jandura, dass die Regierung den Handel von China wegleite, etwa durch verzögerte Visaerteilungen, fehlende Exportkreditgarantien und die Streichung der Messeförderung. Die Verhandlungen zu Freihandelsabkommen seien zu wertebeladen. „Man muss auch mit weniger perfekten Lösungen zufrieden sein, um überhaupt ein Abkommen zu erreichen“, so Jandura.
Der BGA-Präsident sieht das Land in einer tiefen Krise und betont, dass es kein müheloses Einkommen gebe. „Wir sind zu einer Vollkasko-Gesellschaft geworden, in der alle darauf vertrauen, dass der Staat alles regelt. Wir verspielen gerade unseren Wohlstand.“
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