Die Krise beim Autozulieferer ZF spitzt sich dramatisch zu. Der Konzern reagiert mit massivem Stellenabbau in der Antriebssparte. Insgesamt fallen 7600 Arbeitsplätze weg. Vorstand und Betriebsrat sprechen von einem gemeinsamen Kurs, doch die Realität zeigt harte Einschnitte. Auch die Zukunft der Elektromotoren steht auf dem Prüfstand (faz: 01.10.25).
Ein Bündnis in der Krise
In einer virtuellen Pressekonferenz traten Vorstandschef Mathias Miedreich, Arbeitsdirektorin Lea Corzilius, Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich und IG-Metall-Vertreterin Helene Sommer geschlossen auf. Alle betonten den neuen Zusammenhalt. Miedreich unterstrich: „Das ist ein wirkliches Bündnis, bei dem tatsächlich alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“ Trotz der Krise signalisierten alle Einigkeit.

Die Vorgeschichte zeigt jedoch tiefe Risse. Vor mehr als einem Jahr hatte ZF den Ernst der Lage eingeräumt und massive Kürzungen angekündigt. Zwischen Vorstand und Arbeitnehmerseite eskalierten die Konflikte bis in den Aufsichtsrat. Erst nach einem Führungswechsel rückte eine Lösung näher.
Stellenabbau ohne Ausgliederung der Antriebssparte
ZF verzichtet auf eine Ausgliederung der Antriebssparte in ein Gemeinschaftsunternehmen. Stattdessen setzt der Konzern auf einen harten Umbau aus eigener Kraft. Der Preis: massiver Stellenabbau. Betroffen sind vor allem die Standorte Saarbrücken und Schweinfurt. Von den knapp 30.000 Arbeitsplätzen in der Antriebssparte entfallen mehr als 20.000 auf Deutschland.
Dietrich betonte die Bedeutung der Entscheidung: „Ich bin sehr froh, dass wir die Antriebssparte aus eigener Kraft sanieren und im Konzern halten.“ Trotzdem sinkt die Zahl der Arbeitsplätze erheblich. Bis 2027 verschwinden 2200 Stellen, vorrangig durch Abfindungen, Altersteilzeit und Freiwilligenprogramme.
Elektromotoren im Fokus
ZF reduziert sein Produktportfolio deutlich. Die Entwicklung von Gleichspannungsrichtern, On-Board-Chargern und elektrischen Starrachsen entfällt. Ob die Produktion von Elektromotoren und Invertern bleibt oder auf Partner übergeht, entscheidet sich bis Ende März. Kooperationen mit internationalen Zulieferern sind möglich.
Künftig konzentriert sich die Antriebssparte stärker auf das Thermomanagementsystem und den Nachfolger des Achtgang-Hybridgetriebes. Mit dieser Strategie soll die Krise überwunden und das Geschäft stabilisiert werden. Doch unklar bleibt, wie viele Arbeitsplätze langfristig erhalten bleiben.
Arbeitszeitkürzungen als Sparmaßnahme
Eine Beschäftigungssicherung gibt es nicht. Sommer machte deutlich: „Wir haben es nicht geschafft, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.“ Die Hoffnung ruht auf Freiwilligenregelungen. Parallel kürzt ZF die Arbeitszeit um sieben Prozent bis 2027. So sollen die Kosten in der Antriebssparte jährlich um 500 Millionen Euro sinken.
Auch tarifliche Lohnerhöhungen verschieben sich. Führungskräfte außerhalb des Tarifvertrags verzichten komplett auf Anpassungen. Damit spürt fast jeder Beschäftigte die Folgen der Krise.
Tiefe finanzielle Probleme
Die Ursachen liegen nicht nur in der schwachen Autokonjunktur. Auch die langsame Entwicklung der Elektromobilität, hohe Schulden und eine zersplitterte Fabrikstruktur belasten den Konzern. ZF schrieb im ersten Halbjahr einen Nettoverlust von 195 Millionen Euro. Die Schulden liegen bei 10,5 Milliarden Euro.
Finanzchef Michael Frick rechnet auch für das Gesamtjahr mit einem Minus. Ein weiterer Anstieg der Verschuldung gilt als möglich. Ohne harten Stellenabbau in der Antriebssparte droht ZF der Absturz. Der Sanierungsplan soll den Traditionskonzern retten – doch der Preis für die Beschäftigten ist hoch.
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