Der Boom ist vorbei – Absatz von Heimspeicher bricht stark ein

Der deutsche Markt für Energiespeicher erlebt einen spürbaren Einschnitt. Vor allem im Segment der Heimspeicher ging der Umsatz stark zurück. Dagegen legten gewerbliche und industrielle Anwendungen deutlich zu. Der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) erkennt in der Entwicklung eine Marktbereinigung, aber keine Krise. Die Branche kämpft dennoch mit regulatorischen Hürden und langsamen Genehmigungsverfahren (pv-magazine: 24.03.25).


Einbruch bei Heimspeichern belastet Gesamtmarkt

Die Marktanalyse des BVES zeigt: 2024 erreichte der Gesamtumsatz der Energiespeicherbranche nur noch 12,5 Milliarden Euro – ein Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen war das Segment für Heimspeicher. Der Umsatz fiel hier um fast 40 Prozent von 11,1 auf 6,7 Milliarden Euro. Als Hauptursache nennt Urban Windelen unter anderem den Rückgang bei der Installation von Wärmepumpen und Wallboxen. Auch sinkende Energiepreise, eine schwache Baukonjunktur und Unsicherheiten rund um das Gebäudeenergiegesetz belasteten die Nachfrage.

Der Markt für Heimspeicher stürzt 2024 in Deutschland um fast 40 Prozent ab und zieht die gesamte Energiespeicherbranche mit nach unten
Der Markt für Heimspeicher stürzt 2024 in Deutschland um fast 40 Prozent ab und zieht die gesamte Energiespeicherbranche mit nach unten

Der Bereich Wärmespeicher verlor besonders stark. Der Umsatz halbierte sich nahezu von 7,3 auf 4 Milliarden Euro. Auch Stromspeicher verzeichneten einen Rückgang von 3,8 auf 2,8 Milliarden Euro. Insgesamt sind in deutschen Haushalten aktuell rund 1,7 Millionen Heimspeicher mit 15 Gigawattstunden Speicherkapazität installiert.

Konsolidierung statt Krise

„Wir kamen aber auch von einem Rekordjahr und zu einem Rekordjahr gehört auch, dass es im Jahr danach etwas weniger Umsatz gibt“, so Windelen. Der Verband deutet die Entwicklung als Marktbereinigung, nicht als strukturelle Schwäche. Langfristig rechnet der BVES mit einem erneuten Wachstum.

Während die Nachfrage bei privaten Kunden schwächelt, wächst das Interesse von Unternehmen. Der gewerbliche Speichermarkt legte 2024 um 23 Prozent zu. Der Umsatz stieg von 1,3 auf 1,6 Milliarden Euro. Besonders die Möglichkeit zur Kosteneinsparung bei der Strombeschaffung macht diese Systeme attraktiv.

Unternehmen entdecken Speichersysteme

Die Transformation der Industrie nimmt an Fahrt auf. Früher stand vor allem die Verbesserung der Nachhaltigkeitsbewertung im Fokus. Inzwischen rücken wirtschaftliche Vorteile in den Vordergrund. Speicherlösungen unterstützen nicht nur das Energiemanagement, sondern auch neue Geschäftsmodelle. Ein besonders dynamisches Feld bildet die Integration in Ladehubs für betriebliche Pkw- und Lkw-Flotten. Hier treffen Effizienz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit aufeinander.

Auch im Segment der Großspeicher wächst das Volumen. Der Umsatz stieg 2024 um 14 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Trend geht hin zu Systemen mit höherer Speicherdauer – etwa vier oder acht Stunden – und größerer Kapazität. Neben Lithium-Ionen-Batterien gewinnen Technologien wie Redox-Flow- oder Zink-Bromid-Systeme an Bedeutung.


Engpässe beim Netzanschluss bremsen Ausbau

Trotz der positiven Dynamik behindern strukturelle Engpässe den weiteren Ausbau. Der BVES kritisiert die unzureichende Vorbereitung der Netzbetreiber auf den steigenden Bedarf. Über Jahre hinweg hätten diese versäumt, den Anstieg der Anschlussanfragen für große Batteriespeicher einzuplanen. Nun fehlen funktionierende Prozesse für Genehmigung und Netzintegration.

Windelen distanziert sich klar von der Einschätzung, der aktuelle Zubau an Speichern sei übertrieben. Vielmehr sei mit einem jährlichen Ausbau von rund 2,5 Gigawatt im Großspeicherbereich zu rechnen. Für den Verband ist das ein notwendiger Schritt zur Stabilisierung des Energiesystems.

Preisdruck trifft deutsche Hersteller

Zunehmend geraten deutsche Anbieter unter Druck. Speicher werden zunehmend als austauschbare Massenware gehandelt, was preisliche Wettbewerbsnachteile nach sich zieht. Der Rückgang der Marktanteile sei laut BVES „deutlich sichtbar“.

Dennoch bieten sich Chancen: Europäische Hersteller können sich insbesondere mit hochwertigen Softwarelösungen wie Energiemanagementsystemen differenzieren. Hier besteht Potenzial, um sich vom asiatischen Wettbewerb abzuheben.

Trotz widriger Rahmenbedingungen blickt der Verband optimistisch in die Zukunft. Für 2025 rechnet er mit einem Anstieg des Branchenumsatzes auf 14,2 Milliarden Euro. Einen wichtigen Beitrag dazu sollen regulatorische Anpassungen leisten – etwa das Solarspitzengesetz.

Politik muss Umsetzungsblockaden abbauen

„Wir haben gute Regulierungen auf dem Papier – aber in der Praxis bremst die Bürokratie die Umsetzung massiv aus“, betont Windelen. Wichtige Projekte steckten weiterhin fest, obwohl die Rahmenbedingungen längst formuliert seien. Besonders die Rolle der Bundesnetzagentur steht in der Kritik: Sie nehme zunehmend Aufgaben wahr, die eigentlich dem Gesetzgeber vorbehalten seien.

Für den BVES ist klar: Ohne verlässliche gesetzliche Grundlagen, Investitionssicherheit und den Abbau bürokratischer Hürden bleibt der Fortschritt gefährdet. Insbesondere im Genehmigungs- und Baurecht brauche es klare Regeln und schnellere Verfahren, um das Energiesystem der Zukunft umzusetzen.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 19:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Zuletzt aktualisiert am Januar 21, 2025 um 12:27 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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