Der Arbeitsmarkt stagniert – auch Fachkräfte finden keine neue Stelle mehr

Der deutsche Arbeitsmarkt steckt fest. Unternehmen und Fachkräfte hoffen auf neue Impulse. Besonders alarmierend: Selbst hochqualifizierte Fachkräfte haben zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden. Die Unsicherheit der Wirtschaft bremst nicht nur einfache Arbeitsplätze aus, sondern trifft auch Spezialisten und Experten (welt: 28.02.25).


Konjunkturschwäche bremst den Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Fachleute sehen in der unsicheren Wirtschaftslage einen entscheidenden Faktor. Unternehmen zögern mit Neueinstellungen, da die konjunkturellen Aussichten schwach bleiben.

Am Arbeitsmarkt herrscht Flaute selbst hoch qualifizierte Fachkräfte haben es mittlerweile schwer eine neue Stelle zu finden
Am Arbeitsmarkt herrscht Flaute selbst hoch qualifizierte Fachkräfte haben es mittlerweile schwer eine neue Stelle zu finden

Im Februar sank die Zahl der Arbeitslosen nur leicht um 3.000 auf 2,989 Millionen. Saisonbereinigt nahm sie jedoch um 5.000 zu. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 6,4 Prozent. Seit Mitte 2022 steigt die Arbeitslosigkeit kontinuierlich an. Besonders betroffen sind Langzeitarbeitslose. Knapp eine Million Menschen haben seit über einem Jahr keinen Job.

Unternehmen stellen weniger ein

Die Zurückhaltung der Unternehmen zeigt sich auch bei den offenen Stellen. Im Februar waren laut Bundesagentur für Arbeit (BA) 639.000 Stellen gemeldet – 67.000 weniger als im Vorjahr. Der Vorstand der BA, Daniel Terzenbach, sieht darin ein ernstes Problem. Die Chancen für Arbeitslose, eine neue Anstellung zu finden, seien schlechter als während der Corona-Pandemie.

Viele Betriebe kämpfen mit steigenden Arbeitskosten. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer betrachten 56 Prozent der Unternehmen dies als erhebliches Risiko. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks betont: „Das ist ein neuer Höchstwert, der die Wettbewerbsfähigkeit massiv belastet.“ Investitionen und Einstellungen geraten unter Druck.

Forderungen an die neue Bundesregierung

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert entschlossenes Handeln. Eine neue Regierung müsse sofort Maßnahmen ergreifen: weniger Bürokratie, eine Begrenzung der Sozialabgaben und eine Politik, die Beschäftigung fördert. Nur so könne der Arbeitsmarkt stabilisiert werden.

Die Herausforderungen betreffen unterschiedliche Gruppen unterschiedlich stark. Männer trifft die Krise häufiger als Frauen, da sie häufiger in der Industrie tätig sind. Jüngere Menschen verlieren zwar schneller ihre Jobs, finden aber auch schneller eine neue Anstellung. Ältere Arbeitslose haben es dagegen schwerer. Besonders alarmierend: Die Zahl arbeitsloser Spezialisten und Experten stieg im Februar im Vergleich zum Vorjahr um fast 14 Prozent.


Fachkräftemangel bleibt ein Problem

Langfristig bleibt der Bedarf an Fachkräften hoch. Demografische Entwicklungen verschärfen das Problem. Die KfW warnt, dass der Renteneintritt der Babyboomer den Arbeitsmarkt zunehmend belastet. Laut Arbeitsmarktexperte Martin Müller dauert es inzwischen durchschnittlich 176 Tage, eine offene Stelle zu besetzen. Vor zehn Jahren lag dieser Wert bei der Hälfte. „Deutschlands Wachstumsschwäche hängt auch mit dem Fachkräftemangel zusammen“, so Müller.

Ein Blick auf die Beschäftigungszahlen zeigt ein gemischtes Bild. Zwar nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Dezember auf 35 Millionen zu – ein Anstieg um fast 80.000 im Jahresvergleich. Doch dieser Zuwachs geht ausschließlich auf ausländische Arbeitskräfte zurück. Neue Jobs entstehen vor allem in Gesundheitswesen, Pflege und öffentlicher Verwaltung. In der Industrie dagegen gingen über 100.000 Stellen verloren.

Kurzarbeit als Rettungsanker

Ohne Kurzarbeit wäre der Stellenabbau in der Industrie noch gravierender. Laut BA erhielten im Dezember rund 220.000 Menschen Kurzarbeitergeld. Das verarbeitende Gewerbe stellt dabei 80 bis 90 Prozent aller Kurzarbeiter. Auch für Februar meldeten Unternehmen für 55.000 Beschäftigte Kurzarbeit an. Die endgültige Zahl dürfte noch höher ausfallen.

Ob eine neue Bundesregierung den Arbeitsmarkt wieder ankurbeln kann, bleibt ungewiss. Klar ist: Ohne gezielte Maßnahmen droht eine weiter anhaltende Schwächephase.

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