In Deutschland werden immer mehr alte Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzt. Dazu schließen die Haushalte spezielle Stromverträge mit ihrem Energieversorger ab. Durch die Versorgung mit dem „Wärmestrom“ zahlen die Verbraucher dann ungefähr zehn Cent pro Kilowattstunde weniger als für den normalen Haushaltsstrom. Doch die Tarife für Wärmepumpen haben im Kleingedruckten einige Klauseln, die viele Hauseigentümer bald spüren dürften.
Die Strompreise steigen zur Zeit von einem Rekord zum nächsten. Das hat auch damit zu tun, dass Strom mit der Abschaltung weiterer Atom- und Kohlekraftwerke zu bestimmten Zeiten ein knappes Gut wird. Das gilt insbesondere an kalten Wintertagen, wenn die Solaranlagen jahreszeitlich bedingt weniger Strom erzeugen. Aber genau in dieser Zeit laufen die Heizungen auf Hochtouren.
Durch die hohen Energiepreise haben sich die Kosten für Heizung und Warmwasser für alle Haushalte massiv erhöht. Das trifft natürlich auch die Haushalte, die ihr Heizsystem auf Wärmepumpen umgestellt haben. Mit den Wärmestromverträgen sind sie allerdings noch ein weiteres Risiko eingegangen, welches den meisten nicht bewusst sein dürfte.
Viele Verbraucher kennen Abschaltklausel im Kleingedruckten nicht
Der Stromtarif für Wärmepumpen und Elektroheizungen bietet zwar den Vorteil den Strom etwas günstiger zu beziehen, aber diese Tarife haben auch einige Tücken im Kleingedruckten. Die Versorger behalten sich darin nämlich das Recht vor, die bei Stromknappheit per Fernsteuerung einfach abzuschalten.
Laut Vattenfall darf der Stromversorger die Stromversorgung maximal dreimal täglich für höchstens zwei Stunden unterbrechen. Dies erfolgt üblicherweise zu den Zeiten, in denen die Stromnetze besonders stark belastet sind. Das ist üblicherweise morgens, um die Mittagszeit und am Abend.
Bei neu installierten Heizsystemen werden Wärmepumpen mittlerweile am häufigsten verbaut. Sie gelten als vollständig CO₂-neutral, unabhängig davon, woher der Strom kommt.
Fachleute raten Heizungssysteme größer zu dimensionieren, um Abschaltphasen zu überbrücken
Mit der weiteren Abschaltung unserer Atom- und Kohlekraftwerke wird unsere Stromversorgung aber immer mehr vom Wetter abhängig. Der gleichzeitige Ausbau von Wärmepumpen und der steigende Marktanteil von Elektroautos lässt aber den Stromverbrauch immer weiter ansteigen. Wie häufig es zu entsprechenden Abschaltungen bei Wärmepumpen kommen wird, können Fachleute im Moment noch nicht sagen. Allerdings raten sie mittlerweile schon jetzt dazu, sich darauf vorzubereiten. Deshalb sollen beim Umbau auf Wärmepumpen deutlich größer dimensionierte Wärmespeicher vorgehalten werden, als eigentlich notwendig ist. Das treibt natürlich die Kosten zusätzlich nach oben.
Ausbau von Wärmepumpen steigt von Jahr zu Jahr an
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 154.000 Wärmepumpen verbaut. Das sind 28 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In energetisch effizienten Neubauten laufen die Geräte meist ideal. Dort ist das gesamte Heizsystem auf die Wärmepumpe abgestimmt. Bei älteren Häusern mit alten Heizkörpern laufen diese Anlagen aber nicht so effizient. Mittlerweile klagen dabei viele Verbraucher, die auf Wärmepumpe umgestellt haben, über den hohen Stromverbrauch und die damit verbundenen hohen Kosten.
Im vergangenen Jahr lagen die durchschnittlichen Strompreise für die Haushalte bei 31,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Zum Jahresbeginn 2022 ist der Durchschnittspreis für Bestandskunden bereits auf 34,6 Cent pro kWh gestiegen. Neukunden mussten im Durchschnitt im Januar sogar 43 Cent pro kWh bezahlen. Das ist eine Steigerung um fast 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend erhöhen sich natürlich auch die Kosten bei einer Wärmepumpe.
Zahl der Wärmepumpen soll bis 2030 auf 6 Millionen steigen
Mit dem weiteren Ausbau dieser Anlagen erhöht sich aber auch das Versorgungsrisiko. In Deutschland sind mittlerweile 1,2 Millionen Wärmepumpen im Einsatz. Nach der Planung des Wirtschaftsministeriums sollen bis zu Jahr 2030 sechs Millionen Wärmepumpen in Betrieb sein, die mit Ökostrom betrieben werden sollen. Dabei liefern Solaranlagen im Winterhalbjahr maximal 25 Prozent ihrer Jahresstromproduktion und die Stromerzeugung von Windkraftanlagen schwankt stark.
Abschaltung von Wärmepumpen bereits gesetzlich geregelt
Noch kommt es nicht zur Abschaltung von Wärmepumpen. Das liegt auch daran, dass die erforderliche Technik noch nicht installiert ist. Doch der Ausbau sogenannter Smart-Meter, die das technisch ermöglichen, schreitet immer weiter voran. Bei Vattenfall heißt es: „Sinn und Zweck der Sperrzeiten ist es, die Netze bei hohem Bedarf zu entlasten. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um die Stabilität des Versorgungssystems sicherzustellen.“ Die gesetzliche Regelung für die ferngesteuerte Abschaltung entsprechender Verbraucher ist im Paragraf sieben der Bundestarifordnung Elektrizität bereits geregelt.
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