Das Ausbau-Paradox – immer mehr Nennleistung aus Wind und Solar erzeugt kaum mehr Strom

Deutschland steigert die installierte Nennleistung von Windkraft und Photovoltaik in rasantem Tempo. Dennoch wächst die tatsächlich erzeugte Strommenge kaum. Dieses Paradox steht im Zentrum der deutschen Energiewende. Trotz ständigem Zubau bleibt die reale Stromversorgung nahezu auf der Stelle stehen. Der Ausbau erhöht rechnerische Kapazitäten, nicht aber die verfügbare Energiemenge. Dunkelflaute, begrenzte Batteriespeicher und physikalische Effekte trennen politische Zielzahlen zunehmend von der realen Energieversorgung.


Das Paradox steigender Nennleistung ohne Mehrertrag

Die installierte Leistung von Wind- und Solaranlagen wächst Jahr für Jahr. Dennoch zeigen die Ertragsdaten ein anderes Bild. Dieses Paradox lässt sich eindeutig belegen. Die produzierte Strommenge steigt nicht proportional zur neu errichteten Nennleistung. Besonders die Windkraft zeigt deutliche Grenzen. Offshore-Anlagen liefern trotz zusätzlicher Parks teilweise geringere Jahreserträge als in früheren Jahren.

Mehr Wind- und Solaranlagen, aber kaum zusätzlicher Strom. Physik, Dunkelflauten und Speichergrenzen zeigen die Schwächen der Energiewende
Mehr Wind- und Solaranlagen, aber kaum zusätzlicher Strom. Physik, Dunkelflauten und Speichergrenzen zeigen die Schwächen der Energiewende

Ein zentraler Grund liegt im sogenannten Cluster-Wake-Effekt. Windräder entziehen sich gegenseitig Energie. Vorderste Anlagen schwächen die Windgeschwindigkeit für nachgelagerte Turbinen. Dadurch sinkt die nutzbare Leistung ganzer Parks. Die Energieversorgung verliert an Effizienz, obwohl immer mehr Technik installiert bleibt. Das Paradox entsteht aus der Annahme, Windenergie lasse sich unbegrenzt skalieren.

Dunkelflaute entlarvt die Grenzen des Systems

Die Dunkelflaute zeigt die Schwächen besonders deutlich. In vielen Stunden decken Windkraft und Solar weniger als zehn Prozent des Bedarfs. Diese Erzeugungsflaute tritt nicht selten auf. Sie prägt den Normalbetrieb. Im Winter fehlen Wind und Licht oft über mehrere Tage. Im Sommer entsteht nachts fast täglich eine ähnliche Situation.

Für die Stromversorgung bedeutet das eine dauerhafte Abhängigkeit von gesicherter Leistung. Statistische Jahresmittel verdecken diese Realität. Doch das Stromnetz verlangt jederzeit Balance. Prof. Kobe verweist auf hunderte Stunden pro Jahr mit extrem niedriger Einspeisung. Das Paradox verschärft sich, weil steigende Ausbauzahlen keine stabile Versorgung garantieren.

Statistik ersetzt keine physische Stromversorgung

Öffentliche Debatten betonen gern hohe Anteile erneuerbarer Energien. Werte nahe 60 Prozent suggerieren Fortschritt. Doch diese Zahlen beruhen auf sinkendem Verbrauch. Industrieproduktion verlagert sich oder reduziert ihre Leistung. Infolge dieses Rückgangs steigt der prozentuale Anteil erneuerbarer Energien, obwohl die absolute Erzeugung kaum zunimmt.

Die Stromversorgung erscheint stabiler, als sie tatsächlich ist. Eigenverbrauch aus Photovoltaik erklärt diesen Effekt nur begrenzt. Entscheidend bleibt der Rückgang industrieller Nachfrage. Die Energieversorgung verliert dadurch Planbarkeit. Das Paradox der Energiewende verstärkt sich durch bilanzielle Betrachtungen, die reale Verfügbarkeit ausblenden.


Batteriespeicher lösen das Grundproblem nicht

Der Ausbau von Batteriespeicher schreitet schnell voran. Akkuspeicher gleichen kurzfristige Schwankungen aus. Sie puffern Solarspitzen zur Mittagszeit ab. Für mehrtägige Dunkelflaute liefern sie jedoch keinen ausreichenden Beitrag. Ihre Kapazität deckt rechnerisch nur einen Bruchteil des täglichen Strombedarfs.

Negative Strompreise unterstreichen diese Schieflage. Überangebote treffen auf geringe Nachfrage. Einspeiseanreize fördern weiteres Wachstum, obwohl Flexibilität fehlt. Auch hier zeigt sich das Paradox. Mehr installierte Leistung erzeugt nicht automatisch mehr nutzbaren Strom. Die Stromversorgung bleibt anfällig für extreme Schwankungen.

Physikalische Gesetze schlagen politische Zielzahlen

Das Stromnetz folgt unverrückbaren Regeln. Jede Sekunde verlangt ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch. Jahresbilanzen ignorieren diese Anforderung. Das Paradox der Energiewende entsteht aus der Kollision politischer Zielzahlen mit physikalischer Notwendigkeit. Dunkelflaute, begrenzte Speicher und sinkende Effizienz der Windenergie verschärfen den Konflikt.

Ohne eine realistische Bewertung dieser Faktoren bleibt die Energieversorgung instabil. Der stetige Zubau von Nennleistung ersetzt keine gesicherte Leistung. Eine ehrliche Debatte über physische Grenzen entscheidet über die Zukunft der deutschen Stromversorgung. (KOB)

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