Deutschlands Industrie steckt in einer tiefen Krise: China nutzt neue Vorschriften, um Einblick in die Lieferketten europäischer Unternehmen zu erhalten. Deutsche Firmen müssen vertrauliche Daten preisgeben, um weiter Zugang zu seltenen Erden zu behalten. Diese Form der Datenerpressung verschafft Peking nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch strategische Macht über die Versorgungsketten. Die zunehmende Abhängigkeit bedroht die Stabilität der deutschen Wirtschaft, die ohne Alternativen im Würgegriff Chinas bleibt (bloomberg: 25.10.25).
Chinas Zugriff auf globale Lieferketten
Seit dem Frühjahr verlangt China detaillierte Informationen von ausländischen Unternehmen. Wer seltene Erden importieren will, muss Produktionsdiagramme, Fotos und Kundendaten einreichen. Die Genehmigungen gelten nur sechs Monate und sichern Peking vollständige Transparenz über europäische Lieferketten. Diese Maßnahmen schaffen eine einseitige Verflechtung, bei der deutsche Firmen kaum noch Handlungsspielraum besitzen.

Rund 95 Prozent der seltenen Erden stammen aus China – ein Verhältnis, das kaum Raum für Alternativen lässt. Viele Unternehmen fürchten, dass Peking ihre Daten nutzt, um langfristig Kontrolle über strategische Industriezweige zu erlangen. Mit diesem Informationsdruck kann China gezielt Schwachstellen identifizieren und wirtschaftliche Abhängigkeiten vertiefen.
Abhängigkeit als politisches Risiko
In Berlin herrscht Ratlosigkeit. Das Wirtschaftsministerium erkennt zwar die Risiken der Verflechtung, verfügt aber über keine wirksamen Instrumente, um den Informationsfluss zu begrenzen. Sprecherin Luisa-Maria Spoo betont, man nutze „alle verfügbaren Kanäle“, doch konkrete Gegenmaßnahmen fehlen. Währenddessen geraten mittelständische Betriebe in Existenznot, da Genehmigungen ausbleiben und Versorgungsketten unterbrochen sind.
Laut der Europäischen Handelskammer in China blieben im September nur 19 von 141 Exportanträgen erfolgreich. Produktionsstopps treffen besonders kleinere Firmen, deren Lieferketten empfindlich reagieren. Große Konzerne profitieren dagegen von einer „weißen Liste“, die Priorität bei Genehmigungen garantiert – ein weiteres Beispiel, wie Peking wirtschaftliche Ungleichgewichte gezielt ausnutzt.
Die Industrie verliert Handlungsspielraum
Fehlende Transparenz und politische Zurückhaltung verstärken die Krise. Kanzler Friedrich Merz mahnt, Deutschland müsse seine Abhängigkeit reduzieren und Rohstoffquellen diversifizieren. „Abhängigkeiten machen erpressbar“, betont er. Dennoch bleibt die Umsetzung schwierig, da alternative Märkte kaum verfügbar sind.
Zudem zeigt sich, dass China mit seinem Modell der Datenerpressung politische Ziele verfolgt. Insider berichten, Peking könne Lockerungen in Aussicht stellen, falls Deutschland Exportregeln für Hochtechnologien lockert. Das unterstreicht, wie gezielt Informationsdruck als Machtinstrument eingesetzt wird.
Wirtschaft im Würgegriff der Politik
Zwischen Regierung und Unternehmen fehlt Vertrauen. Das Wirtschaftsministerium forderte deutsche Firmen auf, eigene Daten offenzulegen, um die chinesischen Anforderungen besser zu verstehen – ohne Erfolg. Die meisten Betriebe fürchten, dass ihre Angaben politisch missbraucht werden könnten. Der BDI erhielt auf ein Schreiben an die Ministerin bis heute keine Antwort.
Offizielle Stellen betonen regelmäßige Gespräche, doch die Industrie fühlt sich im Stich gelassen. Während Peking den Ton vorgibt, diskutiert Berlin noch über Zuständigkeiten. Die Folgen spüren vor allem jene, deren Versorgungsketten schon jetzt stocken.
Europas Wirtschaft unter Druck
Peking nutzt seine Position, um Europa zu spalten. China bevorzugt direkte Gespräche mit Berlin statt Verhandlungen mit der EU. Damit wächst der Druck auf die deutsche Industrie, eine eigene Linie zu finden. Bundesbankpräsident Joachim Nagel fordert entschlossenes Handeln, sollte kein Kompromiss möglich sein.
Viele Unternehmer zweifeln jedoch an der Entschlossenheit der Politik. Sie fürchten Arbeitsplatzverluste, sehen aber zugleich den kurzfristigen Nutzen der Zusammenarbeit mit China. Diese widersprüchliche Haltung verstärkt die Abhängigkeit und schwächt langfristig die gesamte Wirtschaft.
Ein Regierungsvertreter räumt ein, dass Deutschland ohne glaubwürdige Alternativen verletzlich bleibt. Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie Lieferketten zu geopolitischen Waffen geworden sind – ein Umstand, den China längst strategisch ausnutzt.
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