Bürokratie-Slapstick um Wärmepumpe in Graz – Rentnerehepaar soll Ölheizung wieder aktivieren

Ein Rentnerpaar aus Graz-Andritz steht vor einem unverständlichen Verwaltungsakt. Nach elf Jahren Betrieb verlangt die Stadtverwaltung den Rückbau ihrer Wärmepumpe. Der Grund: Ein anonymer Hinweis führte zur Kontrolle – und plötzlich zählt eine alte Vorschrift mehr als energieeffizientes Heizen (agrarheute: 22.04.25).


Behörde fordert Rückbau trotz funktionierender Technik

Franziska Achleitner und Peter Kraus erhielten im Frühjahr überraschend ein Schreiben von der Stadt Graz. Darin forderten die Behörden, ihre Wärmepumpe zu demontieren und den alten Ölofen wieder zu aktivieren. Der Vorwurf: Die Installation sei nie genehmigt worden. Kraus betont: „Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme war eine Bewilligung gar nicht notwendig. Ergo haben wir ein solches Papier auch nicht.“

Rentnerpaar aus Graz soll funktionierende Wärmepumpe abbauen und den 50 Jahre alten Ölofen reaktivieren – wegen eines fehlenden Formulars
Rentnerpaar aus Graz soll funktionierende Wärmepumpe abbauen und den 50 Jahre alten Ölofen reaktivieren – wegen eines fehlenden Formulars

Die Anlage versorgte das Haus über ein Jahrzehnt zuverlässig mit Wärme. Die Stadt bestätigte zwar, dass damals keine Genehmigungspflicht bestand. Dennoch fehlte eine formelle Meldung, wie der städtische Mitarbeiter Heimo Schamberger erklärt. Genau diese fehlende Meldung führte zur Eskalation.

Strafandrohung trotz fehlender Zuständigkeit

Der Versuch, eine Klärung mit den Behörden herbeizuführen, verlief erfolglos. „Leider fühlte sich niemand für uns zuständig. Vorschrift sei Vorschrift, hat man uns gesagt“, schildert Kraus den Behördenkontakt. Inzwischen drohen dem Paar Strafen in Höhe von 500 Euro.

Noch gravierender erscheint der Umstand, dass der alte Ölofen aus den 1970er-Jahren wieder angeschlossen werden muss. „Nun müssen wir tatsächlich wieder unseren 50 Jahre alten Ölofen im Keller in Betrieb nehmen. Dass das der Stadt lieber ist, kann man einfach nicht glauben“, so der ehemalige Orgelbauer. Die Rückkehr zur veralteten Technik wirkt angesichts moderner Klimaziele paradox.

Formfehler führt zum Rückbauauftrag

Laut Auskunft der Stadt wäre es möglich gewesen, gegen den ursprünglichen Bescheid rechtlich vorzugehen. Doch das Ehepaar hatte keinen Einspruch eingelegt. Daher wurde der Beseitigungsauftrag rechtskräftig und der Fall automatisch an die Strafabteilung weitergeleitet.

Trotz der verworrenen Lage bleibt ein Hoffnungsschimmer: Eine nachträgliche Genehmigung der Wärmepumpe ist weiterhin möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings ein neuer Antrag – verbunden mit weiteren Hürden. Das Paar sieht sich dabei erneut mit einem schwer durchschaubaren Behördenapparat konfrontiert.


Auslöser war ein Nachbarschaftsstreit

Der Stein kam durch einen anonymen Hinweis ins Rollen. Ein Nachbar beschwerte sich über vermeintliche Lärmbelästigung durch die Pumpe. Die Stadt nahm den Hinweis zum Anlass, eine Überprüfung einzuleiten. Laut Schamberger handelt es sich dabei um gängige Praxis. „Solche anonymen Hinweise sind bei uns an der Tagesordnung. Die aufmerksamen Nachbarn sind oft die verlässlichsten Kontrolleure.“

In einem Land, das auf Klimaschutz setzt, wirkt der Fall wie ein Rückschritt. Statt moderner Technik bevorzugt die Verwaltung alte Heizsysteme – wegen einer Formalie. Während Klimaziele in politischen Reden beschworen werden, scheitert ihre Umsetzung oft am Schreibtisch.

Das Ehepaar Kraus steht nun zwischen Bürokratie und gesundem Menschenverstand. Ihre Entscheidung für eine nachhaltige Heizlösung geriet ins Visier der Verwaltung – nicht etwa wegen Sicherheitsmängeln, sondern wegen eines formellen Versäumnisses vor über zehn Jahren.

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