Die Verlagerung von DHL Express nach Leipzig trifft Bonn bis ins finanzielle Fundament. Mit dem Abzug verabschiedet sich einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler der Stadt. Besonders brisant: Bonn verlangt mit einem Hebesatz von 537 % bundesweit Spitzensteuern, während Schkeuditz bei Leipzig mit etwa 300 % deutlich attraktivere Bedingungen bietet. Der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen schlägt Alarm – und kritisiert die grün geführte Stadtregierung scharf für ihre Steuer- und Standortpolitik. Der Verlust durch den Wegzug liegt Schätzungen zufolge bei rund 20 Millionen Euro pro Jahr – ein empfindlicher Einbruch für den städtischen Haushalt.
Bonn verliert wirtschaftliche Substanz
Über Jahre zählte DHL Express zu den stabilen Säulen im Bonner Steuerhaushalt. Der Konzern hat seinen rechtlichen Hauptsitz inzwischen nach Schkeuditz verlagert – mit spürbaren Folgen. Alexander B. Jentsch, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands, bewertet den Verlust als wirtschaftlichen Tiefschlag. Bonn schleppt eine Schuldenlast von fast zwei Milliarden Euro, und der Rückzug eines derart bedeutenden Steuerzahlers verschärft die finanzielle Schieflage.

Bereits die frühere Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes habe die Attraktivität Bonns massiv geschwächt. Neue Investoren bleiben aus, Bestandsunternehmen orientieren sich um. Mit dem DHL-Abzug droht ein Dominoeffekt, der den Standort nachhaltig schädigt.
Kritik an Bonns Politik und Prioritäten
Der Einzelhandelsverband kritisiert eine verfehlte Ausgabenpolitik der Stadt. „Während in Bonn Millionen in Fahrradstraßen und rote Farbe investiert werden, bröckeln Schulen, der ÖPNV ist marode – und zentrale Steuerzahler wandern ab. Das ist keine nachhaltige Stadtentwicklung, das ist wirtschaftspolitisches Risiko.“ Die Prioritäten der grün geführten Verwaltung erscheinen aus Sicht vieler Unternehmer realitätsfern.
Auch kleinere Betriebe leiden zunehmend unter den Rahmenbedingungen. Mangelnde Investitionssicherheit, hohe Abgaben und infrastrukturelle Defizite belasten das gesamte lokale Gewerbe. Bonn verliert damit nicht nur Einnahmen, sondern auch wirtschaftliches Vertrauen.
Abwärtsspirale durch Steuerpolitik
Die Sorge vor weiteren Steuererhöhungen wächst. Um die entstehende Haushaltslücke zu schließen, könnte die Stadt erneut an der Steuerschraube drehen – mit fatalen Folgen. Unternehmen und Bürger gleichermaßen würden zusätzlich belastet. Bereits jetzt denken viele über einen Standortwechsel nach.
Die Spirale aus Abwanderung, Einnahmeverlust und wachsendem Druck verstärkt sich zunehmend. Bonn steht an einem Wendepunkt – und ohne klare Kurskorrektur droht ein schleichender wirtschaftlicher Absturz.
Bonn braucht einen wirtschaftspolitischen Neuanfang
Nach Ansicht des Einzelhandelsverbands muss die Stadt Bonn dringend gegensteuern. Standortattraktivität entsteht nicht durch Symbolpolitik, sondern durch Verlässlichkeit, steuerliche Entlastung und Infrastrukturpflege. Jentsch bringt es auf den Punkt: „Die Stadt muss sich ehrlich fragen, wie sie mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen umgeht. Wenn sich Bonn als Wirtschaftsstandort nicht neu aufstellt, wird die Abwärtsspirale kaum aufzuhalten sein.“
Ein radikales Umdenken sei notwendig. Nur durch unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen lasse sich weiteres Abwandern stoppen. Noch kann Bonn den Kurs ändern – doch das Zeitfenster dafür schließt sich schnell.
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