Berlin am Limit: Drohende Stromengpässe trotz grüner Energiepläne

In der Hauptstadtregion Berlin gibt es Besorgnis hinsichtlich möglicher Engpässe in der Stromversorgung. In Oranienburg, unmittelbar angrenzend an Berlin, reicht der Strom nicht mehr aus, um neue Unternehmen oder zusätzliche Einwohner aufzunehmen. Dieses Problem könnte auch Berlin treffen, so IHK-Präsident Sebastian Stietzel (focus: 28.04.24).


Stromalarm in Berlin: Unternehmen fürchten Engpässe bei der Stromversorgung

Obwohl die Energieversorgung Berlins derzeit als stabil gilt, ist die Sorge unter den Unternehmen groß. „Die Versorgungslage in Berlin ist aktuell stabil“, erklärt Stietzel.

Stromalarm in Berlin: Unternehmen fürchten Engpässe bei der Stromversorgung.  Nur noch 17 % der Unternehmen sehen Chancen für Wachstum
Stromalarm in Berlin: Unternehmen fürchten Engpässe bei der Stromversorgung. Nur noch 17 % der Unternehmen sehen Chancen für Wachstum

Dennoch beunruhigt die Situation in Oranienburg die lokale Wirtschaft. Er führt weiter aus: „Laut unserem Energiewendebarometer hat sich 2023 jedes fünfte Unternehmen mehr Sorgen wegen möglicher Stromengpässe gemacht als im Jahr des Angriffs auf die Ukraine.“ Dies verdeutlicht, dass Stromnetze an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen können.

Klimaneutral bis 2045? Berlin steht vor gewaltigen Herausforderungen in der Energiewende

Die Bundesregierung fördert die Nutzung von grün erzeugtem Strom, um die Energiewende voranzutreiben. Stietzel unterstützt diese Vision: „Grundsätzlich ja. Auch wir wollen die klimaneutrale Stadt möglichst vor 2045 erreichen.“ Er betont jedoch, dass die Umsetzung dieser Ziele weder einfach noch kostenlos ist. „Klimaneutralität gibt es weder per Dekret noch auf Knopfdruck und schon gar nicht kostenlos.“ Für eine erfolgreiche Transformation sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft unerlässlich.

Energiewende in der Krise: Nur noch 17 % der Unternehmen sehen Chancen

Die Energiewende sollte eigentlich ein Motor für wirtschaftliches Wachstum sein, indem sie den Weg für neue, in Deutschland entwickelte Technologien ebnet. Stietzel spricht allerdings von einer wachsenden Enttäuschung: „Es hat sich in den letzten zwei, drei Jahren Enttäuschung breitgemacht.“ Die anfängliche Begeisterung hat aufgrund gestiegener Energiekosten und des Krieges in der Ukraine nachgelassen. „Aktuell sehen deshalb nur noch 17 Prozent der Unternehmen mehr Chancen als Risiken in der Energiewende.“


Berlin als Wirtschaftsstandort

Berlin entwickelt sich weiterhin als starker Industrie- und Dienstleistungsstandort. Der Dienstleistungssektor, einschließlich Handel, Tourismus, Gastronomie und IT, bleibt führend. „Mit den vielen Händlern, Tourismus- und Gastronomiebetrieben, und natürlich IT-Unternehmen, bleibt der Dienstleistungssektor die wichtigste Branche in Berlin“, so Stietzel. Die Industrie zeigt ebenfalls eine positive Entwicklung, obwohl die Hauptstadt noch immer ein industrielles Defizit aufweist.

Die IHK setzt sich für eine engere Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein, um das wissenschaftliche Potential Berlins in marktfähige Produkte und somit in lokale Wertschöpfung umzusetzen.

Attraktivität des Berliner „Speckgürtels“

Der sogenannte „Speckgürtel“ Berlins zieht Unternehmen an, die von niedrigeren Gewerbesteuern und besserer Anbindung profitieren möchten. „Natürlich gehört die Gewerbesteuer für Unternehmen zu den zentralen betrieblichen Steuern und ist damit auch ein wichtiger Standortfaktor“, erklärt Stietzel. Neben steuerlichen Aspekten spielen auch Mieten, Flächenverfügbarkeit und Verwaltungseffizienz eine wesentliche Rolle für Unternehmensentscheidungen hinsichtlich Ansiedlung und Wachstum.

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