Bayern führt nächste Umweltabgabe ein: Wassercent belastet Bürger – Effekt zweifelhaft

Ab Juli 2026 verlangt Bayern zehn Cent pro Kubikmeter gefördertes Grundwasser. Der sogenannte Wassercent trifft vor allem Haushalte, während Konzerne durch großzügige Ausnahmen weitgehend verschont bleiben. Offiziell soll die neue Abgabe dem Wasserschutz dienen – doch Kritiker sehen darin vor allem ein weiteres Beispiel für Symbolpolitik mit unklarer Wirkung. Die Parallelen zur umstrittenen CO₂-Abgabe drängen sich auf: Auch dort steigen die Kosten kontinuierlich, ohne dass eine messbare Emissionsminderung erreicht wurde (sueddeutsche: 29.07.25).


Wassercent: Mehr Belastung, fraglicher Nutzen

Ministerpräsident Markus Söder bezeichnet Grundwasser als „blaues Gold“ und rechtfertigt die Abgabe mit dem Klimaschutz. Doch schon jetzt steht fest: Die Belastung trifft nicht alle gleichermaßen. Während Industriebetriebe und landwirtschaftliche Großnutzer erst ab 5000 Kubikmeter zahlen müssen, greift die Abgabe bei Privathaushalten vom ersten Liter an. Der Staat rechnet mit jährlichen Einnahmen von rund 80 Millionen Euro – das Geld soll in den Wasserschutz fließen. Doch wie genau der Effekt gemessen oder kontrolliert werden soll, bleibt offen.

Bayern führt 2026 den Wassercent ein – neue Abgabe belastet Haushalte und droht wie die CO₂-Abgabe zum teuren Symbol ohne Wirkung zu werden
Bayern führt 2026 den Wassercent ein – neue Abgabe belastet Haushalte und droht wie die CO₂-Abgabe zum teuren Symbol ohne Wirkung zu werden

Umweltminister Thorsten Glauber spricht von einem „wichtigen Bestandteil der Wasserstrategie 2050“. Doch aus früheren Maßnahmen ist bekannt, dass eine Abgabe allein kaum zur Verhaltensänderung führt. Die CO₂-Bepreisung liefert ein warnendes Beispiel: Trotz milliardenschwerer Belastung für Bürger und Mittelstand lässt sich bis heute keine spürbare Reduktion des Ausstoßes feststellen. Beim Wassercent droht ein ähnlicher Weg – hohe Kosten, geringe Wirkung.

Großzügige Ausnahmen untergraben den Ansatz

Die neue Umweltabgabe enthält zahlreiche Ausnahmen, die die eigentliche Lenkungswirkung unterlaufen. Kühlwasser, Fischzucht, erneuerbare Energien oder Brunnen auf Bauernhöfen bleiben verschont. Besonders kontrovers ist die Freigrenze von 5000 Kubikmetern jährlich – sie entlastet genau die Gruppen, die am meisten entnehmen. Private Nutzer, die im Garten bewässern oder Brunnen betreiben, zahlen hingegen sofort.

CSU und Freie Wähler drängten im Vorfeld massiv auf diese Sonderregelungen. Der politische Druck führte dazu, dass ausgerechnet wirtschaftlich starke Interessengruppen vom Wassercent kaum betroffen sind. Die Verlierer sind einmal mehr die privaten Haushalte – ähnlich wie beim CO₂-Preis, der Pendler, Familien und Menschen mit niedrigerem Einkommen überdurchschnittlich trifft.

Ohne Zähler keine Kontrolle

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Erhebungsgrundlage. Trotz zahlreicher Forderungen von Umweltverbänden und Experten verzichtet die Staatsregierung auf eine Zählerpflicht. Die Abgabe orientiert sich an genehmigten Entnahmemengen oder freiwilligen Angaben. Eine exakte Erfassung der tatsächlichen Nutzung erfolgt nicht. Damit fehlt jede objektive Grundlage, um die Wirksamkeit der Maßnahme zu überprüfen – ein weiterer Parallele zur CO₂-Abgabe, deren reale Effekte ebenfalls kaum kontrolliert werden.

Geregelt wird der Wassercent im Rahmen des überarbeiteten bayerischen Wassergesetzes. Dieses sieht auch eine Priorisierung der Trinkwasserversorgung und des Hochwasserschutzes vor. Genehmigungsverfahren für Rückhaltebecken und Wasserschutzzonen sollen beschleunigt werden. Doch auch hier bleiben Zweifel: Beim Hochwasser 2024 zeigten sich gravierende Versäumnisse, etwa durch schleppenden Flächenerwerb oder langwierige Planungsverfahren. Der Ort Dinkelscherben wurde trotz fertiger Schutzpläne überflutet – nicht wegen fehlender Regeln, sondern wegen langsamer Umsetzung.


Symbolpolitik statt Substanz

Die geplante Zentralisierung der Verfahren bei den Bezirksregierungen mag Verwaltungsvorgänge vereinfachen. Doch solange Abgaben wie der Wassercent keine echte Lenkungswirkung entfalten, droht eine ähnliche Entwicklung wie beim CO₂-Preis: steigende Belastungen, aber keine spürbaren Verbesserungen. Wer langfristig Umweltziele erreichen will, muss über Anreize, Effizienz und Transparenz nachdenken – nicht über neue Gebühren, deren Effekt kaum belegbar ist.

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