Autoindustrie erhöht Druck – Aufschub beim Verbrennerverbot gefordert

Die europäische Automobilindustrie fordert einen Aufschub der Verbrennerverbote ab 2035. Branchenverbände wie ACEA und CLEPA haben die EU-Kommission in einem dringlichen Schreiben gewarnt, dass die aktuelle Strategie nicht umsetzbar sei. Sie betonen, dass die Politik ambitionierte Ziele setzt, jedoch zentrale Markt- und Lieferkettenrealitäten missachtet. Ohne Aufschub droht der Industrie massiver Wettbewerbsverlust (automobilwoche: 27.08.25).


Aufschub als Voraussetzung für realistische Rahmenbedingungen

Im Brief heißt es: „Der Transformationsplan für die europäische Autoindustrie muss über Idealismus hinausgehen und die industriellen wie geopolitischen Realitäten anerkennen.“ Vor allem die strengen CO₂-Grenzwerte für 2030 und 2035 gelten als „einfach nicht machbar“. Die Unternehmen verlangen daher Aufschub und Flexibilität, um sowohl die Klimaziele zu erfüllen als auch die wirtschaftliche Stärke Europas gegenüber der Abhängigkeit von China zu sichern.

ACEA und CLEPA drängen auf Aufschub beim Verbrennerverbot und fordern von der EU flexiblere CO₂-Grenzwerte
ACEA und CLEPA drängen auf Aufschub beim Verbrennerverbot und fordern von der EU flexiblere CO₂-Grenzwerte

Die Hersteller verweisen insbesondere auf die China-Abhängigkeit. Der asiatische Staat dominiert nicht nur die Batterieproduktion für Elektroautos, sondern auch den Abbau und die Verarbeitung seltener Rohstoffe. Während China billiger produziert, leidet Europa zusätzlich unter hohen US-Zöllen. Diese Belastung verstärkt den Ruf nach Aufschub und zeigt, wie dringend eine Neuausrichtung der Politik erscheint.

Mangelhafte Ladeinfrastruktur verschärft Probleme

Ein weiteres Hindernis für den Erfolg von Elektroautos liegt in der unzureichenden Ladeinfrastruktur. Ohne ausreichend Stromtankstellen kann der Umstieg nicht funktionieren. Gleichzeitig belastet die China-Abhängigkeit die gesamte Wertschöpfungskette, da Europa beim Zugang zu Batterietechnologien weit zurückliegt. Auch die einseitigen CO₂-Grenzwerte erzeugen Druck, den viele Unternehmen derzeit kaum tragen können.

Gleichzeitig wächst die Kluft zwischen Anspruch und Realität. Elektroautos erreichen europaweit nur geringe Marktanteile: 15 Prozent bei Pkw, 9 Prozent bei Transportern und 3,5 Prozent bei Lkw. Es zeige sich zwar Dynamik, doch die Nachfrage reicht nicht aus. Die Hersteller wollen deshalb einen Aufschub beim aktuellen Verbrennerverbot. Es sei eine entscheidende Voraussetzung, um auch Investitionen bei Elektroautos sinnvoll zu steuern.


Verluste zwingen Unternehmen zum Umdenken

Die finanziellen Ergebnisse der großen Autobauer belegen die Schieflage. Stellantis und Renault verzeichneten teils Milliardenverluste. Unter diesen Bedingungen erscheinen die geforderten CO₂-Grenzwerte besonders schwer erreichbar. Ein Aufschub könnte den Firmen Luft verschaffen, damit Investitionen in alternative Technologien planbarer erfolgen.

Die Branche fordert daher eine pragmatische Politik. „Die Revision der Vorgaben eröffnet die Möglichkeit, mehr Flexibilität, eine stärkere Industrieperspektive und marktorientierte Lösungen in die Gesetzgebung zu integrieren“, heißt es in dem Schreiben. Statt nur auf Elektroautos zu setzen, plädieren die Verbände für Technologieoffenheit und weniger China-Abhängigkeit.

Technologieoffenheit statt Einbahnstraße

Der Streit um das Verbrennerverbot entwickelt sich damit zum Prüfstein für die europäische Industriepolitik. Ohne Aufschub könnten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, während Arbeitsplätze und Investitionen gefährdet sind. Nur mit einer flexibleren Ausgestaltung der CO₂-Grenzwerte und einem Abbau der China-Abhängigkeit bleibt Europa handlungsfähig. Elektroautos bleiben ein wichtiges Element, dürfen jedoch nicht die einzige Lösung darstellen.

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