Aristo Pharma schließt Berliner Werke: 245 Arbeitsplätze in Gefahr

Der Berliner Pharma-Konzern Aristo stellt zwei Werke in Reinickendorf und Lichterfelde ein. Rund 245 Arbeitsplätze stehen zur Disposition. Die Werke gelten seit Längerem als unrentabel. Steigende Kosten, sinkende Margen und verlorene Rabattverträge setzen die Pharma-Produktion unter Druck. Die Schließung soll bis spätestens 2026 erfolgen (bz-berlin: 10.07.25).


Zwei Pharma-Standorte vor dem Aus

Advance Pharma fertigt jährlich über 1,5 Milliarden Tabletten und Kapseln, „darunter wichtige Medikamente“ wie Protonpumpenhemmer und Antidepressiva. Doch trotz hoher Produktionszahlen fehlt die wirtschaftliche Basis. Der Konzern spricht von fehlender Rentabilität – eine Folge explodierender Energiepreise und verschärften Wettbewerbs im Generikasektor.

Aristo plant zwei Berliner Pharma-Werke zu schließen. 245 Jobs in Gefahr. Folgen für Patienten und Produktion nicht absehbar
Aristo plant zwei Berliner Pharma-Werke zu schließen. 245 Jobs in Gefahr. Folgen für Patienten und Produktion nicht absehbar

Auch bei Steiner & Co. in Lichterfelde verschärft sich die Lage. Der Wegfall von Rabattverträgen ließ die Umsätze sinken. 55 Arbeitsplätze drohen dort wegzufallen, bei Advance Pharma sind es weitere 190. Die betroffenen Mitarbeiter fordern seit Wochen Klarheit und Perspektiven.

Sozialplan im Pharma-Konzern in Arbeit

Die Geschäftsführung verhandelt mit den Betriebsräten über einen Sozialplan. Vorgesehen sind Abfindungen, interne Wechseloptionen und Frühverrentung. Konkrete Ergebnisse fehlen bisher. Eine Übernahme durch andere Standorte des Konzerns erscheint unrealistisch, da deren Kapazitäten ausgelastet sind.

Fachleute kritisieren die Strategie. In einer Zeit fragiler Lieferketten führe der Rückzug aus der deutschen Pharma-Produktion zu Abhängigkeiten von Importen. Besonders Standardmedikamente könnten dadurch noch schwerer verfügbar sein.

Folgen für Patienten und Produktion

Mit dem Abbau der Werke droht nicht nur ein Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch ein Know-how-Abfluss. Die Auslagerung der Produktion nach Asien verlängert Lieferketten und erschwert Qualitätskontrollen. Apotheken und Kliniken müssten sich auf längere Wartezeiten und größere Unsicherheiten einstellen.

Dennoch bestehen Chancen auf Teileerhalt. Gespräche mit politischen Akteuren laufen. Auch externe Investoren prüfen derzeit eine Beteiligung. Voraussetzung bleibt jedoch ein nachhaltiges Konzept mit klarer Rentabilität.


Zeit für Lösungen läuft ab

„Ziel ist ein Sozialplan, der sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten finden soll.“ Die Belegschaften hoffen auf tragfähige Vereinbarungen. Erste Proteste und Petitionen machen den öffentlichen Druck spürbar. Auch wirtschaftspolitische Akteure im Land Berlin fordern schnelle Klarheit.

Die kommenden Wochen entscheiden, ob Teile der Werke erhalten bleiben. Gelingt keine Einigung, verliert Berlin erneut Industriearbeitsplätze – mit Auswirkungen auf den gesamten deutschen Pharma-Sektor.

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