Ampelregierung: Jetzt droht eine Stromlücke

Die Ziele der Ampelkoalition zur Energiewende sind jetzt im Koalitionsvertrag definiert. Bis 2030 soll 80 Prozent des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen kommen und auf deutschen Straßen sollen bis dahin 15 Millionen Elektroautos fahren. Das alleine ist schon recht ehrgeizig, aber man will auch noch alle Kohlekraftwerke acht Jahre früher vom Netz nehmen, als bisher geplant. Zudem stellen zum Jahresende 2022 die letzten Atomkraftwerke die Stromproduktion ein. Einen Plan zur Sicherung der Stromversorgung in Deutschland sucht man allerdings vergebens. Jetzt droht eine Stromlücke.


Nach Ausstieg aus Atom- und Kohleverstromung droht Stromlücke bei gesicherter Leistung

Laut dem Energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln (EWI) würde man, um das bis 2030 auszugleichen zu können, mindestens 23 GW zusätzliche gesicherte Leistung benötigen. Davon sind bei der Bundesnetzagentur mit 2,3 Gigawatt gerade einmal 10 Prozent bis 2023 bei der Installation neuer Gaskraftwerke geplant.

Dazu müsste dann auch noch der Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken drastisch steigen. Alleine die jetzt vorhandene Kapazität der Solaranlagen müsste bis zum Jahr 2030 nahezu auf das Fünffache erhöht werden. Dies bedeutet einen jährlichen Nettozuwachs von mehr als dem Doppelten des bisherigen Rekordwerts aus dem Jahr 2012.

Ampelregierung: Jetzt droht eine Stromlücke. Mit der Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke geht immer mehr gesicherte Leistung verloren
Ampelregierung: Jetzt droht eine Stromlücke. Mit der Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke geht immer mehr gesicherte Leistung verloren

Ladeinfrastruktur für Elektroautos fehlt

Weiterhin sieht der Koalitionsvertrag bis zum Jahr 2030 mindestens 15 Millionen zugelassene E-Autos vor. Das entspricht einem Drittel des derzeitigen Fahrzeugbestands. „Wenn das Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 erreicht werden soll, müssten 2025 etwa 17 von 20 neu zugelassenen Autos rein batterieelektrische Fahrzeuge sein“, stellt EWI-Experte Gierkink fest.

Um diese Fahrzeuge auch laden zu können ist ein massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur erforderlich. Zusammen mit dem geförderten Umstieg auf Wärmepumpe-Heizsysteme wird dadurch der Strombedarf stark steigen. Dazu ist auch der Ausbau der Übertragungsnetze notwendig.


Strombedarf steigt stärker als bisher angenommen

Im Koalitionsvertrag geht die neue Ampelkoalition von einem jährlichen Strombedarf zischen 680 und 750 Terawattstunden (TWh) bis zum Jahr 2030 aus. Das ist noch einmal deutlich mehr als die letzte Berechnung des Wirtschaftsministeriums unter Peter Altmaier. Diese ging von ca. 650 TWh aus. Das EWI hat einen Bedarf von 725 TWh bis zum Jahr 2030 ermittelt. Damit scheint der Ansatz der neuen Regierung zumindest realistischer zu sein.

Durch den steigenden Strombedarf muss aber auch mehr gesicherte Leistung zur Verfügung stehen, die abrufbar ist, wenn Wind und Sonne nicht ausreichend liefern können. Das EWI geht davon aus, dass dafür mindestens 95 Gigawatt erforderlich sind. Das sind fast 25 Prozent mehr als heute zur Verfügung stehen.

Keine Investoren für Ausbau gesicherter Leistung

Mit dem Kohle- und Atomausstieg schaltet man aber immer mehr gesicherte Leistung ab. Deshalb ist auch eine Erhöhung des geplantes Ausbaus an Gaskraftwerken von bisher 14 GW auf mindestens 23 GW erforderlich. Allerdings wollen die Grünen bis 2040 auch noch komplett aus der Gasverstromung aussteigen. Dadurch wird es extrem schwierig werden Investoren zu finden, die in solche Kraftwerke investieren. Beim aktuellen Strompreis und den geringen Laufzeiten eines Gaskraftwerks lässt sich damit nämlich kein Geld verdienen.


Immer mehr Strom zu negativ Preisen ins Ausland exportiert

Mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien kommt noch ein weiteres Problem dazu. Bei guten Wetterbedingungen produzieren die nämlich mehr Strom als auf der Verbraucherseite abgenommen wird. Diesen Strom muss man dann ins Ausland „verramschen“ d.h. die Netzbetreiber zahlen noch dafür, dass der Strom abgenommen wird. Sind die Wetterbedingungen aber ungünstig, wie im gesamten Frühjahr dieses Jahres, reicht die Reservekapazität an gesicherter Leistung nicht aus um die Versorgung sicher zu stellen. Dann müssen die Netzbetreiber den Strom teuer aus dem Ausland importieren. Diese Jahr stiegen die Preise für Importstrom bereits über 400 Euro pro MWh. Sowohl überschüssiger zu negativ Preisen exportierter Strom als auch dringend benötigter importierter Strom führen dazu, dass die Strompreise weiter steigen werden.

Eine alternative um dieses Negativgeschäft zu minimieren wären elektrische Batteriespeicher. Diese sind allerdings noch viel zu teuer um wirksam eingesetzt werden zu können. Eine weiter Möglichkeit wäre auch mit dem überschüssigen Strom Wasserstoff zu erzeugen, dem man dann bei Mangel in Gaskraftwerken einsetzen könnte. Der Wirkungsgrad dabei ist aber extrem gering. Die durch überschüssigen Strom im Sommer erzeugte Menge würde bei weitem nicht ausreichen um die fehlende Kapazität im Winter zu ersetzen.


Fazit: Bei gesicherter Leistung droht Stromlücke

Während man auf der Seite des Ausstiegs aus der Atom- und Kohleverstromung harte Termine gesetzt hat, fehlt es an einer realistischen Planung wie man den Strombedarf im gleichen Zeitraum sichern kann. Dadurch droht eine Stromlücke bei der gesicherten Leistung. Es wird spannend, insbesondere in den kommenden Wintern, wenn die erneuerbaren wie in diesem Frühjahr nur wenig liefern. Sich darauf zu verlassen, dass wir den fehlenden Strom dann einfach aus dem Ausland zu importieren ist zumindest fahrlässig, wenn nicht gar naiv.

Unsere Stromversorgung ist alles andere als sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Versorgung zusammenbricht. Bereiten Sie sich rechtzeitig vor. Tipps dazu finden Sie in folgenden Ratgebern auf unserer Website:

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