Vor etwa vier Jahren brachte die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises das weltweit erste Kreuzfahrtschiff „AIDAnova“ auf den Markt, das vollständig mit emissionsarmem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden kann. Die „AIDAnova“ wurde für ihre Fortschrittlichkeit und Nachhaltigkeit bewundert. Ihr Antrieb stößt fast keinen Feinstaub und Schwefeloxid aus. Auch der Ausstoß von Stickoxiden sowie Kohlendioxid wird deutlich reduziert. Sie erhielt sogar das Umweltschutzsiegel Blauer Engel. Der Erfolg der „AIDAnova“ führte dazu, dass vor einem Jahr auch das Nachfolgeschiff der Helios-Klasse, die „AIDAcosma“, mit einem Dual-Fuel-Motor ausgestattet wurde, der mit LNG betrieben werden kann. Jetzt hat die Reederei den Betrieb der Kreuzfahrtschiffe Schiffe wieder auf Marinediesel umgestellt. Der Grund: Zu hohe Betriebskosten (Abendblatt: 05.01.23).
Aida Cruises setzt vorübergehend LNG-Betrieb aufgrund hoher Energiepreise aus
Aida Cruises, mit Sitz in Rostock und Hamburg, hat bekannt gegeben, dass ihre Kreuzfahrtschiffe seit Monaten mit Schiffsdiesel betrieben werden. Das Unternehmen erklärte, dass die anhaltende Energiekrise zu Beeinträchtigungen in der Gesamtversorgung mit Flüssigerdgas (LNG) geführt hat. Dadurch seien die Verbraucherpreise stark gestiegen. Um den reibungslosen und sicheren Betrieb ihrer Schiffe jederzeit zu gewährleisten, setzen sie die Verwendung von LNG jetzt vorübergehend aus. Stattdessen betreiben sie die Schiffe wieder mit schwefelarmem Marine Gas Oil (MGO). Das Unternehmen sagte, dass es den LNG-Betrieb wieder aufnehmen wird, sobald sich der Energiemarkt stabilisiert hat.
Es ist bekannt, dass die Gaspreise im Jahr 2022 extrem gestiegen sind, seitdem Russland kein Gas mehr nach Europa liefert. Dies gilt insbesondere für Flüssigerdgas, das durch die Verflüssigung auf minus 161 Grad deutlich teurer ist als normales Erdgas. Früher kostete eine Megawattstunde LNG etwa 30 Euro, derzeit liegen die Kosten zwischen 150 und 180 Euro. Zusätzlich gibt es Kosten für die Rückverwandlung des verflüssigten Erdgases in seine Ursprungsform und die Verteilung.
Hohe Gaspreise zwingen Aida Cruises und Fjord Line zur Umstellung von LNG auf Diesel
Aida Cruises ist nicht das einzige Unternehmen, das von hohen Gaspreisen betroffen ist. Die Reederei Fjord Line hat ebenfalls angekündigt, dass sie zwei ihrer Fähren, die „MS Stavangerfjord“ und die „MS Bergensfjord“, im Frühjahr vorübergehend aus dem Verkehr nehmen wird. Auch Fjord Line will die Motoren wieder auf den Betrieb mit Marinediesel umstellen. Die Fähren wurden in den vergangenen Jahren vollständig mit Flüssiggas betrieben. Aufgrund der hohen Preise ist dies nicht mehr wirtschaftlich. Durch den Umbau können die Schiffe zukünftig neben LNG auch Marinediesel verbrennen. Laut Fjord Line ist der Umbau notwendig, um Arbeitsplätze zu sichern.
Aida Cruises und Fjord Line haben beide vorübergehende Maßnahmen angekündigt, falls sich der Gaspreis nicht stabilisiert. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat dauerhaft hohe Energiepreise vorhergesagt, was für Schwierigkeiten sorgen könnte. Reedereien wie CMA CGM, Hapag-Lloyd und TUI Cruises haben Schiffe in Bau oder in Betrieb genommen, die mit LNG betrieben werden sollen. LNG wird von der gesamten maritimen Branche als Übergangstreibstoff auf dem Weg zur emissionsfreien Schifffahrt angesehen, bis vollständig CO₂-freie Kraftstoffe verfügbar sind.
Auch der Verband Deutscher Reeder sieht die Entwicklung mit Sorge und berichtet von Schiffsbetreibern, die aufgrund der gestiegenen Kraftstoffkosten LNG-betriebene Schiffe nicht mehr wirtschaftlich mit LNG betreiben konnten und stattdessen konventionellen Schiffskraftstoff nutzen mussten. Diese Entscheidungen wurden aufgrund der hohen Energiepreise getroffen, die durch die Energiekrise verursacht wurden. Aida Cruises hat erklärt, dass sie den LNG-Betrieb wieder aufnehmen werden, sobald sich der Energiemarkt stabilisiert hat. Derzeit sei LNG allerdings dreimal so teuer wie Marinediesel.
Lesen Sie auch:
- Wirtschaftsminister investiert 62 Millionen Euro in den Bau von LNG-Bunker-Schiffen
- Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals an der Nordseeküste: Eine Analyse der Energiepolitik in Deutschland
- Chinas Werften erhalten Rekordaufträge für LNG-Tanker
- LNG-Vertrag mit Katar wurde von amerikanischem Energiekonzern Conoco Phillips abgeschlossen
- Europa zahlt Milliarden für russisches LNG
Preis: € 7,99
Jetzt auf Amazon kaufen
Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
