700.000 Euro Förderung verpufft – Rostocks Wasserstoff-Tankstelle wird wieder abgerissen

Rostocks einzige Wasserstoff-Tankstelle steht vor dem Abriss – ein ernüchterndes Beispiel für gescheiterte Förderung und überzogene Hoffnungen der Energiewende. Mit 700.000 Euro Subvention aus dem Bundeshaushalt finanziert, sollte das Projekt eine neue Ära umweltfreundlicher Mobilität einläuten. Doch weder der Mineralölkonzern Total noch die Hersteller von Brennstoffzellenfahrzeugen konnten die erhoffte Nachfrage entfachen. Heute gilt die H₂-Tankstelle als Mahnmal unrealistischer Erwartungen im Kampf gegen den Klimawandel (ndr: 25.10.25).


Fehlende Nachfrage trotz Förderung

Als die Wasserstoff-Tankstelle 2017 eröffnet wurde, verkündete Total ambitionierte Ziele. Das Unternehmen plante ein weltweit führendes Netz für Wasserstoffautos, doch die Realität bremste den Enthusiasmus. Kaum jemand tankte dort regelmäßig, und die Betriebskosten überstiegen die Einnahmen deutlich. Trotz intensiver Förderung blieb die Nutzung minimal, was die Rentabilität zerstörte.

Abriss der geförderten Wasserstoff-Tankstelle in Rostock zeigt Grenzen der Energiewende und Probleme staatlicher Förderung
Abriss der geförderten Wasserstoff-Tankstelle in Rostock zeigt Grenzen der Energiewende und Probleme staatlicher Förderung

Während Elektromobilität boomte, stagnierten Brennstoffzellenfahrzeuge in ganz Deutschland. Die Subventionen liefen ins Leere, und die Anlage in Rostock verlor ihre Bedeutung. Schließlich entschied sich der Mineralölkonzern für den Rückbau – ein symbolträchtiges Ende einer Idee, die auf dem Papier überzeugte, in der Praxis aber nicht funktionierte.

Hoffnung für alternative Standorte

Abseits des Pkw-Bereichs existieren dennoch Chancen. Im Schwerlastverkehr steigt das Interesse an Wasserstoffautos, vor allem bei Speditionen. Nach Angaben der Rostocker Wasserstoffinitiative sind bundesweit inzwischen über 130 Fahrzeuge im Einsatz. Besonders dort, wo elektrische Antriebe an Grenzen stoßen, bietet die Technologie Vorteile.

In Laage betreibt der Hersteller Apex bereits eine H₂-Tankstelle, an der Lkw und auch Pkw auftanken können. So bleibt der Energieträger regional verfügbar, obwohl die Wasserstoff-Tankstelle in Rostock bald Geschichte ist. Das Beispiel zeigt: Für gezielte Anwendungen kann die Technik sinnvoll bleiben – auch wenn flächendeckende Förderung künftig gezielter erfolgen muss.

Totals neue Strategie in der Energiewende

Trotz des Rückzugs betont Total, weiterhin an nachhaltiger Mobilität festzuhalten. Der Mineralölkonzern verweist auf laufende Partnerschaften und begrüßt staatliche Subventionen, die Innovationen fördern. Eine Unternehmensquelle erklärt: „Wir unterstützen Projekte, die reale Fortschritte beim Umstieg auf emissionsfreie Technologien ermöglichen.“

Allerdings hat sich die Ausrichtung verändert. Statt globaler Expansion setzt man auf regionale Lösungen. Ohne klare politische Rahmenbedingungen bleibt der Markt für Brennstoffzellenfahrzeuge klein, und jede weitere Wasserstoff-Tankstelle steht wirtschaftlich auf wackeligen Beinen.


Grenzen der Energiewende sichtbar

Der Abriss zeigt, dass die Energiewende nicht nur Technik, sondern auch Akzeptanz und Nachfrage benötigt. Staatliche Förderung allein reicht nicht, wenn Autofahrer andere Antriebsarten bevorzugen. Der Klimawandel lässt innovative Lösungen notwendig erscheinen, doch wirtschaftlich tragfähige Modelle entstehen erst, wenn Technologie und Alltag kompatibel sind.

Die Rostocker Wasserstoff-Tankstelle bleibt ein Lehrstück der Energiepolitik: ehrgeizig begonnen, teuer gefördert und am Ende vom Markt überholt. Nur wenn Projekte realistisch geplant und konsequent genutzt werden, kann die H₂-Tankstelle künftig mehr als nur ein Symbol vergangener Hoffnungen sein.

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