In Norfolk geraten Wohnhäuser ins Visier eines riesigen Solarprojekts. In Hempnall, Saxlingham und Tasburgh sollen Immobilien für eine Solaranlage verschwinden. Das geplante Kraftwerk namens East Pye Solar umfasst rund 2.500 Acres. Es soll Strom für bis zu 115.000 Haushalte liefern – auf einer Fläche größer als 1.700 Fußballfelder. Was als Beitrag zur Energiewende gilt, bedroht Existenzen im ländlichen Raum (eastangliabylines: 13.06.25).
Zwangsverkauf bedroht Wohnhäuser
Mindestens 24 Wohnhäuser stehen auf der Liste möglicher Enteignungen. Der Projektentwickler kontaktierte Eigentümer mit Briefen, E-Mails und Anrufen. Dabei wurden sensible Daten wie finanzielle Verhältnisse abgefragt. Viele empfinden den Ton der Anfragen als aufdringlich, manche sprechen sogar von Belästigung.

Symbolbild
Die Betroffenen fühlen sich überrumpelt. Innerhalb kurzer Zeit kamen mehrere Schreiben – häufig mit der Aufforderung zur Rückmeldung. Der Druck auf Eigentümer wächst, obwohl sie rechtlich noch nicht zur Aufgabe gezwungen sind.
Großprojekt mit Sonderrechten
Das Vorhaben zählt offiziell zur nationalen Infrastruktur. Dadurch greift ein beschleunigtes Planungsverfahren – mit der Möglichkeit zum Zwangskauf. Solche Schritte wären in Großbritannien bisher ohne Beispiel: Wohnhäuser könnten erstmals für ein Solarkraftwerk entfernt werden.
Der Projektträger verweist auf die Klimaziele der Regierung. Bis 2030 soll sich die Solarstromproduktion verdreifachen. Dafür, so die Begründung, brauche es Flächen in dieser Dimension.
Kritik aus den Gemeinden
In den betroffenen Dörfern regt sich breiter Widerstand. Viele sprechen von einem drohenden Verlust der ländlichen Identität. Auch Gemeinderäte und lokale Vertreter verurteilen die Pläne.
Vor allem der Flächenverbrauch ruft Unmut hervor. Neben Wohnhäusern geraten auch wertvolle Agrarflächen in Gefahr. Der Wandel zur Energieproduktion kostet damit nicht nur Lebensraum, sondern auch Ernährungssicherheit.
Solarprojekte in Serie
Das East-Pye-Vorhaben ist nicht allein. Vier weitere Großanlagen befinden sich in Norfolk in Planung. Insgesamt umfassen sie rund 17.000 Acres – das Achtfache der derzeit installierten Solarfläche im County.
Größter Einzelstandort ist ein Projekt nahe Gissing mit 5.000 Acres. Weitere Flächen sind bei Long Stratton, High Grove und den Droves vorgesehen. Kritiker warnen vor einer einseitigen Belastung des ländlichen Raums durch großflächige Energienutzung.
Dachflächen bleiben ungenutzt
Fachleute und Verbände drängen auf Alternativen. Dächer von Industriehallen, Schulen und Wohnanlagen könnten große Mengen Strom liefern. Trotz vorhandener Technik stockt der Ausbau auf städtischen Flächen.
Eine gezielte Förderung urbaner Solarnutzung könnte die Last vom Land nehmen. Doch Investoren setzen weiter auf günstiges Ackerland – und gefährden damit gewachsene Siedlungsräume.
Faire Energiewende statt Verdrängung
Die Energiewende braucht Akzeptanz. Ohne gerechte Lastenverteilung wächst der Unmut. Wohnhäuser dürfen nicht zum Preis des Fortschritts geopfert werden.
Lösungen existieren – sie liegen oft in der Fläche, die bereits versiegelt ist. Dächer bieten Potenzial, das bislang kaum ausgeschöpft wurde. Wer ländliche Räume belastet, ohne sie zu beteiligen, gefährdet die Grundlage gesellschaftlicher Unterstützung.
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