120.000 Industriearbeitsplätze in einem Jahr verloren – Deutschlands Wirtschaft im Sinkflug

Die deutsche Industrie steckt in der Krise. Innerhalb von zwölf Monaten gingen rund 120.000 Industriearbeitsplätze verloren. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Januar noch etwa 6,67 Millionen Menschen im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Im Vorjahr lag die Zahl bei 6,79 Millionen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen stehen unter Druck. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall spricht von einer „alarmierenden“ Entwicklung und fordert einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel (welt: 31.03.25).


Industriearbeitsplätze brechen Monat für Monat weg

Seit August 2023 sinkt die Beschäftigtenzahl ununterbrochen. Die Industrie reagiert spürbar sensibler auf wirtschaftliche Schwächephasen als andere Sektoren. Schon während der Corona-Krise 2020 und nach der Finanzkrise 2009 erfasste der Einbruch die Industrie besonders stark. Jetzt setzt sich diese Entwicklung fort. Zusätzliche Belastungen entstehen durch hohe Energiekosten und eine überbordende Regulierung.

Deutschlands verliert 120.000 Industriearbeitsplätze in nur einem Jahr – Forderungen nach politischem Kurswechsel
Deutschlands verliert 120.000 Industriearbeitsplätze in nur einem Jahr – Forderungen nach politischem Kurswechsel

Im Jahr 2024 meldeten 285.000 Menschen aus dem Verarbeitenden Gewerbe Arbeitslosigkeit – ein spürbarer Anstieg gegenüber den Vorjahren. Gleichzeitig fanden 162.000 Personen eine neue Anstellung in der Industrie. Obwohl Verluste überwiegen, entstehen punktuell neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Unterschiede zwischen einzelnen Branchen fallen dabei deutlich aus.

Fachkräfte gesucht, Strukturen gefährdet

Trotz der sinkenden Beschäftigung bleibt der Bedarf an qualifizierten Kräften hoch. Besonders im Metallbau, im Maschinenbau sowie in der Elektrotechnik fehlen Fachkräfte. Das Risiko eines Arbeitsplatzverlusts liegt im Verarbeitenden Gewerbe dennoch unter dem Durchschnitt anderer Wirtschaftsbereiche. Viele Unternehmen verlieren jedoch an Planungssicherheit, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwanken.

Die Transformation in Richtung moderner Produktionsstrukturen schreitet zwar voran, doch der Anpassungsdruck wächst. Digitalisierung, Automatisierung und internationale Konkurrenz erzeugen neue Anforderungen. Vor allem mittelständische Betriebe geraten dabei an ihre Grenzen. Die Geschwindigkeit des Wandels überfordert viele, gleichzeitig fehlen klare politische Impulse.

Industriearbeitsplätze brauchen verlässliche Rahmenbedingungen

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sieht dringenden Handlungsbedarf. In einem Appell fordert er unter anderem niedrigere Unternehmenssteuern, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags und dauerhaft reduzierte Netzentgelte. Auch die Stromsteuer müsse gesenkt werden, um den Standort wettbewerbsfähig zu halten. Ohne diese Maßnahmen sinke die Attraktivität für Investitionen.

Zahlreiche Firmen kämpfen mit steigenden Produktionskosten und langwierigen Genehmigungsverfahren. Während internationale Wettbewerber ihre Industrie stärken, bremst in Deutschland oft die Bürokratie. Industriearbeitsplätze geraten dadurch zusätzlich unter Druck – mit langfristigen Folgen für die gesamte Volkswirtschaft.


Ohne Kurskorrektur droht weiterer Substanzverlust

Wirtschaftsexperten bezweifeln zunehmend, dass die derzeitige Politik den Anforderungen der Industrie gerecht wird. Die Investitionstätigkeit nimmt ab, Innovationskraft leidet, und der Fachkräftemangel verstärkt sich regional. Besonders für kleinere Unternehmen fehlt die Unterstützung, um klimaneutrale Produktionsprozesse finanzierbar umzusetzen.

Bleibt eine Kurskorrektur aus, droht ein weiterer Abbau von Industriearbeitsplätzen. Die jüngsten Zahlen markieren bereits einen Wendepunkt. Ein starker industrieller Mittelstand gilt als Fundament der deutschen Wirtschaft. Doch dieses Fundament beginnt zu bröckeln – mit spürbaren Folgen für Wachstum, Stabilität und Wohlstand.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 21:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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