Deutschland könnte bei adäquater Voruntersuchung, in einem Zeitraum von sechs bis neun Monaten Erdgas durch Fracking im eigenen Land fördern. Der Wissenschaftler Professor Frank Schilling für Technische Petrophysik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) widerspricht grünen Politikern in Bezug auf Umweltfragen (Welt: 01.02.23).
Fracking als unbegründetes Tabu: Experte am KIT plädiert für eine rationale Energiepolitik
Fracking zur Gewinnung heimischen Gases aus tiefen Gesteinsschichten wird laut einem Experten am KIT unrechtmäßig als Tabu betrachtet. Professor Frank Schilling für Technische Petrophysik am KIT und Leiter des Landesforschungszentrums Geothermie sieht in moderner Fracking-Technologie eine vertretbare Option für eine rationale Energiepolitik. Bei sorgfältiger Planung, Überwachung und Einhaltung technischer Standards sind die Risiken für die Umwelt gering.
Grünes Umweltministerium in Baden-Württemberg lehnt Fracking ab – Geowissenschaftler sieht Potenzial für schnelle Förderung
Das grün geführte Umweltministerium in Baden-Württemberg sieht Fracking weiterhin als „kein Thema“ an und argumentiert, dass es in der aktuellen Energiekrise nicht schnell genug realisierbar wäre, um zu helfen.
Dagegen argumentiert ein Geowissenschaftler, dass Fracking-Gas, bei ausreichender Voruntersuchung, innerhalb von sechs bis neun Monaten zur Verfügung stehen könnte. Fracking beinhaltet die Förderung von Gas aus tiefen Gesteinsschichten durch Druck und Flüssigkeiten. Kritiker befürchten jedoch negative Auswirkungen auf die Umwelt.
FDP setzt sich für Fracking ein – Grün-schwarze Regierung in Baden-Württemberg bleibt skeptisch
Die FDP in Land und Bund setzt sich seit geraumer Zeit energisch für Fracking ein und hat die Unterstützung einiger Forscher. Wissenschaftler vermuten in Baden-Württemberg tiefe Gaslagerstätten. Trotzdem bleibt Fracking für die grün-schwarze Regierung in dem Bundesland ein unberührtes Thema.
Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass Erdgas auch in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Energieversorgung spielen wird. Obwohl auch in Deutschland bereits Gas gefördert wird, wird der Bedarf größtenteils durch Importe gedeckt.
Fracking: eine umstrittene Technologie zur Energiegewinnung, belastet von Umweltbedenken
Da Import-Gas teuer ist und traditionelle Lagerstätten zunehmend erschöpft werden, werden alternative Technologien, wie das Fracking, immer stärker in Betracht gezogen. Dabei wird Gas oder Öl aus tiefen Gesteinsformationen gewonnen, indem man eine Flüssigkeit einbringt, um kontrollierte Risse zu erzeugen und das Gas freizusetzen.
Die Umweltschutz-Befürworter sehen in Fracking eine Bedrohung für Umwelt und Gesundheit. Sie befürchten, dass durch das Einpressen einer Flüssigkeit in tiefe Gesteinsschichten Wasserverschmutzungen, Erdbeben und unkontrollierter Austritt von Methan als Treibhausgas auftreten können. Aus diesem Grund sind in Deutschland kommerzielle unkonventionelle Fracking-Projekte in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein verboten.
Deutschlands Energiezukunft: Fracking als Alternative zu teurem Gasimport
Laut Forschern am KIT könnte Deutschland durch Fracking unabhängiger von teurem Gasimport werden und eigene Gasreserven aus dem Boden fördern. Darüber hinaus ist produziertes Erdgas in Deutschland die klimafreundlichste Alternative unter den kohlenstoffbasierten Brennstoffen. Einige Fracking-Verfahren sind bereits zugelassen, wie beispielsweise bei der Geothermie oder bei der Förderung von konventionellem Gas, aber die wirtschaftliche Förderung aus unkonventionellen Gaslagerstätten ist verboten. In außerhalb umweltsensibler Gebiete könnten jedoch vier wissenschaftlich begleitete Bohrungen genehmigt werden, um mehr über die Auswirkungen auf Umwelt und Untergrund zu erfahren.
Geowissenschaftler betrachten den Ersatz des großen Teils des russischen Gases durch LNG-Gas aus den USA als eine schlechte Alternative. Sie argumentieren, dass LNG-Gas aufgrund der niedrigeren Umweltstandards und der erforderlichen Verflüssigung für den Transport umwelt- und klimaschädlicher ist als in Deutschland produziertes Gas.
FDP und Oettinger für Fracking: Deutschlands Innenpolitik als „heuchlerisch“ bezeichnet
Die FDP in Land und Bund plädiert schon seit längerem für die Förderung von Schiefergas durch Fracking. Auch ehemaliger EU-Energiekommissar und Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) ist dafür. In ihren Augen ist die innenpolitische Ablehnung von Fracking in Deutschland „nicht glaubwürdig, sondern heuchlerisch“.
Laut KIT-Professor Schilling könnte Schiefergas mit ausreichender Vorerkundung innerhalb von sechs bis neun Monaten gefördert werden. Allerdings würde die Genehmigung länger dauern, es sei denn, man würde einen Weg wählen, der sich an den Genehmigungen für LNG-Terminals anlehnt.
Fracking-Gas erhält grünes Licht von der Expertenkommission
Die Expertenkommission der Bundesregierung unterstützt die Befürworter von Fracking-Gas. Die Vorsitzende, Geophysikerin Charlotte Krawczyk, sieht durch die großen Fortschritte in den vergangenen Jahren das Verfahren als sicherer an. Auch der Vize-Vorsitzende Holger Weiß hinterfragte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ das Verbot und bezeichnete es als aufgrund ideologischer Vorbehalte unverständlich. Die Geologiegesellschaft DGGV gibt Entwarnung bezüglich möglicher Risiken für die Umwelt und hält Fracking-Verfahren bei Mindesttiefen von über 1000 Metern für unbedenklich. Nach dem Angriffskrieg in Russland ist es laut der Geologiegesellschaft von besonderer Bedeutung, die Bezugsquellen für Gas zu diversifizieren.
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