Wie Teilnehmer in der Welt berichten, soll Patrick Graichen, auf einer Veranstaltung die Vertreter von Stadtwerken dazu aufgerufen haben, den Rückbau für ihr Erdgasnetz zu planen. Graichen ist Staatssekretär in Habecks Wirtschaftsministerium. Dabei verwies Graichen auf den Zeitplan für die Dekarbonisierung Deutschlands. Laut Graichen dürfe bis zum Jahr 2045 kein Gas mehr in den Netzen sein. Den Umstieg auf grünen Wasserstoff zum Heizen bezeichnete er Teilnehmern zufolge als Träumerei.
Wirtschaftsministerium bereitet nach Atom- und Kohleausstieg den Gasausstieg vor
Die Forderung Graichens an die Kommunen wäre ein Bruch mit der bisherigen Energiepolitik der Ampelregierung. Bislang setzte diese darauf, langfristig Erdgas durch grünen Wasserstoff, Biogas und synthetisches Methangas zu ersetzen. Der Rückbau des deutschen Erdgasnetzes wäre ein radikaler Schritt und würde den vollständigen Verzicht auf die Verbrennung von Erdgas bedeuten. Daher wäre dieser Schritt durchaus vergleichbar mit dem Atomausstieg. Das deutsche Erdgasnetz ist gut 500.000 Kilometer langen.
Industrievertreter sind entsetzt von der plötzlichen Kehrtwende aus dem Wirtschaftsministerium. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing sagte dazu: „Es ist nicht zielführend, so mir nichts, dir nichts den Rückbau der Gasverteilnetze in den Raum zu stellen. Damit würde eine bestehende Infrastruktur entwertet, die mehrere Hundert Milliarden Euro wert ist“. Im Verband kommunaler Unternehmen sind als 900 Stadtwerke organisiert sind.
Millionen Haushalte vom Gasausstieg betroffen
Liebing verweist darauf, dass an den Netzen Millionen Haushalte hängen, die zuerst eine machbare Perspektive brauchen. Die Erdgasnetze könnten durch den Transport von Wasserstoff oder andere klimaneutrale Gase weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Deshalb wäre auch die Technologieoffenheit von zentraler Bedeutung. Durch den Rückbau des Erdgasnetzes würde man sich vollkommen ohne Not Wege, die wir später noch benötigen, verbauen.
Die Bundesregierung will bereits ab dem Jahr 2024 den Einbau von Gasheizungen nicht mehr zuzulassen, obwohl sie aktuell Gasheizungen noch über die KfW fördert. Habeck setzt vollumfänglich auf rein strombetriebene Wärmepumpen. Der Chef des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), meint dazu: „Man versucht, eine bestimmte Technologie, die Wärmepumpe, mit aller Gewalt in den Markt zu drücken, ohne dass es den Wärmekunden helfen wird. Für die wird es nur teuer, sehr teuer.“ Er bezeichnet Graichens Forderung als „offenkundig von Ideologie getrieben“.
Habeck ändert zum wiederholten Mal seine Strategie
Ganz offensichtlich wird Habeck mittlerweile klar, dass sein Plan russisches Erdgas durch Flüssiggas aus Katar und USA zu ersetzen nicht funktionieren wird. Jetzt ändert er innerhalb weniger Monate zum wiederholten Mal seine Strategie. Zuerst sollten Gaskraftwerke die letzten Atom- und Kohlekraftwerke ersetzen. Durch den Krieg in der Ukraine will man aber auf russisches verzichten und durch Flüssiggas ersetzen. Allerdings gibt es nicht genug Flüssiggas am Weltmarkt und die Verhandlungen gestalten sich mehr als schwierig. Der so oft gepriesene grüne Wasserstoff oder synthetisches Methan sind wohl aus dem Rennen. Offensichtlich ist Habeck mittlerweile klar geworden, dass der erforderliche grüne Strom dafür auch in Zukunft nicht zur Verfügung steht. Jetzt lotet er mit Graichens Forderung, das Erdgasnetz zurückzubauen, erst einmal die Reaktionen der Industrie aus. Man darf gespannt sein, was als Nächstes kommt.