Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes deuten auf eine deutlich steigende Tendenz bei den Insolvenzen hin. Im September gab es einen Anstieg um 19,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und im Juli waren es sogar 37,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2023 stiegen die beantragten Unternehmensinsolvenzen um 20,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt äußert sich zu dieser Entwicklung und betont, dass man die „besondere Situation“ im Auge behalten sollte. Es würde sich jedoch um eine Insolvenzwelle, sondern um Sondereffekte handeln, die noch aus der Coronazeit resultieren (berliner-zeitung: 17.10.23).
Robert Habeck und die Insolvenzdebatte: Insolvenzwelle alarmiert die Wirtschaft
Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte in der Vergangenheit kontrovers über Insolvenzen gesprochen. Er sagte, dass einige Branchen wie Bäckereien vorübergehend aufhören könnten zu produzieren, aber das bedeute nicht zwangsläufig, dass es eine große Insolvenzwelle geben werde, wenn sie über Monate hinweg keine Umsätze erzielten.
Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen steigt jedoch im Jahr 2023 stetig an. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im September 19,5 Prozent mehr Insolvenzen. Im Juli waren es sogar 37,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die beantragten Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2023 lagen um 20,5 Prozent höher.
Alarmierender Anstieg: Krankenhaus-Insolvenzen in Deutschland
Auch die Insolvenzzahlen bei Krankenhäusern in Deutschland nehmen zu. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft berichtete von Insolvenzanträgen von 26 Trägern mit insgesamt 34 Krankenhäusern alleine im letzten Jahr.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt betont jedoch, dass diese Entwicklung mit den „Sondereffekten“ der Coronazeit zusammenhängt. Während dieser Zeit gab es aufgrund staatlicher Unterstützungsmaßnahmen und der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht niedrige Insolvenzzahlen. Mit dem Ende dieser Maßnahmen stiegen die Zahlen wieder.
Das Ministerium betont auch, dass die wirtschaftliche Lage in verschiedenen Branchen unterschiedlich sei und daher genau beobachtet werden müsse. Die durchschnittliche Verschuldung insolventer Unternehmen beträgt fast 1,8 Millionen Euro, während Einzelpersonen durchschnittlich fast 34.000 Euro verschuldet sind.
Insolvenzgefahr in Deutschland: Warum die Wirtschaft zögert und Experten warnen
Obwohl die Insolvenzzahlen steigen, verwendet das Wirtschaftsministerium weiterhin nicht den Begriff „Insolvenzwelle“. Ökonomen argumentieren, dass die absoluten Zahlen noch nicht auf ein dramatisches Problem hinweisen. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass stille Insolvenzen, also Betriebsschließungen ohne Insolvenzverfahren, nicht berücksichtigt werden.
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind ebenfalls nicht rosig, wenn man die Angaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Statistischen Bundesamtes berücksichtigt. Das BIP stagnierte im zweiten Quartal dieses Jahres, und es wird erwartet, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen wird, entweder um 0,4 Prozent nach Habecks Prognose oder um 0,5 Prozent nach dem Internationalen Währungsfonds.
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