Europa bereitet sich darauf vor, im Oktober ein wegweisendes Windkraftpaket vorzustellen. Inmitten von Problemen mit der Lieferkette und Finanzierungsherausforderungen sieht sich der Kontinent dem Druck gegenüber, in saubere Technologien zu investieren, insbesondere im Rahmen des Green Deals (Bloomberg: 25.09.23). Doch was bedeutet das konkret für den Windsektor, und wie soll Europa diese Herausforderungen angehen?
Umfassende Maßnahmen für den Windsektor
Das geplante Paket hat mehrere Kernziele. Eines davon ist es, Genehmigungsverfahren für Windprojekte zu beschleunigen. Ein weiteres Ziel ist die Sicherstellung stabiler Lieferungen und die Optimierung bestehender Auktionsregeln. Wie Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bereits letzte Woche mitteilte, sind diese Maßnahmen dringend erforderlich. Einige Insider, Diplomaten mit Wissen über den Entwurf, sind der Ansicht, dass die EU entweder eine völlig neue Strategie entwickeln oder vorhandene Vorschriften modifizieren wird.
Europa steht vor einer doppelten Herausforderung: einerseits das Ziel, eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen und gleichzeitig die Energieversorgung sicherzustellen, andererseits die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von Importen zu verringern, vorwiegend aus Ländern wie China.
Fokus auf erneuerbare Energien und Eigenproduktion
Phil Cole von WindEurope unterstrich die wachsende Konkurrenz durch nicht-europäische Hersteller. Er ist der Meinung, dass ein starker Schwerpunkt auf erneuerbare Energien „made in Europe“ gelegt werden sollte. Dies ist nicht nur seine persönliche Überzeugung, sondern spiegelt auch den allgemeinen Konsens in der Branche wider.
Derzeit gibt es bereits Diskussionen über verschiedene Vorschläge, die die Produktion sauberer Energie stärken sollen. Ein solcher Vorschlag ist das Net Zero Industry Act. Dieses Gesetz verfolgt das ehrgeizige Ziel, dass Europa bis 2030 mindestens 40 % seiner sauberen Energiebedarfe selbst deckt.
Doch trotz des bemerkenswerten Wachstums im Bereich der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren stehen Windunternehmen vor enormen Herausforderungen. Steigende Rohstoffpreise und Finanzierungskosten setzen selbst Branchenriesen wie Vestas Wind Systems A/S und Siemens Energy AG unter Druck.
Die rund 250 Windsektor-Fabriken in Europa könnten zwar auf EU-Innovationsmittel zurückgreifen, stoßen jedoch oft auf Hindernisse bei der Finanzierung der Erweiterung ihrer Lieferketten. Ein weiteres gravierendes Problem ist das langwierige Genehmigungsverfahren. Offshore-Windprojekte müssen oft bis zu fünf Jahre auf eine Genehmigung warten, was den Fortschritt erheblich bremst.
Lesen Sie auch:
- Chinas neuer Vorstoß – Deutschlands Windkraftindustrie im Visier
- Albtraum statt grünes Wirtschaftswunder – immer mehr Firmen in der Windkraftbranche insolvent
- 4 Dezibel mehr – Ampel erhöht nächtliche Geräuschgrenzwerte für Windkraftanlagen
- NRW will Abstandsregel von Windkraftanlagen zu Wohngebäuden abschaffen