Mit dem Beginn des Ukrainekriegs haben sich die Verbraucher bereits daran gewöhnt, dass es in den Regalen der Supermärkte immer wieder Lücken gibt. Sonnenblumenöl, Mehl, Hefe und verschiedene andere Produkte waren immer wieder einmal nicht mehr verfügbar. Ursache dafür waren die durch den Krieg gestörten Lieferketten. Doch jetzt steht Deutschland vor einem weiteren Versorgungsproblem mit Lebensmitteln. Grund dafür sind die hohen Gaspreise und das deshalb fehlende Kohlendioxid (Merkur: 22.09.22). Kommt jetzt zur Gaskrise auch noch eine Lebensmittelkrise.
CO₂-Mangel gefährdet Lebensmittelproduktion
Die meisten Konsumenten kennen das Gas nur durch die Debatte um den Klimaschutz. Doch Kohlensäure ist ein extrem wichtiges Gas bei der Lebensmittelherstellung und wird dort zu unterschiedlichen Zwecken dringend benötigt. Es wird dort nicht nur zur Herstellung von Mineralwasser, Bier und Erfrischungsgetränken benötigt, sondern auch als Schutzgas zum Verpacken leichtverderblicher Lebensmittel. Denn Wurst, Fleisch und Milchprodukten aller Art werden mithilfe des Schutzgases verpackt. Doch die Lieferungen von CO₂ stocken, laut der Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Stefanie Sabet. Das wiederum hat massive Folgen bei der Lebensmittelproduktion, denn tatsächlich viele Produktionsprozesse sind ohne CO₂ kaum oder gar nicht möglich. Deshalb könnte der Mangel an CO₂ demnächst eine Lebensmittelkrise auslösen.
Versorgung mit Frischfleisch gefährdet
Dazu gehört auch das Schlachten von Schweinen in Schlachthöfen. Dort wird Kohlenmonoxid eingesetzt, um die Tiere zu betäuben. .„Ohne CO können Schweine nicht mehr geschlachtet werden und wir bekommen dann ein großes Tierschutzproblem“ sagt Heike Harstick Hauptgeschäftsführerin vom Verband der Fleischindustrie. Durch den akuten CO₂-Mangel müssen die Verbraucher mit Lücken bei Schweinefleisch und verpackter Wurst rechnen.
Warum fehlt CO₂?
Der CO₂-Mangel entsteht durch die hohen Gaspreise. Das von der Lebensmittelindustrie benötigte CO₂ ist ein Abfallprodukt bei der Produktion von Ammoniak, welches aus Erdgas gewonnen wird. Ammoniak wird wiederum für die Herstellung von Düngemitteln benötigt. Die Düngemittelfabriken haben aber ihre Produktion aufgrund der hohen Gaspreise stark gedrosselt oder sogar komplett eingestellt. Dadurch fehlen mittlerweile am Markt nach Schätzungen von Experten 30 bis 40 Prozent CO₂.
Knappheit von Kohlendioxid als Industriegas ist „existenzbedrohend“
Mit der jetzt umstrittenen Gasumlage kommt ab Oktober der nächste Preisanstieg bei Gas. Dies dürfte die Situation noch weiter verschärfen. Deshalb fordert Stefanie Sabet vom Bundesverband der Ernährungsindustrie (BVE) eine Subventionierung der Düngemittelhersteller, um den Markt wieder mit Kohlendioxid zu versorgen. Die Knappheit von Kohlendioxid als Industriegas sei „existenzbedrohend“.
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