Die angebotenen Abfindungen an Mitarbeiter bei Viessmann Climate Solutions markieren einen tiefen Einschnitt für den Standort Nordhessen. Der Heizungsmarkt steckt in einer Absatzkrise. Trotz boomender Nachfrage nach Wärmepumpen sinkt der operative Gewinn von 129 auf 120 Millionen US-Dollar. Der Markt für klassische Heizsysteme liegt am Boden – ein drastischer Markteinbruch verschärft die Lage. Parallel ruft das Unternehmen nach staatlicher Unterstützung, um die Wirtschaftskraft in Deutschland zu sichern und die Arbeitsplätze nicht weiter zu gefährden. Ein freiwilliges Abfindungsprogramm soll die Personalkosten deutlich reduzieren (hna: 06.11.25).
Abfindungen als letzter Ausweg
Der US-Major Carrier reagiert auf die Lage mit einem drastischen Schritt: In ausgewählten Regionen bietet Viessmann Abfindungen an, um personelle Strukturen zu verschlanken. Die Entschädigung wird nach Gehalt und Betriebszugehörigkeit berechnet. Vertrieb, Service und Entwicklung bleiben verschont. Doch der Abbau trifft vor allem die Produktionsbereiche – ein harter Einschnitt für die Belegschaft in Nordhessen, die auf Stabilität angewiesen ist.

Der Markt für Heizkessel in Deutschland schrumpft schneller, als die Wärmepumpensparte wächst. Thomas Heim von Viessmann plädiert deshalb für gezielte Förderung des heimischen Maschinenbaus. Ohne politische Unterstützung droht der Verlust an strategischer Standortstärke.
Wärmepumpen-Boom reicht nicht aus
Obwohl der Absatz von Wärmepumpen um 45 Prozent zulegte, überwiegt der Rückgang klassischer Systeme. „Der Markt fällt schneller, als wir wachsen“, erklärt das Management. Interne Sparmaßnahmen wie Materialkürzungen und Sabbatjahre lindern nur kurzfristig. Die Einführung der Abfindungen zeigt, wie ernst die Lage eingeschätzt wird. Intern ist auch von einer Abschlagszahlung die Rede.
Heim betont, dass ohne gezielte Investitionen in deutsche Heizsysteme Know-how und Technologieführung verloren gehen. Der internationale Wettbewerb erhöht den Druck auf heimische Hersteller.
Markteinbruch sorgt für Umbruch
Der BDH meldet den schwächsten Heizungsmarkt seit 15 Jahren: Im ersten Halbjahr 2025 sank der Absatz um 22 Prozent auf 296.500 Geräte. Der Marktabschwung trifft nicht nur Unternehmen, sondern ganze Regionen. Die von Viessmann gestarteten Abfindungen verstärken ein Klima der Unsicherheit. Viele Mitarbeitende ziehen den freiwilligen Abschied nur mangels Alternativen in Betracht.
Die strukturellen Anpassungen bergen auch Potenzial: Wer bleibt, findet sich zunehmend in zukunftsorientierten Bereichen wie Service und Entwicklung wieder. Der Wandel bringt Chancen, doch der Übergang gestaltet sich hart – für Beschäftigte, Betriebe und Standorte gleichermaßen.
Lesen Sie auch:
- Wärmepumpen in Deutschland doppelt so teuer wie im Ausland
- Heizungsbranche in der Krise: Kurzarbeit bei Vaillant, Viessmann und Stiebel Eltron
- Einbruch bei der Nachfrage von Wärmepumpen – Viessmann schickt 4000 Mitarbeiter in Kurzarbeit
- Daikin verlagert Wärmepumpen-Produktion vom schwäbischen Güglingen nach Tschechien
