Heizungsbranche in der Krise: Kurzarbeit bei Vaillant, Viessmann und Stiebel Eltron

Die Heizungsbranche erlebt nach Jahren des Wachstums einen dramatischen Rückgang. Besonders betroffen sind die Hersteller von Wärmepumpen wie Vaillant, Viessmann und Stiebel Eltron. Die Nachfrage nach neuen Heizungen ist stark eingebrochen, was viele Unternehmen zur Einführung von Kurzarbeit zwang. Bis Mai sank der Absatz um fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Bundesverband der Heizungsindustrie (BDH) berichtet (handelsblatt: 09.07.24).


Heizungsbranche im freien Fall: Politische Unsicherheiten und Fehleinschätzungen führen zur Krise

Markus Staudt, der Chef des BDH, sieht die Ursache für den Einbruch in den politischen Unsicherheiten: „Die letztjährige Debatte um das Gebäudeenergiegesetz verunsichert die Menschen weiterhin in Bezug auf Heizungsmodernisierungen.“ Experten aus der Heizungsbranche teilen diese Ansicht nur teilweise. Ein Branchenkenner erklärte dem Handelsblatt, dass die Hersteller ihre Nachfrageprognosen überschätzt haben. Die Annahme, dass das Verkaufsniveau von 2022/2023 beibehalten wird, war unrealistisch.

Heizungsbranche in der Krise: Kurzarbeit und Überkapazitäten bei Viessmann, Vaillant und Stiebel Eltron bedrohen immer mehr Jobs
Heizungsbranche in der Krise: Kurzarbeit und Überkapazitäten bei Viessmann, Vaillant und Stiebel Eltron bedrohen immer mehr Jobs
(Photo by Ina FASSBENDER / AFP)

In den letzten drei Jahren erzielte die Heizungsindustrie Rekordabsätze. Im Jahr 2023 wurden 1,3 Millionen Heizsysteme verkauft, darunter Gas-, Öl- und Wärmepumpen. Besonders die Verkäufe von Wärmepumpen stiegen aufgrund der Energiepreiskrise und Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg. Mit 350.000 verkauften Wärmepumpen war das Ziel von 500.000 verkauften Anlagen fast erreicht. Doch in diesem Jahr erwartet der BDH nur etwa 200.000 verkaufte Einheiten. Diese drastische Reduktion ist für die Hersteller eine Katastrophe.

Heizungsbranche in der Krise: Kurzarbeit und Überkapazitäten bedrohen Jobs

Marktexperte Nick Matten kommentiert: „Die Firmen haben ihre Kapazitäten schnell und massiv ausgebaut und sich verschuldet.“ Während große Unternehmen dies noch verkraften könnten, trifft es spezialisierte Firmen härter. Stiebel Eltron zum Beispiel hat im März 2000 seiner 2500 Mitarbeitenden in Kurzarbeit geschickt. Ein Sprecher des Unternehmens äußerte jedoch vorsichtigen Optimismus: „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Talsohle erreicht wurde, und die Nachfrage leicht ansteigt.“

Vaillant und Viessmann haben vergleichsweise weniger Mitarbeitende in Kurzarbeit geschickt. Vaillant betrifft dies 100 von 5000 Mitarbeitenden, während Viessmann keine genauen Zahlen nennt, aber nur einen kleinen Teil der 4000 Mitarbeitenden in Allendorf betrifft. Beide Unternehmen profitieren von einer steigenden Nachfrage nach Gas- und Ölheizungen, insbesondere Ölheizungen. Der Rückgang bei Gasheizungen beträgt 35 Prozent, was weniger drastisch ist als bei Wärmepumpen.


Viessmann warnt: Überproduktion und politische Fehler bremsen Wärmepumpen-Boom

Viessmann Climate Solutions äußert sich optimistisch: „Auch wenn es kurzfristig etwas Gegenwind gibt in Europa, sind wir überzeugt, dass der langfristige Trend zur Elektrifizierung und Nachhaltigkeit eine große Chance bietet.“ Dennoch liegen derzeit Zehntausende unverkaufte Geräte auf Lager. Viele Installateure bestellten im vergangenen Jahr aus Sorge vor Lieferengpässen mehr Wärmepumpen als nötig, was zu den aktuellen Überbeständen führte.

Experte Matten betont, dass nicht nur die Industrie, sondern auch die Politik Fehler gemacht hat. Die monatelangen Diskussionen der Ampelregierung über das Gebäude-Energie-Gesetz und Förderungen für Wärmepumpen verunsicherten viele Verbraucher. Die unklare Gesetzeslage machte es schwierig, den optimalen Zeitpunkt für den Kauf einer neuen Heizung zu bestimmen. Ursprünglich sollten die Fördermaßnahmen den Verkauf von Wärmepumpen ankurbeln, da diese als nachhaltigste Alternative gelten, wenn mehr grüner Strom produziert wird.

Förderchaos bei Wärmepumpen: Softwareprobleme und Unsicherheiten bremsen Markt

Seit Anfang des Jahres gibt es einen neuen Fördermechanismus für Wärmepumpen. Dieser umfasst eine Grundförderung von 30 Prozent, einen Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent und einen zusätzlichen Bonus für einkommensschwache Haushalte. Branchenkenner berichten jedoch von Chaos bei der Umsetzung. Softwareprobleme verzögerten die Antragsstellung für viele Verbraucher um Monate.

Experten sind daher skeptisch, ob sich der Markt in diesem Jahr noch erholen kann. Die Kombination aus politischer Unsicherheit, überoptimistischen Planungen und technischen Problemen bei der Förderung stellt die Heizungsbranche vor große Herausforderungen.

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