Die Autoindustrie steht in Europa am Scheideweg. Die politisch gesetzten Ziele zur CO₂-Reduktion scheinen nicht nur unrealistisch, sondern gefährden die Branche massiv. Während die europäische Politik weiterhin an ambitionierten Vorgaben festhält, schlagen die Autobauer Alarm. Die European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA), die Interessenvertretung der Automobilhersteller, fordert eine Anpassung der Klimaziele, um der Realität am Markt gerecht zu werden. Sinkende Verkaufszahlen bei Elektroautos und eine unzureichende Infrastruktur für die E-Mobilität machen eine fristgerechte Umstellung nahezu unmöglich (ntv: 19.09.24).
EU hält an unrealistischen CO₂-Zielen fest – droht das Aus für Millionen Jobs in der Autoindustrie?
Trotz dieser eindeutigen Fakten hält die EU an ihren Vorgaben fest. Ab 2025 sollen Neuwagenflotten im Durchschnitt nur noch 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen. Diese Forderung ist aus Sicht der Industrie jedoch völlig überzogen und ignoriert die Schwierigkeiten, mit denen die Hersteller konfrontiert sind.
Weder die Ladeinfrastruktur noch die Marktbedingungen sind so weit, dass diese Ziele erfüllt werden können. Trotzdem bleibt die Politik stur und riskiert damit nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie, sondern auch Millionen Arbeitsplätze. Gerade die E-Mobilität braucht bessere Rahmenbedingungen, um sich flächendeckend durchsetzen zu können.
Unrealistische Vorgaben gefährden Arbeitsplätze
Die gravierenden Konsequenzen dieser überambitionierten politischen Vorgaben sind bereits jetzt spürbar. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bricht ein. Im August 2023 sanken die Verkäufe von Neuwagen in Europa um über 18 Prozent, während die Neuzulassungen von Elektroautos sogar um 44 Prozent zurückgingen. In Deutschland, einem der wichtigsten Märkte, stürzten die Zahlen um fast 70 Prozent ab. Die Vorstellung, dass die Industrie unter diesen Bedingungen die politisch geforderten CO₂-Ziele einhalten könnte, ist absurd.
Die ACEA macht klar, dass es nicht an der Industrie liege, sondern an den äußeren Umständen. Fehlende Ladeinfrastruktur, steigende Strompreise und eine nicht gesicherte Lieferkette für Batterien und Rohstoffe behindern die Umstellung auf Elektrofahrzeuge erheblich. Diese Hürden machen es für die Hersteller nahezu unmöglich, die Produktion so anzupassen, dass die strengen Grenzwerte eingehalten werden können. Wenn die Politik nicht bald reagiert, drohen drastische Einschnitte: Werksschließungen und der Verlust von Millionen Arbeitsplätzen stehen im Raum, obwohl die E-Mobilität eigentlich das Zukunftsmodell für eine saubere Verkehrswende sein könnte.
Politische Starrheit schadet der Industrie
Die Ignoranz der politischen Entscheidungsträger gegenüber der Realität der Industrie wird immer deutlicher. Trotz klarer Warnungen aus der Branche hält die EU an ihren Vorgaben fest. Die Annahme, dass die Autobauer in der Lage sein sollten, binnen weniger Jahre vollständig auf Elektromobilität umzustellen, entbehrt jeder Grundlage. In einem Papier, das bereits unter den Autobauern kursiert, fordern diese eine Verschiebung der CO₂-Grenzwerte um mindestens zwei Jahre. Es ist bezeichnend, dass sogar große Hersteller wie Volkswagen diese Fristverlängerung als einzige Lösung sehen, um das Überleben ihrer Werke zu sichern. Wenn die Politik nicht einlenkt, könnten bis zu acht Fabriken in Europa schließen.
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