Varta erlebt schwierige Zeiten in finanzieller Hinsicht. „Die Sanierung schlage nicht wirklich an“, gestand das Unternehmen kürzlich. Ein erneuter Aufruf zur Unterstützung bei den Geldgebern erfolgte. Parallel dazu verzeichnete die Aktie einen erheblichen Einbruch. Der bekannte Batteriehersteller aus Schwaben befindet sich in einer tiefen Krise. Obwohl erst kürzlich eine Sanierungsvereinbarung mit Banken und dem Mehrheitsaktionär Michael Tojner getroffen wurde, zeichnet sich ab, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um das geplante Ziel eines profitablen Wachstums bis Ende 2026 zu erreichen. „Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten“, erklärte Varta in einer Pressemitteilung (wiwo: 12.04.24).
Varta in der Krise: Cyberangriff und sinkende Nachfrage setzen Traditionsunternehmen zu
Das Unternehmen stellt fest, dass sowohl das Geschäft mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für Kopfhörer als auch jenes mit Energiespeichern, die Strom aus Photovoltaik-Dächern speichern, schlechter läuft als erwartet. Die Bestellungen für Lithium-Ionen-Batterien schwanken stark und die Nachfrage nach Energiespeichern hat sich unerwartet verringert.
Zusätzlich erschweren günstigere Angebote der Konkurrenz und große Lagerbestände der Händler die Situation. Ein Cyberangriff im Februar verschärfte die finanzielle Lage Vartas, indem er die Produktion für Wochen stilllegte.
Varta-Aktie stürzt ab: Tiefster Stand seit Börsengang nach düsteren Prognosen
Am Morgen nach der Bekanntgabe sanken die Aktien von Varta im SDax um über 30 Prozent, was den niedrigsten Stand seit dem Börsengang 2017 markierte. „Die Mitteilung klinge so, als sei der Fortbestand des Unternehmens nicht unbedingt garantiert“, urteilte ein Händler. Im laufenden Jahr hat das Wertpapier bereits die Hälfte seines Wertes verloren, in den letzten fünf Jahren sogar mehr als drei Viertel. Trotz einer zuvor positiven Prognose von KPMG scheinen die zugrunde liegenden Annahmen der Finanzplanung nun brüchig.
Varta kämpft ums Überleben: Neues Sanierungsgutachten und drohender SDax-Ausschluss
Varta hat ein neues Sanierungsgutachten von AuxilPartner angefordert, das bis Mitte des Jahres fertiggestellt sein soll. Bis dahin haben die Kreditgeber zugesagt, keine weiteren Schritte zu unternehmen. Welche Anpassungen in den Sanierungsplänen notwendig sind, bleibt derzeit ungewiss. Darüber hinaus wurde die Investmentbank Rothschild beauftragt, strategische Optionen bezüglich möglicher Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen zu erarbeiten. Nachdem Michael Tojners MontanaTech vor einem Jahr bereits 50 Millionen Euro investierte, steht das Unternehmen erneut vor der Herausforderung, weitere finanzielle Unterstützung zu finden. Varta hat Schulden in Höhe von 250 Millionen Euro bei Banken und weitere 235 Millionen Euro über Schuldscheindarlehen. Ein Jahresabschluss für 2023 steht noch aus, was mit den Nachwirkungen des Cyberangriffs begründet wird. Somit könnte Varta im Mai aus dem Kleinwerteindex SDax ausgeschlossen werden. Die vollen wirtschaftlichen Auswirkungen des Cyberangriffs sind noch nicht abzuschätzen.
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