Die Urenco-Anlage im niederländischen Almelo ebnet westlichen Ländern den Weg zur Unabhängigkeit von russischem, angereichertem Uran. Ad Louter, Direktor von Urenco, teilte diese Neuigkeit am Vorabend des Baubeginns einer neuen Halle mit. Diese Erweiterung wird die Produktionskapazitäten für die Urananreicherung deutlich erhöhen (nltimes: 23.03.24).
Urananreicherung neu gedacht: Niederländisches Unternehmen bricht Russlands Monopol
Bis 2022 beherrschte das russische Staatsunternehmen Rosatom etwa die Hälfte des Weltmarkts für angereichertes Uran. Nach dem Konflikt in der Ukraine strebten viele westliche Staaten danach, sich von russischem Uran zu lösen. Präsident Joe Biden der Vereinigten Staaten erwägt sogar ein baldiges Importverbot. Die Europäische Union zögert allerdings noch mit Sanktionen, da sie zu 35 Prozent von russischem Uran abhängig ist.
Louter zufolge bietet Urenco eine Lösung für diese Abhängigkeit. Am Montag beginnt der Bau der achten Halle, was die Produktion in Almelo um 15 Prozent steigern wird. „Langfristig können wir damit westlichen Ländern eine vollständige Unabhängigkeit von Russland gewährleisten“, erklärt Louter.
Milliardenwette auf die Unabhängigkeit: Der lange Weg aus Russlands Atom-Umklammerung
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) äußerte Bedenken, dass ein Geschäftsstopp mit Rosatom unrealistisch sei und die Nuklearindustrie in mehreren Ländern zum Erliegen bringen könnte. Außerdem würden durch die Reduzierung der Abhängigkeit von Russland Milliardenkosten entstehen.
Louter stimmt zu, betont jedoch die Notwendigkeit von Zeit. „Unser Sektor benötigt etwa vier Jahre, um vollständig unabhängig zu werden. Das sind in der Tat große Investitionen. Aber das gilt für den gesamten Energiewandel.“
Uranboom lockt Milliarden: Großinvestoren setzen auf die Nuklear-Zukunft
Vor einigen Tagen verkündete Urenco einen Anstieg des Auftragsbuchs um 36 Prozent. Der Uranmarkt zieht wieder private Investoren an, bestätigt Louter. „Das zeigt sich am Uranpreis, der enorm gestiegen ist. In Kanada und Australien werden wieder Minen eröffnet. Unternehmen wie Rolls-Royce, General Electric Hitachi, Westinghouse und Bill Gates‘ Terrapower investieren Milliarden in kleinere Reaktoren.“
Die Urenco-Gruppe ist im Besitz der niederländischen und britischen Staaten sowie der deutschen Stromunternehmen E.ON und RWE. Über Interesse einer japanischen Bank an niederländischen Anteilen wurde berichtet, doch Louter möchte dazu nicht Stellung nehmen. „Das obliegt unseren Aktionären. Ich werde das nicht diskutieren. Wir müssen jedoch sehr strenge Anforderungen erfüllen. Daher ist eine Übernahme durch einen privaten Investor nicht sehr naheliegend.“
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